Viele Investoren scheuen langfristige Investitionen in Entwicklungsländern aus Angst vor höheren Risiken. Damit entgehen ihnen aber auch Chancen wie Investitionen in nachhaltige Infrastruktur. Welche Risiken und Vorteile damit verbunden sind.
„Entwicklungsländer brauchen Investitionen in Infrastruktur. Die Vereinten Nationen (UN) schätzen, dass bis zum Jahr 2030 rund 1,88 Billionen US-Dollar fehlen, um die Entwicklungsziele der UN (UN Sustainable Development Goals) zu erreichen“, so Gianfranco Saladino, Head of Sustainable Infrastructure Investments bei BlueOrchard. „Diese Herausforderung ist eine Chance für Investoren, da lokale Quellen diese Investitionslücke nicht schließen können.
Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass Investments in Entwicklungsländer, besonders in Infrastruktur, öfters scheitern oder in finanziellen Verzug geraten als in Industrieländern. Es stimmt, dass es in Entwicklungs- und Schwellenländern spezifische Risiken und Eintrittshürden gibt. Investitionen in nachhaltige Infrastruktur sind aber ähnlich erfolgreich.
Unabhängig davon bleibt es wichtig, die Risiken eines Investments einzuschätzen. Dazu gehören Geschäftsrisiken, die mit dem Betrieb von Infrastrukturanlagen verbunden sind wie schwankende Preise, Nachfrageschocks oder zahlungsunfähige Geschäftspartner. Häufigkeit und Schwere dieser Risiken ähneln sich in Ländern unterschiedlicher Entwicklungsstufen. Hinzu kommen regulatorische und politische Risiken wie instabile Institutionen oder häufige Machtwechsel, mit denen politische Richtungswechsel einhergehen. Auch diese Risiken sind nicht zwingend mit dem Status eines Landes als Entwicklungs-, Schwellen- oder Industrieland verbunden. Wollen Investoren sie bewerten, hilft ein Blick auf die historische und aktuelle Situation des Investmentstandortes.
Ebenso werden Währungsrisiken oft mit Entwicklungsländern assoziiert. Besonders betroffen sind Investments, bei denen die Investitionswährung von der Währung des zugrundeliegenden Fonds abweicht. Schützen können sich Investoren hier mit einer Währungsabsicherung.
Wie unterschiedlich riskant Infrastrukturinvestments sind, zeigt ein globaler Vergleich der Verlustraten von Infrastrukturprojekten. In Entwicklungsländern gehen höhere Ausfallraten mit höheren Rückgewinnungsraten einher[FH1] , wie eine Untersuchung der Ratingagentur Moody’s zeigt. Die Verlustraten unterscheiden sich daher nur wenig von denen in Industrieländern.
Zudem stehen den Risiken die Vorteile von Investitionen in nachhaltige Infrastruktur in Entwicklungsländern entgegen. Dazu gehören gut planbare, stabile Rückflüsse, da Infrastrukturunternehmen mit ihren Abnehmern langfristige Verträge schließen. Hinzu kommt, dass die Nachfrage für Güter und Dienstleistungen wie Wasser, Strom und Verkehrswege gering bis negativ mit dem Wirtschaftszyklus korreliert ist. So stabilisieren Infrastrukturobjekte Portfolios. Zusätzlich bieten Infrastrukturprojekte in Entwicklungsländern höhere Risikoprämien, trotz ähnlich hoher Verlustraten vergleichbarer Projekte in Industrieländern.
Investitionen in nachhaltige Infrastruktur in Entwicklungsländern bieten nicht nur attraktive risikobereinigte Renditen. Sie sind nötig, um die Investitionslücke zu schließen und so die UN SDG zu erfüllen, und unterstützen gleichzeitig den Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Zusätzlich fördern sie die gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung in Schwellen- und Entwicklungsländern auf lange Sicht und steigert zudem die globale Lebensqualität langfristig.“
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