Wie schon in den Vorjahren vergibt DFSI Ratings auch 2020 ihr Qualitätsrating für Lebensversicherer. Dafür wurden Substanzkraft, Produktqualität und Service von 36 marktrelevanten Anbietern bewertet.
Bei den klassischen Service-Versicherern kam die WWK auf den ersten Platz. Knapp dahinter Allianz und Continentale. Bei den Direktversicherern landete die Europa ganz vorne.
Es war ein Paukenschlag: Anfang Oktober hat die Allianz Lebensversicherung erklärt, im Neugeschäft die Beitragsgarantie überall dort abzuschaffen, wo sie nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Maximal garantiert der Marktführer der deutschen Lebensversicherer ab Anfang 2021 noch 90 Prozent der eingezahlten Beiträge. Der Grund für diesen Schritt: Im derzeitigen Zinstief ist eine vollständige Beitragsgarantie ein wahrer Renditekiller, da für die Garantie extrem viel Kapital eingesetzt werden muss. Für renditestarke Anlagen bleibt dann nur noch wenig übrig. Experten prognostizieren, dass viele Versicherer dem Beispiel des Platzhirschs (Marktanteil knapp 30 Prozent) folgen werden.
„Die Abschaffung der 100-Prozent-Garantie ist eher eine psychologische Hürde für potentielle Neukunden als eine ökonomische“, erläutert Sebastian Ewy, Senior Analyst des Deutschen Finanz-Service Instituts. „Denn auch bei einer vollständigen Beitragsgarantie müssen die Kunden bei Laufzeiten von 30 Jahren und mehr im schlimmsten Fall erhebliche Kaufkraftverluste verkraften.“
Dafür sind bei abgesenkten Garantien deutlich höhere Renditen möglich – insbesondere bei Index-Policen oder bei fondsgebundenen Lebensversicherungen. Bei Letzteren trägt der Kunde schon immer den größten Teil des Kapitalmarktrisikos. Je nach Police kann dieses sogar ganz bei ihm liegen. Dafür können Fondsgebundene Lebensversicherungen den Kunden auch in Niedrigzinszeiten gute Renditen bieten.
Doch gerade, wenn den Versicherern der Wind kräftig ins Gesicht bläst, ist es für Kunden wichtig zu wissen, ob „ihr“ Versicherer diese Widrigkeiten unbeschadet überstehen dürfte. Der ein oder andere Versicherer könnte in den nächsten Jahren in durchaus ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Denn in der Vergangenheit – als sogar klassische kapitalbildende Lebensversicherungen noch hohe Renditen abwarfen – garantierten die Versicherer über die gesamte Laufzeit der Policen bis zu 4,0 Prozent Rendite auf das angelegte Kapital. Zwar dürfen die Versicherer seit 2017 maximal noch 0,9 Prozent garantieren, doch müssen viele Altverträge mit hohen Garantiezinsen bedienen. Je länger die Niedrigzinsphase andauert und je höher der Bestand an Altverträgen ist, desto schwieriger wird es für die betroffenen Unternehmen, ausreichend hohe Überschüsse zu erwirtschaften. Gelingt ihnen dies nicht mehr, müssen sie die Garantien der Vergangenheit aus der Substanz bedienen. Beileibe keine rein hypothetische Gefahr: Die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat rund 20 der 83 deutschen Lebensversicherer „unter verschärfter Beobachtung“, weil sie auf lange Sicht finanzielle Probleme bekommen könnten.
Damit wird es für Neukunden immer wichtiger, bei Abschluss ihrer Police gezielt Anbieter mit zukunftssicherem Geschäftsmodell auszusuchen. Aber auch für alle, die bereits eine Lebensversicherungs- oder Rentenpolice haben, sollte die Zukunftsfestigkeit ihres Versicherers oberste Priorität haben. Daher sollte sich jeder Kunde fragen: „Wie sicher scheint es, dass mein Versicherer in den kommenden Jahren und Jahrzehnten mit meinen Beiträgen so gut wirtschaftet, dass sich meine Police auch tatsächlich rentiert?“
Um Verbrauchern und Vermittlern hier eine leicht verständliche aber dennoch differenzierende Hilfestellung zu geben, hat DFSI Ratings – eine Ausgründung des Deutschen Service-Instituts (DFSI) in Köln – auch dieses Jahr die Studie „Unternehmensqualität der Lebensversicherer“ erstellt. Für das aktuelle Rating wurden 36 marktrelevante Lebensversicherer, darunter drei Direktversicherer und 33 Service-Versicherer, eingehend bewertet. Diese decken zusammen rund 75 Prozent des deutschen Lebensversicherungsmarkts ab.
Für das DFSI-Qualitätsrating wurden finanzielle Substanzkraft, Qualität der Produkte und der Service untersucht und bewertet. Produktqualität und Substanzkraft wurden dabei mit je 40 Prozent gewichtet, der Service mit 20 Prozent. Denn für die Kunden sind dies die wichtigsten Faktoren zur Beurteilung der Qualität „ihres“ Lebensversicherers. Um zu ermitteln, wie es um die finanzielle Substanzkraft der Versicherer bestellt ist, setzten die Experten von DFSI Ratings auf drei Kennzahlen: die Gewinndeklaration für 2020, die Nettorendite und die Substanzkraftquote. Letztere wird wiederum aus vier Kennzahlen ermittelt: freier RfB- und Eigenkapital-Quote, Bewertungsreserven und Deckungsrückstellung.
„Die so errechnete Substanzkraft lässt sich über alle Lebensversicherer vergleichen und wird nicht – wie bei der Solvency-II-Quote, kurz SCR-Quote, – durch Ausnahmeregelungen künstlich beeinflusst“, erläutert DFSI-Experte Sebastian Ewy die hauseigene Methodik. „Die SCR-Quote berücksichtigen wir zwar auch – jedoch nur als ,Hygienefaktor‘ “, sagt Ewy. Liegt nämlich die bereinigte SCR-Quote unter 100 Prozent, werden vom ermittelten Substanzkraftergebnis 50 Punkte abgezogen. „Das halten wir für angebracht, da diese Anbieter die eigentlich geforderten gesetzlichen Vorgaben derzeit nicht erfüllen“, erläutert Ewy. Diese Methodik führt dazu, dass Versicherer, die in Sachen Substanzkraft zwar die volle Punktzahl erreichen, aber eine bereinigte SCR-Quote von weniger als 100
Prozent ausweisen, hier nicht besser als ,befriedigend‘ abschneiden können.
Zur Messung der Produktqualität greift das DFSI auf eigene Tests zurück, mit denen während der vergangenen zwölf Monate die Qualität unterschiedlicher Lebensversicherungsprodukte getestet wurde. Die Servicequalität wiederum wird indirekt aus Kennzahlen wie den Früh- und Spät-Stornoquoten, der Beschwerdestatistik der Bafin sowie den Ergebnissen hauseigener und fremder Servicestudien ermittelt.
Im aktuellen Qualitätsrating der Lebensversicherer erreichte lediglich einer der 33 untersuchten Serviceversicherer die Bestnote „Exzellent“: die WWK Lebensversicherung. Die Allianz Lebensversicherung schrammt mit Note 1,1 („Sehr Gut“) ganz knapp an der Bestnote vorbei. Neben Platzhirsch Allianz schnitten weitere sieben Lebensversicherer „Sehr Gut“ ab – Continentale, Stuttgarter, Württembergische, Lebensversicherung von 1871, Ergo, Condor und HanseMerkur . Das Gros der klassischen Versicherer – insgesamt 19 Unternehmen – erhielt die Endnote „Gut“. Fünf Service-Versicherer bekamen die Note „Befriedigend“.
Bei den drei bewerteten Direktversicherern erzielten Europa und Hannoversche die Note „Sehr Gut“. Die Cosmos Lebensversicherung erhielt im DFSI-Qualitätsrating lediglich ein „Befriedigend“.
„Mit unserem DFSI-Qualitätsrating bieten wir allen potentiellen Neukunden eine einfache und transparente Möglichkeit, die Lebensversicherer mit sehr hoher Qualität und Substanzkraft zu erkennen “, erklärt Pressesprecher Sebastian Ewy. „Unser Qualitätsrating kann zudem auch Bestandskunden wertvolle Dienste bei der Frage leisten, ob Verträge fortgeführt, stillgelegt oder storniert werden sollten.“
Ergebnisübersicht: http://www.dfsi-institut.de/upload/presse_d5bde1abb779b4a5ad0021cedea750d7.pdf
Mehr Informationen zu den Ergebnissen des Ratings finden Sie unter www.dfsi-ratings.de
DFSI Ratings GmbH ist eine unabhängige Agentur für Qualitätsratings im Versicherungssektor. DFSI Ratings GmbH bietet seit 2014 Qualitätsratings an, die aus Sicht von Privatkunden die Unternehmensqualität von Versicherern und Gesetzlichen Krankenkassen darstellen. Dabei werden keine Bonitätsratings für Investoren und/oder Anleger erstellt. DFSI Ratings GmbH hat bei Versicherern und Gesetzlichen Krankenkassen mit über 100 Ratings die höchste Abdeckung veröffentlichter Qualitätsratings im deutschen Markt.
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DFSI Ratings GmbH, Am Vorgebirgstor 1, 50969 Köln, Thomas Lemke Geschäftsführer, Tel: +49 (0)221 6777 4569 0, Fax: +49 (0)221 423 468 38, www.dfsi-ratings.de