Klassische „sichere Anlagehäfen“ immer weiter unter Druck
Laut den Experten von J.P. Morgan Asset Management haben die Ereignisse des Jahres 2020 die wirtschaftliche, politische und Investmentlandschaft tiefgreifender verändert als jede andere Kurzperiode der modernen Geschichte. Dank beispielloser fiskal- und geldpolitischer Unterstützungsmaßnahmen hat nun ein neuer Konjunkturzyklus begonnen. Trotz neuer Pandemiewellen sollte sich die wirtschaftliche Erholung mittelfristig fortsetzen und es ist zu erwarten, dass das Umfeld für risikoreiche Anlagen positiv sein sollte. Allerdings sind die Implikationen der diesjährigen Ereignisse für ertragsorientierte Anleger nicht zu unterschätzen, gibt Jakob Tanzmeister, Investmentspezialist in der Multi-Asset-Solutions-Gruppe bei J.P. Morgan Asset Management, zu bedenken. „Zwar sind die Ertrags- und Absicherungseigenschaften traditioneller Anleihen historisch gesehen attraktiv. Doch wenn man auch künftig Erträge und Wertzuwachs erzielen will, ist ein Paradigmenwechsel erforderlich“, so der Experte.
Traditionelle Zinsen unter Druck
Denn die Verzinsung klassischer sicherer Anlagehäfen wie Staatsanleihen ist bereits im Zuge der geldpolitischen Lockerung nach der Finanzkrise immer magerer geworden. Tatsächlich kennen die meisten Anleger nur sinkende Zinsen, denn diese Abwärtsbewegung besteht seit 40 Jahren. „In der Vergangenheit dienten traditionelle Anleihen in einem gemischten Portfolio mit Aktien und Unternehmensanleihen nicht nur als zuverlässiger Puffer, sondern trugen auch zu den Gewinnen bei. Zu Beginn des vierten Quartals 2020 lagen die Zinsen für 10-jährige US-Staatsanleihen bei knapp 0,7 Prozent. Auf diesem Niveau bieten Staatsanleihen keine attraktiven laufenden Erträge und kaum Raum für weitere Kursanstiege. Selbst ein geringfügiger Anstieg der Zinsen kann die Wertentwicklung ins Negative drehen“, betont Tanzmeister. Aber nicht nur die Renditeerwartungen leiden durch die Niedrigzinsen. Auch die Absicherung eines Portfolios durch Anleihen hat sich in diesem Umfeld als eher begrenzt erwiesen. Nicht zuletzt muss die Inflation berücksichtigt werden, die zwar in den letzten Jahren sehr niedrig war, aber bei Berücksichtigung geringer oder sogar negativer Nominalzinsen für viele Anleihen zu negativen Realzinsen geführt hat. „In der Konsequenz sehen Anleger ihre Kaufkraft bei einer Vielzahl von Anleiheninvestitionen schwinden“, warnt Tanzmeister.
Aktives Management zahlt sich für Dividendentitel aus
Für ertragsorientierte Anleger war dieses Jahr aber auch die Aktienseite mit Gegenwind verbunden. Die Schlagzeilen waren geprägt von Dividendenkürzungen oder -aussetzungen, denn Unternehmen kämpften mit den Folgen der globalen Pandemie oder mussten Maßnahmen regionaler Regierungen umsetzen. „Wie so oft ist die Realität nicht so schlecht, wie die Schlagzeilen glauben machen möchten. In bestimmten Regionen oder Sektoren gab es sicherlich Herausforderungen, aber für Anleger zahlte sich ein globaler Anlageansatz im wahrsten Sinne des Wortes aus“, unterstreicht Tanzmeister. Auf dem US-Aktienmarkt beispielsweise haben in diesem Jahr 360 Unternehmen des S&P 500 ihre Dividende während der Covid-Krise entweder beibehalten oder erhöht, wohingegen lediglich 53 Unternehmen ihre Dividenden aussetzten oder senkten während 85 auch vor der Krise keine Dividenden zahlten. „Dies spiegelt die Kapitaldisziplin und das robuste Kostenmanagement von Unternehmen wider – und solche Kennzahlen lassen sich mittels Bottom-up-Research ermitteln. Nicht zuletzt deshalb ist aktives Management in einem solchen Umfeld von entscheidender Bedeutung. Schließlich will man in der Lage sein, zwischen Unternehmen zu unterscheiden, die nachhaltige Dividenden ausschütten, und solchen, die Dividenden kurzfristig aus Vorsicht aussetzen, und wiederum solchen, die sie aus reiner Notwendigkeit und aufgrund kritischer Fundamentaldaten aussetzen“, so der Experte.
Aufgrund dieser Bedenken verzeichnete das Segment der Dividendentitel bei der im zweiten Quartal eingesetzten Aktienrally eine unterdurchschnittliche Performance, was nun zu Chancen führt, von denen ertragsorientierte Anleger profitieren können. „Wenn wir die Bewertungen von Dividendenpapieren gemessen am MSCI World High Dividend Index jenen von Wachstumswerten gegenüberstellen, zeigen sich Dividendenaktien attraktiver als zu irgendeinem Zeitpunkt in den letzten 20 Jahren – selbst im Vergleich zu den schwierigsten Phasen der globalen Finanzkrise. „Wenn man heute auf Aktien blickt, sollten wir nicht vergessen, warum man eigentlich Aktien besitzt, nämlich für den Erhalt zukünftiger Cashflows. Die heutigen Bewertungen spiegeln den vorweggenommenen Wert dieser künftigen Cashflows und Dividenden wider. Derzeit bewerten die Märkte künftige Dividenden so, als würden sich Teile der Wirtschaft und einige Unternehmen möglicherweise nie wieder von der Covid-Krise erholen. Nach dem Tiefpunkt im zweiten Quartal verbessern sich die Ergebnisse und die Dividenden je Aktie jedoch wieder. Die USA und die Schwellenländer verzeichnen bereits positive Gewinnkorrekturen, und auch Europa liegt nicht weit dahinter zurück“, führt Tanzmeister aus. Nach den positiven Nachrichten zur Impfstoffentwicklung in den letzten Wochen kam es tatsächlich zu einer positiven Gegenbewegung. Und so hält der Experte im gegenwärtigen Umfeld einen diversifizierten Ansatz für sinnvoll, bei dem defensive Allokationen ergänzt werden durch zyklische Werte, sowie attraktive Unternehmen durch einen fundamentalen Bottom-up-Ansatz identifiziert werden. „Nach wie vor ist es möglich, qualitativ hochwertige, langfristig erfolgreiche Dividendenaktien zu einem deutlichen Discount zu erwerben – diese Chance gilt es zu nutzen, denn die ganze Anlageklasse sollte in den nächsten Monaten ein Comeback erleben“, betont der Experte.
Ein flexibler Multi-Asset-Income Ansatz als Lösung für ertragsuchende Anleger
Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds sind ertragsuchende Anleger heute gefordert, jenseits traditioneller Ertragsquellen wie dem Geldmarkt und lokalen Staatsanleihen ein breiteres Chancenspektrum in Betracht zu ziehen. Mit einem ertragsorientierten Multi-Asset-Ansatz können sie eine Vielzahl von Ertragschancen erschließen. Zudem hilft die größere Diversifizierung auch, das Risikomanagement zu verbessern. Zwar werden Risikoanlagen wie Unternehmensanleihen und Aktien weiterhin durch geldpolitische Maßnahmen unterstützt. Doch ein Multi-Asset-Ansatz, der über den Tellerrand hinausschaut und entlang der gesamten Kapitalstruktur investiert, kann zusätzliche Erträge aus Anlageklassen wie Hybridanleihen generieren, die attraktive Renditen bieten und von starken Fundamentaldaten gestützt werden. Auch Strategien wie „Covered Calls“ (gedeckte Kaufoptionen), die von der erhöhten Aktienvolatilität profitieren, sind ein Beispiel für das breitere Spektrum von Möglichkeiten, das ein flexibler Multi-Asset-Ansatz bieten kann. Ein erfolgversprechender Ansatz kombiniert Anlageklassen, Regionen und die gesamte Kapitalstruktur mit Fokus auf das Risiko und die Flexibilität bei der Asset Allokation sowie eine aktive Titelselektion, um verlässliche regelmäßige Ertragschancen zu erschließen.
Global Income Fund: Stabile Ausschüttungen und Partizipation an Erholungsrally
Der von Michael Schoenhaut und Eric Bernbaum gemanagte Income-Klassiker JPMorgan Investment Funds – Global Income Fund bietet solch eine flexible Multi-Asset-Income-Strategie. Mit äußerst breit gestreuten Multi-Asset-Portfolios erzielt er seit fast 12 Jahren regelmäßige Erträge. Die aktuelle Ausschüttung des Global Income Fund von Anfang November liegt bei 4,1 Prozent annualisiert (Anteilklasse A (div) – EUR, Ausschüttungen sind nicht garantiert). „Der Global Income Fund konnte bereits seit dem Sommer von der Markterholung profitieren, als die Wirtschaftstätigkeit im Zuge der Corona-Lockerungen wieder zunahm und dies Dividendentiteln zugutekam. Die aktuell guten Nachrichten in Bezug auf die Impfstoffentwicklung unterstützten den Fonds zuletzt, da vermehrt wieder Dividendentitel in den Fokus rückten“, unterstreicht Tanzmeister. Die aktuelle Wertentwicklung des Fonds liegt bei +0,16 Prozent seit Jahresbeginn (Stand: 26.11.2020, Anteilklasse A (div) – EUR). Alleine in diesem Monat konnte der der Fonds +7,0 Prozent zulegen und damit aufgrund seiner Ausrichtung auf Dividendentitel und Unternehmensanleihen überdurchschnittlich an der Erholung partizipieren.
Jakob Tanzmeister betont abschließend, dass das Income-Management-Team trotz der Unsicherheit in Bezug auf die Auswirkungen der neuerlichen Lockdowns in Europa ebenso wie des Ausgangs der Brexit-Verhandlungen von der anhaltenden wirtschaftlichen Erholung überzeugt ist. Dank der weiterhin unterstützenden Geld- und Fiskalpolitik wird die „Risk-on-Haltung“ mit positiven Einschätzungen für Aktien und Hochzinsanleihen weiter beibehalten. „Wir überwachen kontinuierlich die täglichen Daten und wirtschaftlichen Bedingungen, um das Portfolio aktiv zu managen und Marktchancen zu nutzen, sobald sie sich bieten“, so sein Fazit.
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung.
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