Das Schicksal hat für Exchange Traded Funds (ETFs) im Fixed-Income-Bereich in den letzten Jahren Unterschiedliches bereitgehalten.

 

2019 stellte einen Wendepunkt dar: Die Kapitalflüsse erreichten neue historische Hochs, da die Investoren begannen, Allokationen in ETFs zu verschieben. Obwohl der Großteil der Vermögenswerte in der Welt der Anleihen immer noch in aktiven Fonds verwaltet wird, haben ETFs den Anbietern ermöglicht, im Bereich Fixed Income innovativ zu sein, und eine Umkehrung dieses Trends ist unwahrscheinlich. Dank des ETF-Formats sind Anlageklassen, auf die früher schwer zugegriffen werden konnte, heute zugänglicher denn je. Das Format bietet aber auch die Bausteine, die die Investoren benötigen, um im Rahmen eines transparenten und leicht handelbaren Instruments diversifizierte Portfolios aufzubauen.

ETFs bieten den Investoren das wohl innovativste und effizienteste Format für Fixed-Income-Produkte. Da ETFs Anleihen als „Sachleistung“ annehmen können, werden die Handelsgebühren dadurch reduziert, dass nicht bei jedem Vorliegen einer Order zugrunde liegende Anleihen auf dem Markt ge- oder verkauft werden müssen. Dies sowie der Effekt eines Sekundärmarkts, auf dem die Investoren von zwei Liquiditätsschichten profitieren, ohne dazu auf dem Primärmarkt aktiv werden zu müssen, zeigt einige der vorteilhaften Eigenschaften von Anleihen-ETFs. Doch könnte ein Mangel an Innovation die zunehmende Nutzung von Fixed-Income-ETFs stoppen?

Das ETF-Format hat Innovationen zwar gefördert, Fixed Income selbst gilt aber allgemein nicht als innovative Anlageklasse. Die COVID-19-Pandemie hat jedoch zu einer neuen Anlageklasse im Bereich Fixed Income geführt, den EU-Anleihen. Sie sollen bei der Bekämpfung des Virus helfen und eine wirtschaftliche Erholung in der Eurozone anregen. Durch die erwartete Emission von Anleihen der Europäischen Union wird die EU zum zweitgrößten Emittenten mit AAA-Rating in Europa und transformiert damit den übernationalen Bereich.

Die Investoren konnten mithilfe von ETFs ein Engagement im vollen Spektrum der Fixed-Income-Anlageklasse erzielen, doch nur eine begrenzte Anzahl von Investoren beabsichtigt, ihre Fixed-Income-Allokationen in den nächsten 12 Monaten zu erhöhen1. Trotz der Verschiebung hin zu Fixed-Income-ETFs, die sich in den letzten Jahren vollzogen hat, ziehen weniger als 15%2 der Investoren ETFs als Instrument aktiv in Erwägung, wenn es um eine Allokation im Bereich Fixed Income geht. Hat die Nutzung von Fixed-Income-ETFs also ihren Höhepunkt erreicht und bedarf es weiterer Innovationen, um mehr Wachstum zu erzielen?

In den letzten Jahren sind in Europa zunehmend Mehröffnungsinstrumente aufgekommen – von kostengünstigen Möglichkeiten für ein Engagement in AT1-CoCo-Anleihen3 bis hin zu Floating Rate US-Treasuries. Der Anleihenmarkt entwickelt sich weiter, es bilden sich neue Anlageklassen und das Investorenverhalten verschiebt sich auf Optionen im Bereich Environmental, Social und Governance (ESG). Es ist wahrscheinlich, dass ETFs mit dieser Entwicklung Schritt halten und einen Marktzugang zu diesen neuen Anlageklassen bieten werden. Zugleich werden sie aber durch die Förderung ESG-freundlicher Praktiken unter den Anleiheemittenten auch für Innovationen bei vorhandenen Anlageklassen sorgen. Im Fall der EU-Anleihen fallen alle Anleihen, die im Rahmen des SURE4-Programms emittiert werden, unter Sozialanleihen und ein Teil der im Rahmen der Initiative NextGenerationEU emittierten Anleihen könnte unter Sozial- oder Umweltanleihen fallen5.

Trotz der Entwicklungen im Bereich Fixed Income, verbleibt der Großteil der Fixed-Income-Vermögenswerte in nach der Marktkapitalisierung gewichteten Indizes, die den Investoren ein reines Beta-Engagement bieten. Mehr als die Hälfte (53%)6 der europäischen Finanzberater nutzen Anleihen-ETFs zur Reduzierung der Gesamtkosten eines Portfolios. Der Kostenvorteil von ETFs wird seit Langem diskutiert, dies darf jedoch keine nachteiligen Auswirkungen auf die Performance haben – und genau hier können uns Innovationen weiterbringen.

An den heutigen Fixed-Income-Märkten gestaltet es sich für Investoren nach wie vor extrem schwierig, ein angemessenes Gleichgewicht zwischen Risiko und Ertrag aufrechtzuerhalten. In einem normaleren Zinsumfeld konnten die Kern-Anleihenpositionen eines Anlegers zuverlässig Erträge erwirtschaften und dazu beitragen, die von anderen riskanteren Anlageklassen ausgehende Volatilität zu mindern. Da viele Investoren oftmals marktkapitalisierungsgewichtete Referenzindizes nachbilden, sind die Renditen ihrer Engagements im Laufe der Jahre üblicherweise gesunken. Ein derartiger Renditerückgang geht oftmals mit einem Verlust der Fähigkeit einher, angemessene Erträge aus Kern-Anleihenportfolios zu erzielen. Innovative Lösungen, wie Indizes mit Renditeoptimierungsmechanismus, können die Renditen optimieren, dabei aber das Risiko an einem bekannten Referenzindex orientieren. Hier kommen Smart-Beta-ETFs ins Spiel.

Smart-Beta-ETFs machen rund 3%7 der Vermögenswerte aus, die in in Europa ansässige Fixed-Income-ETFs investiert werden. Nachdem sie zunächst die Neugier der Investoren geweckt hatten, durchlebten Smart-Beta-Produkte ein schwieriges Jahr 2019, da das Kapital in nach der Marktkapitalisierung gewichtete und aktive ETF-Strategien floss. Dies änderte sich etwas im Jahr 2020, in dem mehr als doppelt so viel Kapital in Smart-Beta-ETFs wie in aktive ETF-Strategien floss. Diese innovativen Lösungen fallen häufig unter den Tisch, können aber das Gleichgewicht zwischen Ertrag und Kosteneffizienz liefern, das die Investoren anstreben. Unser Research zeigt, dass 31%8 der Allokationen in Fixed-Income-ETFs durch europäische Berater auf dem Markt für Hochzinsanleihen getätigt werden, doch ein Index mit Renditeoptimierungsmechanismus könnte sich als nützliches Instrument erweisen, um Zugang zum Markt für Hochzinsanleihen zu erhalten. Einige Smart-Beta-ETFs bieten Möglichkeiten, um das Universum der Hochzinsanleihen so zu filtern, dass Unternehmen mit dem niedrigsten Kreditrating ausgeschlossen werden, bei denen die Wahrscheinlichkeit möglicherweise höher ist, dass sie zahlungsunfähig werden. Die Nutzung von Smart-Beta-Fixed-Income-ETFs ist noch sehr niedrig, doch die von den Investoren angestrebten Innovationen könnten sich bereits in greifbarer Nähe befinden – oder bereits existieren.

1Quelle: CoreData, WisdomTree Pan European Adviser Study 2020, 2Quelle: CoreData, WisdomTree Pan European Adviser Study 2020, 3Quelle: AT1-CoCo-Anleihen beziehen sich auf Additional Tier 1 Contingent Convertible Bonds, 4SURE bezieht sich auf das Programm „Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency“, 5Offizielle Website der Europäischen Kommission, 6Quelle: CoreData, WisdomTree Pan European Adviser Study 2020, 7Morningstar, Stand: 31. Dezember 2020, 8Quelle: CoreData, WisdomTree Pan European Adviser Study 2020

 

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