Vor allem jüngere Mediziner wünschen sich einen schnellen Ausbau des Angebots

 

Ob zur Behandlung von Migräne, Schlafstörungen oder Tinnitus: Seit Oktober können sich Versicherte Gesundheits-Apps für das Tablet oder Smartphone auf Rezept verschreiben lassen. Bei den Ärzten in Deutschland stößt diese Möglichkeit auf großes Interesse: So sagt jeder vierte Arzt (24 Prozent), von nun an digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) verordnen zu wollen. Allerdings haben das erst 2 Prozent der Mediziner bereits getan. Das hat eine Umfrage ergeben, die der Digitalverband Bitkom zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund im November 2020 durchgeführt hat. Demnach hält ein Großteil der Ärzte, die bereits eine Gesundheits-App verschrieben haben oder dies tun werden, diese für eine sinnvolle Ergänzung zum medizinischen Standardangebot (68 Prozent). 29 Prozent sind der Meinung, dass digitale Gesundheits-Apps in bestimmten Fällen sogar konventionelle Therapien ersetzen werden. Ebenfalls fast 3 von 10 Ärzten (29 Prozent) fordern, das Angebot an Gesundheits-Apps solle schnell ausgebaut werden. Bei den jüngeren Ärzten zwischen 25 und 44 Jahren, die Gesundheits-Apps verschreiben wollen oder dies bereits getan haben, sagt dies mehr als jeder Zweite (53 Prozent) – und damit deutlich mehr als bei den Ärzten ab 45 Jahren (11 Prozent). „Gesundheits-Apps auf Rezept können das medizinische Angebot in Deutschland sehr gut ergänzen und bringen die Digitalisierung des Gesundheitssystems einen großen Schritt voran“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Bislang sind erst sechs digitale Gesundheitsanwendungen zugelassen – die Prüfung weiterer Angebote muss jetzt schnell fortgeführt und abgeschlossen werden.“

Insgesamt gibt es unter den Ärzten in Deutschland noch einen großen Informationsbedarf, was Nutzen und Indikation der Gesundheits-Apps betrifft. Die Mehrheit von 58 Prozent der Ärzte, die digitale Gesundheitsanwendungen jetzt oder künftig verschreiben, wünscht sich eine zentrale Plattform, auf der sich Ärzte und Patienten über die verfügbaren digitalen Gesundheitsanwendungen informieren können. Zugleich weiß jeder zehnte Mediziner (10 Prozent) generell nicht, was eine digitale Gesundheitsanwendung überhaupt ist. Weitere 15 Prozent antworteten auf die Frage, ob sie eine solche App bereits verschrieben haben oder künftig verschreiben wollen mit „weiß nicht“. „Wir müssen die Ärzte noch besser über die Möglichkeiten digitaler Gesundheitsanwendungen informieren“, sagt Dr. Klaus Reinhardt, Bundesvorsitzender des Hartmannbundes. „Wichtig ist aber auch, dass die digitalen Gesundheitsanwendungen dem Patienten helfen und für die Ärzte Diagnose und Therapie wirklich vereinfachen. Nur dann werden sie auch in der Breite ankommen und ihren vollen Nutzen entfalten.“

28 Prozent der Ärzte wollen auch künftig ihren Patienten keine Gesundheits-App verschreiben. Die Mehrheit aus dieser Gruppe (57 Prozent) führt Datenschutzbedenken als Grund an, weitere 41 Prozent mangelndes Vertrauen in die Technologie (41 Prozent). Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) verfügt über zu wenige Informationen über digitale Gesundheitsanwendungen. „Die beste App hilft niemandem, wenn Ärzte sie nicht verschreiben. Es ist deshalb wichtig, dass sich jeder Arzt mit den neuen digitalen Möglichkeiten auseinandersetzt und Politik und Krankenkassen umfassend über Nutzen, Anwendung und Verordnungsmöglichkeiten informieren“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und des Hartmannbundes im November 2020 durchgeführt hat. Dabei wurden 528 Ärzte aller Funktionen und Fachrichtungen in Deutschland befragt, darunter Ärzte im Krankenhaus und niedergelassene Ärzte. Die Fragen lauteten: „Haben Sie bereits eine DiGA verordnet bzw. können Sie sich vorstellen, dies künftig tun?“,  „Sie haben angegeben, dass Sie bereits eine DiGA verordnet haben oder verordnen würden.  Welchen  der folgenden Aussagen würden Sie zustimmen?“, „Sie haben angegeben, dass Sie bisher noch keine DiGA verordnet haben und dies künftig auch nicht vorhaben. Welche der folgenden Aussagen treffen auf Sie zu?“

 

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