Eine Analyse von Maritza Cabezas und Amber van der Schoot, Investmentstrategen bei Triodos Investment Management
Die COVID-19-Pandemie hat das Leben unzähliger Menschen auf der ganzen Welt tiefgreifend beeinflusst, wobei Frauen davon am stärksten betroffen sind. Nicht nur, weil sie aufgrund ihrer Tätigkeit im Gesundheitsbereich ein höheres Risiko einer COVID-19-Ansteckung haben, sondern auch, weil sie in Berufen überrepräsentiert sind, in denen Abstand halten schwieriger ist und Entlassungen häufiger vorkommen. Viele Frauen mussten ihre Berufstätigkeit unterbrechen, um Familienangehörige zu pflegen. Darüber hinaus sind Frauen häufig in Mikro- und Kleinunternehmen beschäftigt, in denen sie einen niedrigeren Lohn erhalten und nur geringen rechtlichen und sozialen Schutz genießen, oder sie befinden sich in informellen Beschäftigungsverhältnissen, in denen die Situation noch prekärer ist. All diese Faktoren erleichtern natürlich die Entscheidung, aus dem Berufsleben auszusteigen.
Die Erwerbsquoten zeigen, dass Frauen in Rekordzahlen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, und diese Entwicklung könnte dauerhaft anhalten. Je länger Frauen dem Arbeitsmarkt fernbleiben, desto höher ist das Risiko, dass ihre Kenntnisse und Fähigkeiten schwinden und sie ihr Einkommen und ihre Perspektive dauerhaft verlieren. Schon vor der Pandemie ist es keinem Land gelungen, die Gleichstellung der Geschlechter, wie sie in den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung angestrebt wird, vollständig zu erreichen. Gemessen am Zugang zu (qualitativ hochwertiger) Bildung und Erwerbsbeteiligung sowie mit Blick auf Unternehmen unter der Leitung von Frauen ist eine solche Gleichstellung nun weiter entfernt als jemals zuvor. Seit Beginn der Pandemie verlieren Mädchen in Ländern mit niedrigen Einkommen in großer Zahl den Zugang zu Bildung.
Die so genannte „Inclusive Finance“ kann dazu beitragen, eine Gleichstellung der Geschlechter beim wirtschaftlichen Aufschwung nach der Pandemie anzustreben. Ohne Bildung verringern sich die Chancen auf den Zugang zum Arbeitsmarkt erheblich. Doch auch im Berufsleben stoßen Frauen auf weitere Hindernisse. Weltweit stellt der Zugang zu Krediten für KMUs ein großes Problem dar. Die International Financial Corporation (IFC) schätzt, dass weltweit eine Finanzierungslücke von 300 Milliarden US-Dollar für von Frauen geführte Kleinunternehmen besteht, und dass mehr als 70 Prozent der von Frauen geführten KMUs keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Finanzdienstleistungen haben. Diese Situation wird sich durch die Pandemie noch weiter verschärfen. Andere Hindernisse stehen im engen Zusammenhang mit der traditionellen Rolle der Frau und mit verfügbaren Angeboten zur Kinderbetreuung.
Generell ermöglicht eine solche finanzielle Integration Menschen und Unternehmen, ihre wirtschaftliche Lage besser zu steuern und zu planen. Genauer gesagt, kann „Inclusive Finance“ dazu beitragen, die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie geschlechtersensibel zu gestalten. Triodos IM legt bei seinen Investitionen größten Wert auf verschiedene Nachhaltigkeitskriterien, darunter Einkommen, Umweltschutz und geschlechtsspezifische Themen. Unter dem Aspekt der Geschlechtergleichstellung sind wir in der Lage, einige der Hindernisse abzubauen und Frauen und Mädchen eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die von Triodos IM finanzierten Unternehmen und Finanzinstitute können es Frauen ermöglichen, ihr Potenzial zu entfalten und an der Wirtschaft teilzuhaben.
Der Zugang zum Finanzsystem ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Kontext von COVID-19, in dem sich nicht nur die Arbeitsweise geändert hat, sondern auch alle Hände gebraucht werden, um eine widerstandsfähigere, nachhaltigere und integrativere Wirtschaft aufzubauen. Bei der Umsetzung dieses Ziel kann und muss Impact Investing eine wichtige Rolle spielen.
Über Triodos Investment Management
Triodos Investment Management (Triodos IM) hat zum Ziel ein breites Spektrum von Investoren – die ihr Geld für langfristige, positive Veränderungen einsetzen möchten – mit innovativen, nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen zu vereinen. Damit dienen wir als Katalysator in Sektoren, die für den Übergang zu einer gerechteren, nachhaltigeren und humaneren Welt von zentraler Bedeutung sind.
In den vergangenen 25 Jahren, in denen wir in Sektoren wie Energie und Klimaschutz, den sozial verantwortlichen Finanzsektor sowie nachhaltige Lebensmittel und Landwirtschaft investiert haben, haben wir uns ein fundiertes Wissen aufgebaut. Außerdem investieren wir auch in börsennotierte Unternehmen, die einen wesentlichen Beitrag zum Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft leisten. Unser verwaltetes Vermögen beträgt 4,9 Mrd. Euro (Stand 31.12.2019). Triodos Investment Management ist ein weltweit aktiver Impact Investor und eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Triodos Bank NV.
Über Impact Investing: Impact Investing bringt das Konzept ESG (Environmental, Social and Governance) auf die nächste Stufe, indem es Investitionen ausfindig macht, die eine messbare positive Wirkung und gleichzeitig einen finanziellen Ertrag erzielen. Das Global Impact Investing Network (GIIN) definiert Impact-Investitionen als “Investitionen, die mit der Absicht getätigt werden, neben einer finanziellen Rendite auch positive, messbare soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen”. Bei Impact Investing ist die externe positive Wirkung des Unternehmens oder Projekts das Schlüsselelement und nicht nur die Sicherstellung, dass interne Prozesse ethisch und verantwortungsbewusst durchgeführt werden.
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