Marktkommentar von Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG

 

Zahlreiche Aktien-Leitindizes dieser Welt bewegen sich gemessen an den Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) mittlerweile auf historisch hohen Bewertungsniveaus. Auch das KGV des DAX liegt geradezu schwindelerregend hoch. Solche Bewertungen lassen sich durch zwei Faktoren rechtfertigen: Das anhaltend niedrige Zinsniveau sowie die Perspektive weiterhin stark steigender Unternehmensgewinne in den kommenden zwei bis drei Jahren. Diese Gewinn-Erwartung muss dann allerdings auch eingelöst werden. Fallen die Erträge niedriger aus als erwartet, werden die Aktienmärkte ein Problem haben, ihre derzeitigen Bewertungen zu halten. Ebenso herausfordernd dürfte es für die Bewertungen sein, wenn die Zinsen eines Tages wieder steigen und die Rentenmärkte entsprechend anziehen. Allerdings sieht es danach trotz aktuell wieder steigender Inflation nicht aus. Selbst bei langfristigen Rentenpapieren wie den zehnjährigen US-Staatsanleihen ist nur ein ausgesprochen moderater Zinsanstieg zu beobachten.

Ende der Value-Euphorie

Bleibt man als Anleger in Aktien investiert, stellt sich in neuer Dringlichkeit die Gretchen-Frage „Value oder Growth“? Nach den ersten Nachrichten über die erfolgreiche Entwicklung eines Covid 19-Impfstoffes Anfang November 2020 brach eine regelrechte Value-Euphorie aus, viele Marktbeobachter favorisierten nun zyklische Werte und gingen von einer Aufholjagd aus. Diese Euphorie ist mittlerweile wieder einer nüchternen Betrachtung gewichen. Zu Recht, wie auch hier ein Blick auf die Zahlen lehrt: Seit dem 9. November 2020 erzielen der MSCI Asia Pacific und der Nasdaq 100 – beide stark auf Wachstumswerte wie Technologie ausgerichtet – eine deutlich höhere Performance als Indizes, die einen vergleichsweise signifikant größeren Anteil an Value-Titeln haben. Diese überdurchschnittliche Entwicklung von „Growth“ gegenüber „Value“ zeigt sich seit Monaten stabil.

Value und Growth – die Mischung macht‘s

Die meisten Aktienindizes liegen in den vergangenen Monaten und im bisherigen Jahresverlauf also deutlich im Plus, dabei hängen Wachstumstitel häufig Value-Werte ab. Das sind durchaus schon bekannte Muster – können Anleger also auf den Autopiloten umschalten und davon ausgehen, dass es einfach so weitergeht? Keineswegs! Schon alleine aufgrund der historisch dünnen Luft der Bewertungen ist es die bessere Wahl, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Je nach Risikoneigung sollten Aktien-Portfolios daher möglichst breit diversifiziert sein und neben Wachstums- auch Value-Werte beinhalten. Auch geografisch empfiehlt sich eine breite Streuung, wobei die immer wichtiger werdende Wachstumsregion Asien besonders beachtet werden sollte. Zudem ist es ratsam, das weitere Geschehen an den Rentenmärkten aufmerksam zu beobachten.

 

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