Vor dem Hintergrund der anhaltenden COVID-19-Pandemie verschärft sich die Anfälligkeit der Geschäftsmodelle großer europäischer Asset-Management-Gesellschaften.

 

Wie eine aktuelle Studie der Strategie- und Managementgesellschaft zeb zeigt, werden negative Konjunkturverläufe, die Verstetigung des negativen Zinsniveaus, steigende Kreditrisiken sowie die anhaltend hohe Unsicherheit an den Finanzmärkten die bereits existierenden negativen Trends der Asset-Management-Branche verstärken. Analysiert wurden 44 große Asset-Management-Gesellschaften mit einem signifikanten Geschäft in Europa, die mit insgesamt ca. 34 Billionen Euro rund ein Drittel der global verwalteten Vermögen betreuen.

Kostenproblem der Branche offensichtlich

Im Detail ergab die Studie, dass intensiver Wettbewerb, fallende Gebühren und zu geringe Kostensenkungsambitionen die Profitabilität der europäischen Asset-Management-Industrie stark unter Druck setzen. Perspektivisch geht das Studienautorenteam von einer sich weiter verschärfenden Situation aus. Dr. Carsten Wittrock, Mitautor der Studie und zeb-Partner, erläutert: „Das Kostenwachstum übersteigt aktuell bei den meisten Asset-Managern das Ertragswachstum, sodass die durchschnittlichen Gewinne fallen. Hier wird das Kostenproblem der Branche offensichtlich – ein eindeutiger Trend, der sich in den letzten Jahren zunehmend verstetigt hat.“

Einbruch der Gewinnmargen setzt sich fort

Die Margenentwicklung des europäischen Asset-Managements war bereits ohne die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie bedenklich. So ist die durchschnittliche Gewinnmarge im aktuellen Berichtszeitraum der Studie über alle Asset-Management-Kategorien hinweg nochmals gesunken. Besonders betroffen sind mittelgroße Anbieter. Lediglich bei den größten Anbietern ließ sich ein überdurchschnittliches Wachstum bei nahezu gleichbleibender Profitabilität beobachten. Diese Topliga von Asset-Managern verzeichnete zudem den höchsten Neugeldzufluss, während vor allem kleine und mittelgroße Asset-Manager unterdurchschnittliche Ergebnisse erreichten – ein Zeichen der weiterhin zunehmenden, ohnehin schon hohen Konzentration in der Branche.

Unterschiedliche Simulationsberechnungen der Studie zeigen, dass die Profitabilität der gesamten Branche selbst bei noch moderat positiven Annahmen weiter sinkt, sollte nicht entschieden gegengesteuert werden. Die anhaltende COVID-19-Pandemie mit den zu erwartenden negativen wirtschaftlichen Auswirkungen weltweit wirkt hier als ein verschärfender Faktor unter mehreren, wenngleich die Entwicklungen an den Finanzmärkten aktuell noch durch die von den Regierungen und Zentralbanken ausgelöste Geldschwemme überlagert wird. Die langfristigen Folgen dürften die europäischen Asset-Manager selbst bei angenommenen moderaten Rezessionsfolgen in Zukunft nochmals unter Druck setzen.

ESG-konformes Asset-Management wird zum neuen Standard

Zum neuen Branchenstandard wird nach Ansicht des Studienautorenteams die Orientierung der Asset-Management-Anbieter an ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance). Immer mehr erfolgreiche Unternehmen integrieren ESG-Kategorien offensiv als Schlüsselkomponente in ihre Anlagestrategien. Schon seit geraumer Zeit sammeln ESG-Fonds die meisten Neugelder ein. Damit bleiben ESG-Kriterien neben passiven Investments z. B. über ETFs wesentlicher Treiber des Neugeldzuflusses im europäischen Asset-Management.

Gleichwohl liegen Anspruch und Wirklichkeit der Anbieter in Hinblick auf ESG-Produkte noch zu weit auseinander. Über zwei Drittel der analysierten Asset-Manager werden bezüglich ihrer Umsetzungsreife eher mit schlechten Ratings bewertet. Maria Katharina Heiden, Mitautorin der Studie, erläutert: „Trotz hoher Nachfrage ist die ganzheitliche Integration von ESG-Kriterien bisher nur unzureichend erfolgt. Das definierte Anspruchsniveau der Anbieter wird kaum erreicht. Nachhaltige Produkte werden momentan häufig nur in Ergänzung zum traditionellen Produktangebot gesehen. Die Asset-Manager haben es selbst in der Hand, die Chancen einer Neupositionierung ihrer Geschäftsmodelle zu nutzen.“

Klare strategische Positionierung zentraler Erfolgsfaktor

Letztlich bleibt nach Ansicht der Autorenteams eine klare strategische Positionierung der zentrale Erfolgsfaktor für mehr Profitabilität, insbesondere angesichts nicht abschätzbarer Folgen der COVID-19-Pandemie. Norman Karrer, Mitautor der Studie und zeb-Partner, bemerkt abschließend: „Der Handlungsdruck in der Branche steigt. Wer im Asset-Management profitabel sein möchte, muss sein Geschäftsmodell strategisch klar positionieren, Kosten sparen und ganzheitliche Ansätze zur Integration von ESG-Anforderungen entwickeln. Ein digitales Zielbild für die geplante Aufstellung und ein effizientes Datenmanagement leisten dabei einen unverzichtbaren Beitrag, um sich mittelfristig zukunftssicher aufzustellen.“

 

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