Die Renditen in Europa sinken immer weiter. Vor allem die wirtschaftlich angeschlagenen Staaten verzeichnen Rekord-Tiefstände.

 

„Der Trend ist bereits eine Weile zu beobachten, die vergangene Woche war aber doch bemerkenswert“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH.

Zu verdanken ist dies unter anderem den Äußerungen von Christine Lagarde, der Chefin der EZB. Madame Lagarde verkündete bei der EZB-Pressekonferenz am 10. Dezember 2020 die Fortführung der bestehenden ultra-lockeren Geldpolitik. „Damit dürfte sich auch die aktuelle Entwicklung, wie sie der Zins-Tracker dokumentiert, auf absehbare Zeit fortsetzen“, so Mlinaric.

So fielen zum Beginn der Woche (7. Dezember 2020) die Renditen 10-jähriger Anleihen aus Portugal zum ersten Mal unter die psychologisch wichtige Marke von null Prozent. „Für einen Staat, dessen Verschuldungsgrad gerade dabei ist, über 130 Prozent relativ zum BIP zu klettern, ist das schon außergewöhnlich“, so Mlinaric. Die Anzahl der Euroländer, die über zehn Jahre überhaupt noch nominal positive Renditen bringen, schrumpft damit auf Griechenland und Italien zusammen. „Für Investoren, die auf positive Renditen angewiesen sind, wird die Auswahl ausgesprochen dünn“, sagt Mlinaric.

Besonders interessant wurden die vergangenen Tage aber dadurch, dass an mehreren Tagen fast die kompletten Zinskurven einiger Staaten gleichzeitig neue Rekorde markierten. Portugal und Italien gelang dies sogar mehr als einmal. „Die ausgesprochene Breite der Bewegungen könnte ein Indiz dafür sein, dass eine entsprechend breite Masse aus ganz unterschiedlichen Investorengruppen in die gleiche Richtung läuft“, sagt Mlinaric.

Die sinkenden Renditen sind dabei gut für die Staaten, deren Schuldenberge im Zuge der Coronakrise rasant ansteigen. Investoren werden dafür aber immer mehr in riskantere Assetklassen getrieben. „Das ist ein zweischneidiges Schwert. Angesichts historisch hoher Bewertungen an den Aktienmärkten stehen den höheren Ertragspotenzialen entsprechend hohe Rückschlagpotenziale entgegen“, so Mlinaric. Vor allem institutionelle Investoren setzen daher jetzt verstärkt auf andere Assetklassen. „Wir sehen eine Bewegung hin zu unkorrellierten Anlagen in interessanten Nischen wie etwa agricultural loans aus den USA oder auch Investitionen in die vom green deal in Europa und von der Nachhaltigkeitsstrategie der Regierung Biden profitierenden Sektoren“, so Mlinaric. „Beide Themen können aus Risiko- und Renditegesichtspunkten einen interessanten Ausweg aus der Renditemisere bieten.“

 

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