Investieren ist nicht kompliziert und auch mit geringen Beträgen möglich

 

Wenn am 8. März rund um den Globus der Internationale Frauentag gefeiert wird, stehen bereits zum 110. Mal Frauenrechte und Gleichberechtigung der Geschlechter im Fokus. Doch an diesem Tag werden nicht nur die Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung gewürdigt, sondern die Aufmerksamkeit wird auf weiterhin bestehende Ungleichheiten gerichtet. Nicht zuletzt wird dazu ermuntert, sich für die Geschlechtergerechtigkeit zu engagieren.

Finanzen sind auch Frauensache

Auch wenn die Gleichberechtigung heute in vielen Lebensbereichen auf einem guten Weg ist: Gerade rund um das Thema Finanzen gibt es weiterhin Nachholbedarf. Denn noch immer verdienen Frauen laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 19 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Da sie aufgrund dieses „Gender Pay Gaps“ einen geringeren finanziellen Spielraum haben, können sie auch deutlich weniger für ihr Alter vorsorgen. Erschreckend ist, dass das Alterseinkommen von Frauen in Deutschland 46 Prozent unter dem der männlichen Rentner liegt. „Damit haben wir die höchste Geschlechter-Rentenlücke über alle OECD-Länder hinweg. Ein guter Grund, aktiv zu werden!“, betont Pia Bradtmöller, Leiterin Marketing & PR für Deutschland und Österreich bei J.P. Morgan Asset Management. Doch nach wie vor gehen zu viele Frauen das Thema Finanzen und Vorsorge nicht aktiv an. „Gerade für Frauen ist es wichtig, einen Überblick über ihre Finanzen zu haben und zu wissen, womit sie im Alter rechnen können“, rät Pia Bradtmöller. „Lebenssituationen können sich jederzeit ändern, so dass ‚frau‘ selbst gefordert ist, ihre finanzielle Zukunft zu gestalten.“

Teure Investmentirrtümer

Im Zuge der Pandemie ist die Sparquote der Deutschen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2020 auf das Rekordhoch von 16,3 Prozent geklettert. Zwar stieg laut Bundesbank das Interesse an Aktien und Fonds gerade bei jüngeren Anlegerinnen und Anlegern deutlich an. Aber nach wie vor liegen mehr als zwei Billionen Euro in kaum verzinsten Bankeinlagen – dadurch gehen den Sparerinnen und Sparern Erträge in Milliardenhöhe verloren. So ist es laut der Expertin notwendig, den gerade bei Frauen beliebten „sicheren Anlagehäfen“ wie Sparbuch und Tagesgeld den Rücken zu kehren. „Die massiven Rettungspakete, die Staaten weltweit im Zuge der Coronakrise aufgelegt haben, dürften dazu führen, dass die Zinsen noch auf Jahre tief bleiben“, erklärt Bradtmöller. Dies führt langfristig zu einer schleichenden Enteignung, wenn die Zinsen niedriger als die Inflation sind.

Tatsächlich ist die Geldanlage kein Buch mit sieben Siegeln, das gilt es sich laut der Expertin vor Augen zu führen, wenn man den Gang an die Börse scheut. Wer sich mit dem Thema Geldanlage auseinandersetzt, kann einige hartnäckige Irrtümer in Bezug auf die Geldanlage aus dem Weg räumen – das ist umso wichtiger, da diese Irrtümer Frauen im Laufe eines Lebens ein Vermögen kosten können.

Irrtum 1: Frauen interessieren sich nicht für Geldanlage

Was für eine Verallgemeinerung! In einer paneuropäischen Studie zum Spar- und Anlageverhalten von Frauen, die J.P. Morgan Asset Management unter mehr als 3.000 Frauen in acht Ländern durchgeführt hat, zeigte sich deutlich, dass über 50 Prozent der befragten Frauen bereits investieren oder es zumindest in Betracht ziehen, zu investieren. „Zwar nutzen aktuell weniger als 30 Prozent der deutschen Frauen die Chancen des Kapitalmarktes, aber es ist falsch zu sagen, dass Frauen sich grundsätzlich nicht für die Geldanlage interessieren“, erläutert Pia Bradtmöller.

Irrtum 2: Anlegen ist nur etwas für Reiche

30 Prozent der deutschen Frauen geben an, dass sie nicht in Wertpapieren anlegen, weil sie keine großen Beträge zur Verfügung haben. Sie glauben also, sie müssten bereits ein Vermögen besitzen, um am Kapitalmarkt zu investieren. Zudem würden 32 Prozent der befragten europäischen Frauen erst dann investieren, wenn sie genug Geld als „eiserne Reserve“ zur Verfügung haben. „Es ist sinnvoll und wichtig, Rücklagen gebildet zu haben, bevor man anfängt, sein Erspartes am Kapitalmarkt anzulegen“, bestätigt Pia Bradtmöller. Doch sie führt auch weiter aus, dass ein solcher „Notgroschen“ die Lebenshaltungskosten für drei bis sechs Monate abdecken sollte – aber auch nicht mehr. Das heißt, sobald diese Summe angespart ist, gibt es keinen Hinderungsgrund mehr, das Thema Wertpapiere anzugehen.

Irrtum 3: Ich habe den richtigen Zeitpunkt verpasst

Ein häufiger Irrtum bei der Geldanlage ist zu glauben, der Anlagehorizont sei nicht mehr lang genug für ein Kapitalmarktinvestment. 10 Prozent der befragten Frauen in Deutschland glauben, dass sie zu alt sind, um zu investieren. „Die Erfahrung zeigt, dass es kein ‚falsches Alter‘ gibt, um mit dem Anlegen anzufangen“, betont die Expertin. „Wer jung ist, profitiert langfristig von einem starken Zinseszinseffekt – das sollte für jede junge Frau ein guter Grund sein, so schnell wie möglich loszulegen, auch wenn es zunächst nur mit kleinen Beträgen ist. Und wer bereits älter ist, hat dafür vielleicht etwas mehr Geld zur Verfügung.“ In der europäischen Umfrage zum Thema Frauen und Geldanlage gaben 35 Prozent der befragten Frauen an, erst zwischen 30 und 40 Jahren mit dem Anlegen begonnen zu haben. Und auch später lohnt es sich noch – denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau heute 80 Jahre alt wird, liegt bei 76 Prozent. „Das bedeutet, dass selbst Frauen, die 60 Jahre oder älter sind, noch einen langfristigen Anlagehorizont von deutlich mehr als zehn Jahren haben. Die beste Zeit zum Geld anlegen ist deshalb „genau jetzt“, so Pia Bradtmöllers Appell.

Irrtum 4: Anlegen ist kompliziert

Mangelndes Wissen in Bezug auf Geldanlage und Kapitalmärkte hält Frauen wie Männer gleichermaßen davon ab, ihr Geld anzulegen. Sowohl 37 Prozent der Frauen als auch der Männer sagen, sie würden beginnen zu investieren, wenn sie nur das Thema Geldanlage besser verstehen würden. „Leider wird die Komplexität der Geldanlage häufig überschätzt. Natürlich ist die Strukturierung eines großen Vermögens nicht trivial – dafür sollte eine professionelle Finanzberatung in Anspruch genommen werden. Aber der erste Schritt an die Börse ist einfacher als gedacht: Mit einem Fondssparplan lassen sich ganz bequem regelmäßig auch kleine Beträge anlegen und so erste Erfahrungen mit Wertpapieren sammeln“, weiß Pia Bradtmöller.

So einfach ist Anlegen – mit dem Fondssparplan

Der einfachste Weg an die Börse scheint vielen Sparerinnen allerdings noch unbekannt zu sein, denn nur knapp über 4 Prozent der befragten deutschen Frauen und Männer nutzen bisher einen solchen Sparplan zum regelmäßigen Vermögensaufbau. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand: monatlich wird automatisch eine gleichbleibende Summe angelegt. Doch statt sie auf dem Sparbuch quasi unverzinst liegen zu lassen, werden davon automatisch Anteile eines Fonds gekauft, der – wie beispielsweise bei einem Mischfonds –  breit gestreut in unterschiedliche Anlageklassen investiert und damit das Risiko streut. Bei vielen Banken und Sparkassen geht dies bereits ab 25 Euro monatlich. „Ein logischer erster Schritt zum Investieren wäre also, einen Fondssparplan einzurichten, sobald die Rücklagen zusammengespart sind“, so Pia Bradtmöller. Das Prinzip Sparplan scheint, wenn explizit darauf angesprochen, für viele Sparerinnen durchaus überzeugend zu sein: 23 Prozent geben an, dass sie sich vorstellen könnten, in Wertpapiere anzulegen, wenn es die Möglichkeit gäbe, regelmäßig einen nicht zu hohen Betrag zu investieren. „Viele der Anlegerirrtümer lassen sich sehr schnell aufklären. Und mit einem Sparplan gibt es sogar die gewünschte einfache Lösung, um den ersten Schritt an die Börse zu wagen und die eigene  finanzielle Zukunft zu gestalten“, so Pia Bradtmöllers Fazit.

Zu den zitierten Studien

Das Krisenbarometer von J.P. Morgan Asset Management ist eine repräsentative Online-Befragung über die Plattform von Attest. Befragt wurden 1.942 deutsche Frauen und Männer ab 18 Jahren in der Zeit vom 30. April bis 13. Mai 2020. Im Fokus standen Meinungen und Einstellungen zur Wirtschaftsentwicklung sowie zum Spar- und Anlageverhalten während der Coronakrise. Die Studie „Frauen und Geldanlage“ wurde im Herbst 2019 in acht europäischen Ländern von dem Research-Haus Kantar durchgeführt. Insgesamt beantworteten 3.009 Frauen im Alter von 30 bis 65 Jahren den 75 Fragen umfassenden Fragebogen. Die Befragten besitzen entweder Kapitalanlagen oder Ersparnisse und/oder verfügen über ein persönliches Mindesteinkommen (die Höhe des Einkomens war dabei länderabhängig). Darüber hinaus wurde eine Stichprobe von 601 männlichen Anlegern untersucht, die als Vergleichsmaßstab dient.

Auf Basis der Befragung wurden acht verschiedene Typen von Anlegerinnen ermittelt:

Frauen mit einer größeren Tendenz zum Investieren:

1) Selbstsicher und kontrolliert: ernsthafte und engagierte Anlegerinnen, für die finanzielle Sicherheit und ein sorgenfreier Ruhestand Priorität haben (16 Prozent).

2) Im Hier und Jetzt: stark auf die Gegenwart fixiert, Investitionen als eine Chance für die Zukunft (13 Prozent).

3) Aktiv und zielgerichtet: wohlhabende und optimistische Frauen auf Suche nach Vermögenswachstum, die für eine sichere und komfortable Zukunft vorgesorgt haben (12 Prozent).

4) Wachsendes Selbstbewusstsein: Abwägung kurz- und langfristiger Interessen, aber mit Erwartungen hinsichtlich eines Vermögenswachstums und einer positiven Sicht auf die Zukunft (7 Prozent).

5) Junge Überfliegerin: ehrgeizige, selbstbewusste Frauen mit wenig Zeit, die sich für Investitionen begeistern und sich sowohl online als auch offline beraten lassen (5 Prozent).

Frauen mit einer größeren Tendenz zum Sparen:

6) Vorsichtige Zweiflerin: ängstliche Frauen mit Sicherheitsbedürfnis, die sich finanziell eingeschränkt fühlen, aber mehr Auswahlmöglichkeiten wünschen (16 Prozent).

7) Passive Behüterin: finanziell nicht engagierte Frauen mit Sicherheitsbedürfnis, deren Verlustangst größer ist als die Aussicht auf künftige Gewinne (19 Prozent).

8) Erklärte Traditionalistin: Die Bewahrung ihrer Lebensweise und Finanzen hat Priorität. Sie sind nicht bereit, ihre Komfortzone zu verlassen und möchten keine Risiken eingehen (12 Prozent).

 

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