Cyber-Angriffe nehmen während der Pandemie zu – Marktausblick bleibt positiv

 

Die Corona-Pandemie muss uns eine Lehre sein: Wir müssen schneller und konsequenter handeln, damit uns Risiken wie Cyber-Angriffe oder der Klimawandel nicht ähnlich unvorbereitet treffen wie COVID-19. Die finanziellen Folgen lassen sich zum Nutzen der Menschen besser absichern. Dabei muss klar sein, dass systemische Risiken wie eine Pandemie auch systematische Gegenmaßnahmen erfordern, etwa durch Risiko-Pools mit Unterstützung der Staaten, um nicht versicherbare Risiken tragbar zu machen.

Globalisierung macht Folgen von Katastrophen extremer

Die Corona-Pandemie führt der Welt ihre Anfälligkeit bei Größtrisiken vor Augen. Finanzielle Schäden in Billionenhöhe sollten ein Weckruf sein, dass sich Volkswirtschaften besser gegen solch extreme Risiken wappnen müssen. Daher dürfen derzeit große Bedrohungsszenarien wie Cyber und der Klimawandel nicht aus dem Blick geraten, deren Folgen über die Zeit betrachtet die einer Pandemie noch übertreffen könnten. Maßnahmen zur Prävention und passende Risikotransferinstrumente können Gesellschaften resilienter machen.

Der systemische Charakter von Größtrisiken hat durch Globalisierung und Digitalisierung zugenommen. Von 1990 bis 2008 wuchs der Welthandel doppelt so stark wie die Wirtschaft insgesamt. Auch seitdem nahm der Handel schneller als die Wirtschaftsleistung zu. Mit der stärkeren Vernetzung wuchsen auch die Abhängigkeiten. Für drei Großrisiken unserer Zeit – Pandemien, Cyber, Klimawandel – lassen sich unterschiedliche Lösungsansätze ableiten.

Pandemien: Kumulrisiko für Versicherer – Staatlich gestützte Pools nötig

Die Aufwendungen für COVID-19-Schäden belasten Versicherer erheblich. Bereits jetzt kommen sie den Schäden der teuersten Naturkatastrophen nahe. In der Lebens- und Krankenversicherung sind Pandemierisiken abgedeckt; zudem entstanden hohe Schäden durch die Absage zahlreicher Großveranstaltungen. Auch in der Haftpflicht-, der Reiseversicherung sowie im Kreditgeschäft fallen Schäden an.

Die größten ökonomischen Schäden entstehen jedoch durch Betriebsunterbrechungen bei angeordneten Lockdowns. Da diese weltweit fast zeitgleich quer über Wirtschaftssektoren anfallen, sind sie privatwirtschaftlich kaum versicherbar. Nach Schätzungen des Verbands der US-Schaden- und Unfallversicherer APCIA wäre das Risikokapital der Versicherer in den USA binnen weniger Wochen aufgezehrt, wenn Betriebsunterbrechungsschäden durch Corona versichert gewesen wären.

„Wir brauchen neue verlässliche Mechanismen, um solche Risiken abzudecken. Das geht nur mit staatlich gestützten Risikopools, an denen sich Versicherer mit begrenzter Kapazität beteiligen können. Versicherer können zudem die korrekte Risikobewertung unterstützen sowie Vertrieb und Schadenregulierung organisieren“, sagte Stefan Golling, Chief Underwriter von Munich Re.

Cyber-Angriffe nehmen während der Pandemie zu – Marktausblick bleibt positiv

Durch die Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung von Corona wurden viele Geschäftsprozesse von Unternehmen nahezu komplett und unmittelbar in das Internet verlagert, was unter normalen Umständen womöglich Jahre dauern würde. In der Folge nahmen die Risiken für Cyber-Angriffe zu, da die Sicherheit von Daten oder Prozessen außerhalb des eigenen Firmennetzwerkes schwieriger zu gewährleisten ist. Gleichzeitig stieg das Bewusstsein für die digitale Abhängigkeit, so dass mehr Investitionen in die IT-Sicherheit notwendig und wahrscheinlich sind.

Die Absicherung von Cyberrisiken bleibt für Munich Re eines der wichtigsten strategischen Wachstums- und Handlungsfelder. Der Cyber-Versicherungsmarkt wird sich ausgehend von 2020 bis 2025 auf etwa 20 Mrd. US$ verdreifachen. Munich Re gehört mit einem Marktanteil von rund 10% zu den führenden Versicherern.

„Munich Re hat ein Team von mehr als 130 Experten, die Cyber-Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette aus Risikoanalyse, Prävention und Risikotransfer entwickeln. Hinzu kommt ein stetig wachsendes Netzwerk an externen Experten und Partnern, die Services vor und nach einem Cyber-Angriff gewährleisten. Der Cyber-Markt wird durch die zusätzliche Dynamik der Digitalisierung womöglich noch stärker wachsen als gedacht“, sagte Golling.

Klimawandel: Nicht-Handeln wird Klimarisiken systemisch machen

Der Klimawandel bleibt die größte Herausforderung für die Menschheit, da er langfristig wirkt und über Generationen nicht umkehrbar ist. Seit 1980 haben wetterbedingte Naturkatastrophen Schäden von rund 4.200 Milliarden US$ verursacht, beinahe eine Million Menschen kamen ums Leben. Nur rund ein Drittel der Schäden war versichert. Indirekte Schäden, weil Lieferketten unterbrochen sind, Banken unter Kreditausfällen leiden oder Kraftwerke bei Hitze ihre Produktion drosseln, sind darin gar nicht enthalten.

„Der Klimawandel ist bislang kein systemisches Risiko. Aber er wird es, wenn die Erderwärmung unbegrenzt weitergeht. Dann werden in einigen Generationen bestimmte Regionen kaum mehr zu bewirtschaften sein. Schadenwahrscheinlichkeiten bestimmter Naturgefahren nehmen zu, wie wir es heute schon bei Schwergewittern und Waldbränden beobachten“, so Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek.

Entscheidend ist, Änderungsrisiken durch den Klimawandel zu erkennen, wo Risikobewertungen auf Basis von Daten aus der Vergangenheit durch veränderte Wahrscheinlichkeiten nicht mehr passen. Das betrifft neben Versicherern auch Unternehmen im Finanzsektor und der Realwirtschaft, die ihre Bilanz auf Klimarisiken prüfen müssen, etwa bei langlaufenden Krediten oder der Kapitalanlage. Durch Digitalisierung und genauere Datenanalyse sind bessere Tools zur Bewertung solcher Risiken und bessere Risikotransferlösungen möglich.

Beim Kampf gegen den Klimawandel spielt der konsequente Einsatz neuer Technologien im Energiesektor, beim Transport, der Industrie- und der Nahrungsmittelproduktion eine Schlüsselrolle. Neben den erneuerbaren Energien sind dies vor allem Energiespeicher und CO2-freie Energieträger wie “grüner” Wasserstoff oder synthetisch erzeugte Kraftstoffe. Es sind auch Technologien nötig, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen und speichern können. Als Risikoträger erleichtert Munich Re mit innovativen Versicherungslösungen für solche neuen Schlüsseltechnologien oder mit Investments deren Markteintritt und die Bezahlbarkeit. Um Anreize für diesen Technologiewandel zu setzen, ist international auch eine konsequente CO2-Bepreisung mit funktionierenden Marktmechanismen unabdingbar.

Die COVID-19-Pandemie hat die Welt weitgehend unvorbereitet getroffen, obwohl Experten lange davor gewarnt haben – ähnlich wie beim Klimawandel. „Daraus müssen wir die Konsequenz ziehen und uns besser vorbereiten, um Schäden zu minimieren. Wir als Unternehmen tragen unseren Teil dazu bei, indem wir mit unserer Expertise Risiken analysieren und zu verstehen helfen sowie mit geeigneten Versicherungslösungen einen Teil der Risiken abfedern“, so Jeworrek.

Jüngste Schadenereignisse

Seit 30. Juni 2020 ist es zu folgenden Schadenentwicklungen mit Auswirkungen auf Munich Re gekommen:

Seit 30. Juni hat sich die Schadenentwicklung durch die Corona-Pandemie bis jetzt verglichen mit den ersten beiden Quartalen verlangsamt.

Am 4. August ereignete sich eine verheerende Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Munich Re erwartet daraus eine Schadenbelastung in niedriger dreistelliger Millionen-Euro-Höhe, hauptsächlich durch Sachschäden.

Für die Schadenbelastung durch die Hurrikane Hanna, Isaias und Laura im Juli und August geht Munich Re basierend auf einer ersten, noch unsicheren Schätzung ebenfalls von einem niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag aus.

In Kalifornien hält die Waldbrand-Saison an. Bis zum jetzigen Zeitpunkt werden die Belastungen für Munich Re daraus als nicht erheblich eingeschätzt.

 

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