Der Ausgang der US-Wahl wird die Börsen beeinflussen. Vielleicht nur kurzfristig, wahrscheinlich aber durchaus mit mittelfristiger Wirkung.
„Viele Portfoliomanager weltweit haben die USA deutlich übergewichtet“, sagt Michael Jensen, Head of Asset Management und Managing Director bei Moventum Asset Management S.A. „Was in den vergangenen Monaten und Jahren für eine gute Performance gesorgt hat, wird dann zur Risikoposition.“ Drei Szenarien und ein Worst Case sind dabei denkbar.
Das größte Risiko dieser US-Wahlen besteht darin, dass es keinen klaren Sieger und eine lange Phase der Unsicherheit gibt. Das wäre äußerst negativ für die Märkte, die gerne klare Ansagen haben. Da neben dem Präsidenten auch das Repräsentantenhaus und ein Drittel der Senatssitze neu gewählt werden, kann viel passieren. Drei mögliche Szenarien zeichnen sich ab:
- Biden wird Präsident, seine Demokraten holen die Mehrheit in beiden Häusern. „Kurzfristig würde die krachende Abwahl eines Präsidenten die Aktienkurse drücken“, sagt Jensen. Dies wären aber eher Kaufgelegenheiten, denn langfristig würde Biden ein umfangreiches Infrastrukturpaket auf den Weg bringen, das die Börsen beflügeln könnte. Höhere Staatsausgaben und auch Steuererhöhungen könnten allerdings für Inflation sorgen, negativ für den Dollar und auch für US-Anleihen.
- Biden wird Präsident, das Repräsentantenhaus bleibt demokratisch, der Senat republikanisch. Dies hätte Stillstand zur Folge. Aktien würden nach der Wahl kurz haussieren, dann aber angesichts fehlender Perspektiven seitwärts dümpeln.
- Trump bleibt Präsident, das Repräsentantenhaus demokratisch, der Senat republikanisch. Dieser Wahlausgang läutete eine Phase des wirtschaftlichen Stillstands, aber der internationalen Eskalation ein. Die Börsen würden sich kurz freuen, dann aber in eine Abwärtsbewegung rutschen, wenn Trump Handels- und Technologie-Kriege mit China anzettelt. Es käme wohl auch zu weiterer Deregulierung im Finanz- wie im Energiesektor, die Spaltung der US-Gesellschaft würde sich verschärfen. „In jedem Fall wäre national wie international der Krisenmodus aktiv – Gift für die Börsen“, so Jensen.
Nun gibt es noch einen Worst Case, in dem ein abgewählter Präsident Trump sich weigert, dem neuen Präsidenten Biden den Platz im Weißen Haus zu überlassen. Ein Horrorszenario für die Märkte. „Wenn am 3. November 2020 die Zahlen nicht eindeutig ausfallen, wenn eine oder gar beide Seiten Unregelmäßigkeiten beim Wahlablauf sehen, wenn die Briefwahlstimmen erst später dazu gezählt werden, dann ist ein solches Szenario möglich“, so Jensen.
Der 8. Dezember 2020 wird hier erste Anhaltspunkte liefern, denn bis zu diesem Termin müssen Streitigkeiten über Wahlergebnisse und Nachzählungen abgeschlossen sein. Vom 21. November bis zum 8. Dezember aber würde Chaos herrschen im mächtigsten Land der Welt, die wichtigste Börse der Welt wüsste nicht wohin und die wichtigste Währung der Welt wäre nur ein Spielball. Ein erschreckendes Bild, aber in der Analyse der Wahrscheinlichkeiten der vier Szenarien erhält es immer noch fünf Prozent.
Szenario 1 liegt mit 45 Prozent deutlich vorne, Szenario 3 mit 30 Prozent auf Platz zwei und Szenario 2 mit 20 Prozent Wahrscheinlichkeit auf Platz drei. Für Anleger bedeutet das: Wahrscheinlich können sie mit steigenden Kursen ab 2021 rechnen. Seitwärts oder abwärts geht es mit 30 und 20 Prozent Wahrscheinlichkeit – hier wäre eine Absicherung notwendig. „Und wer auf den Worst Case setzt, sollte Leerverkäufe tätigen und sich dann mit viel Gold in die Berge zurückziehen“, so Jensen.
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