Zahlen des GDV offenbaren dramatischere Situation als befürchtet
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) versucht mit neuen Zahlen zur Lage der deutschen Lebensversicherer die vermeintliche Sicherheit der Branche zu belegen. Dabei zeichnen die Lobbyisten ein dramatischeres Bild als der Bund der Versicherten e. V. (BdV) bereits im Oktober. Der BdV sieht aus der Entwicklung die Gefahr unzureichender Solvenz für einige Unternehmen. Die positive Darstellung der Lobbyisten entbehrt jedoch jeder Grundlage: „Der GDV leitet aus hohen notwendigen Sicherheitsmitteln eine scheinbare Sicherheit ab, ohne aufzuzeigen, dass die Ausfinanzierung dieser Reserven überhaupt nicht geklärt ist“, so Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV. Konkret geht es um die Zinszusatzreserve, die Kalkulationsfehler der Vergangenheit ausgleichen soll. „Was wie ein Sicherheitsnetz aussieht, ist in Wirklichkeit ein Fallstrick“, kritisiert Kleinlein. Unklar ist, wie die Lebensversicherer in der jetzigen Situation weitere mehrstellige Milliardenbeträge aufbringen wollen.
Auf seiner Internetseite erklärt der GDV, dass die Zinszusatzreserve in einer Höhe von aktuell 87 Milliarden Euro und zukünftig knapp 100 Milliarden Euro für „zusätzliche Sicherheit“ sorgen würde. Noch vor wenigen Wochen bezichtigte der gleiche Verband den BdV für leicht geringere Werte der Panikmache, weil dieser eine Entwicklung von etwa 80 Milliarden auf 100 Milliarden angenommen hat. Der GDV steigert diese Werte sogar und verkauft dies nun als Zeichen von Sicherheit. Unstrittig erwarten beide Verbände für 2021 einen Reservebedarf von knapp 100 Milliarden, dessen Finanzierung noch ungeklärt ist. Der BdV befürchtet, dass die Versicherer erneut nach Staatshilfen schreien und dann Steuermittel versenkt werden.
Der GDV argumentiert, dass alleine die gesetzliche Forderung nach besonders hohen Reserven automatisch einen hohen Sicherheitsstand erzwingen würde. „Hohe Reserven sind aber nur dann beruhigend, wenn deren Finanzierung nachhaltig geklärt ist und nicht zu Lasten der Kundinnen und Kunden geht“, kritisiert Kleinlein angesichts eines mittelfristigen Bedarfs in den nächsten Jahren von weiteren 30 Milliarden. Sicherheit ist aber nicht gegeben, da die Zinszusatzreserve aus Geldern angespart wird, die eigentlich als Überschussbeteiligung für die Versicherten vorgesehen sind. Ob solche Mittel aber überhaupt noch zur Verfügung stehen werden, ist unklar. Der gesetzliche Zwang nach hohen Reserven bringt nur dann Sicherheit, wenn eine faire Finanzierung gesichert werden kann. Die Versicherer kürzen planlos die Überschussleistungen, um ohne nachhaltiges Konzept die Löcher in den Reserven zu stopfen.
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