Wer hätte das gedacht: Das gute alte Sparbuch, die Ikone des Weltspartags, hat in Zeiten zunehmend verbreiteter Negativzinsen eine unverhoffte Aufwertung erfahren.
Denn Banken dürfen auf Sparbücher keine Minuszinsen verlangen. Auch wenn diese Form der Geldaufbewahrung als eiserne Reserve ihre Berechtigung haben mag, bleibt ein großes Manko. Es sagt schon viel aus, wenn eine Geldanlage nur deshalb hervorgehoben wird, weil sie kein Verlustgeschäft darstellt. Denken wir zurück: Jahrzehntelang war der Zinseszinseffekt, der langfristige Kapitalaufbau durch verzinsliche Sparanlagen, die Triebfeder des Sparwillens. Daran ist auf Sicht von vielen Jahren nicht mehr zu denken. Angesichts dieses Widerspruchs sollte ein Tag, der einmal zur Finanzerziehung breiter Bevölkerungsschichten erdacht wurde, eigentlich nicht Weltspartag heißen.
Aktien verglichen mit Anleihen noch niedrig bewertet
Dass viele Menschen in Deutschland bereits über besagten Tag hinausdenken, haben unlängst die Zahlen der Deutschen Bundesbank gezeigt. Demnach wurden in den ersten sechs Monaten 2020 rund 48,2 Milliarden Euro in Aktien und Fonds investiert und damit deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Doch ist der Einstieg an den Börsen noch lukrativ, da viele Indizes mittlerweile wieder nahe dem Vorkrisenniveau notieren, obwohl die Folgen der Coronavirus-Pandemie weiter unklar sind? „Die Bewertung einer Anlage ist stets in Relation zu anderen Anlagen zu betrachten“, sagt dazu Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager des Multi-Asset-Total-Return-Fonds DWS Concept Kaldemorgen. So ist beispielsweise eine US-Staatsanleihe mit zehnjähriger Laufzeit gemessen am Kurs-Rendite-Verhältnis aktuell mit 151 bewertet, während das Kurs-Gewinn-Verhältnis, der entsprechende Maßstab für den Aktienmarkt, im weltweiten Schnitt bei lediglich 27 liegt. „Betrachtet man Aktien in Relation zu Anleihen gibt es also noch eine Menge Luft nach oben“, sagt Kaldemorgen.
Warnung vor blindem Glauben an Narrative
Allerdings warnt der Fondsmanager davor, dass an den Aktienmärkten zunehmend „Narrative“, also auf die Wahrnehmung Einfluss nehmende Erzählungen, die Richtung der Kurse bestimmten. „Der Vorteil eines Narrativs liegt darin, dass aus einer Vielzahl von Einflussfaktoren nur diejenigen erzählt werden, die für die Entwicklung einer Aktie als besonders relevant betrachtet werden. Dadurch wird die Anlageentscheidung deutlich unkomplizierter“, sagt Kaldemorgen. Der Nachteil eines Narrativs liege aber darin, dass es sich nach einer Weile zu einem Glaubensbekenntnis entwickle, das nicht mehr hinterfragt werde, da die Kursentwicklung Beweis genug sei für die Stimmigkeit. „Das vor dem Hintergrund der Coronavirus-Pandemie positive Narrativ ist derzeit, allem, was digital ist und damit Abstand zu anderen Menschen verspricht, ein hohes Wachstumspotenzial beizumessen. Das gegenwärtig negative Narrativ ist, dass es sich bei den Ölkonzernen um die größten Klimasünder des Planeten handelt, an denen man sich keine Finger schmutzig macht“, so der Fondsmanager. Vor diesem Hintergrund sei es nicht verwunderlich, dass mittlerweile neun der zehn größten Unternehmen der Welt dem digitalen Zeitalter zuzurechnen seien, während die Ölkonzerne den Analysten zufolge deutlich unter ihrem Liquidationswert gehandelt würden.
„Nehmen wir aber einmal an, dass die Coronavirus-Krise schnell durch einen Impfstoff beendet wird. Ein stärkeres Wirtschaftswachstum mit steigenden Inflationsraten und höheren Zinsen wäre dann ein realistisches Szenario. Das durch die Pandemie beschleunigte Wachstum für digitale Produkte und Dienstleistungen würde sich hingegen als nicht nachhaltig erweisen, der Ölpreis vielleicht als zu niedrig. Die Rückkehr zur ‚alten Normalität‘ statt der Fortsetzung des ‚new normal‘ wäre dann ein Narrativ, das Zuspruch finden könnte“, sagt Kaldemorgen.
Multi-Asset-Fonds können für einen geradlinigeren Renditeverlauf sorgen
Weit weniger stark wirken sich solche Über- oder Untertreibungen bei Investitionen in gleich mehrere Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Währungen und Gold aus. Da jedoch nur wenige Menschen über das Kapital verfügen, um in all diesen Anlageklassen hinreichend große Positionen zu erwerben, bieten sich dafür beispielsweise Anteile von Multi-Asset-Fonds an. Diese Produkte profitieren von der häufig gegenläufigen Kursentwicklung einzelner Anlageklassen. Brechen also beispielsweise die Aktienbörsen ein, geht es in der Regel an den Märkten für Staatsanleihen bester Bonität – beispielsweise aus den USA oder aus Deutschland – nach oben. Diese sogenannte negative Korrelation ermöglicht einen geradlinigeren Renditeverlauf, als ihn Portfolios aufweisen, die lediglich in eine einzige Anlageklasse investieren.
Kann die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen auch noch schnell und in erheblichem Umfang vom Fondsmanager an die jeweiligen Bedingungen an den Kapitalmärkten angepasst werden, haben Multi-Asset-Fonds gute Voraussetzungen, selbst extrem stürmische Zeiten wie den Coronavirus-Crash in diesem Jahr gut zu überstehen. Denn dank dieser Flexibilität können sie in einer maximalen Zahl von Anlageklassen mit steigenden Kursen investiert sein, während Anlageklassen mit fallenden Kursen weitestgehend gemieden werden.
Und noch durch eine andere Vorgehensweise kann der Renditeverlauf verstetigt werden: Werden jeden Monat beispielsweise Anteile eines Multi-Asset-Fonds im Wert von 50 Euro gekauft, variiert deren Anzahl entsprechend dem aktuellen Anteilpreis. Angenommen, dieser hat gerade nachgegeben, gäbe es für die 50 Euro mehr Anteile, womit sich dann auch der durchschnittliche Einstandspreis verringern würde. Dieser Ansatz nennt sich übrigens Sparplan, weshalb vielleicht auch der Weltspartag besser Weltsparplantag heißen sollte.
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