FPSB Deutschland zur World Investor Week 2020

 

Zurück in alte Rollenmuster. Die Corona-Pandemie hat die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern ein Stück weit wieder verstärkt. Denn Frauen wurden durch den COVID-19-Virus gleich in doppelter Hinsicht getroffen: Zum einen, weil sie wegen des Lockdowns und der Schließung von Schulen und Kindertagestätten intensiver zu Hause eingebunden waren als ohnehin schon. Zum anderen arbeiten Frauen deutlich häufiger in systemrelevanten Berufen wie Pflege oder Einzelhandel und sind somit einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt – abgesehen davon, dass sie für diese Tätigkeiten meist nur unterdurchschnittlich bezahlt werden. Das hat Auswirkungen: “Frauen bekommen ohnehin schon weniger gesetzliche Rente als Männer. Die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie werden diese Kluft aber wohl noch verstärken”, befürchtet Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland). “Gleichzeitig beschäftigen sich Frauen zu wenig mit ihrer Altersvorsorge. Es wird höchste Zeit, dass sich das ändert.” Frauen und Männern den Nutzen einer Finanzplanung nahezubringen und Finanzwissen zu vermitteln, ist Ziel des Weltfinanzplanungstages, der am Mittwoch, den 7. Oktober, im Rahmen der World Investor Week unter dem Motto “Lebe heute. Plane für morgen” stattfindet. Daran wird – wie auch in den vergangenen Jahren – erneut der FPSB Deutschland teilnehmen und die gesamte Aktionswoche mit einer umfangreichen Aufklärungskampagne zum Thema Finanzplanung begleiten.

Auch laut einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) müssen Frauen die Hauptlast tragen, wenn Eltern in Zeiten geschlossener Kitas und Schulen einspringen müssen. Gleichzeitig warnen die Forscher vor den langfristigen ökonomischen Folgen der Krise. Sie könnte eine Rückkehr der Frauen zur vorherigen Tätigkeit und/oder zur ursprünglichen Arbeitszeit unter Umständen nicht möglich machen. Was das bedeutet? “Das Erwerbseinkommen der Frau leidet massiv, außerdem besteht die Gefahr, dass sich die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen durch die Corona-Krise weiter vergrößert”, erläutert Prof. Tilmes.

Klar ist: Frauen müssen aktiv werden. “Gerade sie sind von Altersarmut bedroht, wenn sie nicht rechtzeitig vorsorgen”, so der FPSB-Vorstand. Denn weil Frauen immer noch deutlich weniger Geld als ihre männlichen Kollegen verdienen, zahlen sie auch deutlich weniger in die Rentenkasse ein. Hinzu kommen im Schnitt 15 Versicherungsjahre weniger als bei Männern. Laut den Daten der Deutschen Rentenversicherung beträgt die Durchschnittsrente aller gesetzlichen Rentner 1.048 Euro monatlich. Dabei kommen Männer im Schnitt jedoch auf 1.166 Euro, Frauen lediglich auf 959 Euro. Das sind fast 18 Prozent weniger. “Jede Job-Pause und jedes Teilzeitjahr mindert den Rentenanspruch und vergrößert damit die Versorgungslücke”, sagt Prof. Tilmes.

Nicht auf die Versorgung durch den Partner verlassen

Hinzu kommt, dass immer noch viele Frauen wichtige Entscheidungen im Bereich der privaten Vorsorge ihrem Ehegatten oder Lebensgefährten überlassen. Das heißt, sie vertrauen bei der Geldanlage dem Partner und sind froh, dass sie sich nicht selbst um die Finanzen kümmern müssen. So offenbart eine aktuelle Untersuchung des Beratungsunternehmen Aon, dass der Partner in vielen Fällen der Versorger der Frauen ist – selbst im Alter. Das kann sich bei einer Scheidung oder dem plötzlichen Tod des Partners rächen. “Auf die Versorgung durch den Partner sollten Frauen sich nicht verlassen”, warnt der FPSB-Vorstand.

Speziell die Regelungen für Paare, die ohne Trauschein zusammenleben, sind oft nur unzureichend. Vor allem für die oft wirtschaftlich schwächere Partnerin können erhebliche finanzielle Risiken auftreten. Das gilt zum Beispiel für Ansprüche auf Unterhalt oder den Ausgleich von Anrecht auf eine Altersversorgung. Auch beim Thema Erbe gibt es einige Fallstricke zu beachten: Der niedrige erbschaftsteuerliche Freibetrag von 20.000 Euro sowie das nicht bestehende gesetzliche Erbrecht machen eine testamentarische Regelung dringend erforderlich.

“Es ist für Frauen die pure Notwendigkeit, sich mit der finanziellen Vorsorge auseinanderzusetzen – und das möglichst frühzeitig”, sagt Tilmes. Dabei brauchen Frauen keine andere Altersvorsorge als Männer, sie brauchen nur eine Beratung, die ihre persönliche Situation berücksichtigt. Was dann genau in Frage kommt, muss individuell beantwortet werden. “Eine Patentlösung bei der Altersvorsorge für Frauen gibt es nicht. Vielmehr hängt die Planung von verschiedenen Faktoren ab”, sagt der FPSB-Vorstand. Dazu zählen das Lebensalter und somit die Zeit bis zum Ruhestand, die Lebensumstände wie die Familien- und Vermögenssituation sowie die eigenen Ziele und Wünsche.

Professionelle Finanzplaner decken Defizite auf

Wichtig ist, das Thema Finanz- und Vermögensplanung, aber auch die Absicherung biometrischer Risiken schnellstmöglich in Angriff zu nehmen und dazu die Hilfe qualifizierter Finanzfachleute zu suchen. Gerade die vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®-Professionals) sind dank ihres ganzheitlichen Ansatzes in der Lage, Frauen bei der Finanz- und Vermögensplanung zu beraten.

Um die Menschen für solche Themen wie den Vermögensaufbau, die eigene Altersvorsorge aber auch die Pflegebedürftigkeit zu sensibilisieren, wurde vor vier Jahren vom internationalen Dachverband der CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professionals der Weltfinanzplanungstag ins Leben gerufen. “Der Aktionstag, der in diesem Jahr am Mittwoch, den 7. Oktober, stattfindet, sollte gerade auch für Frauen ein Anlass sein, sich über ihre eigene Altersvorsorge Gedanken zu machen”, so Tilmes Fazit.

 

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