Johannes Sczepan: “Die Corona-Krise ist die Sternstunde der Fondsmanager.”
“Die aktuelle Krise ist die Sternstunde der Fondsmanager”, postuliert Johannes Sczepan, Geschäftsführer der Finanzberatungsgruppe Plansecur. Er erklärt: “Erfahrene Fondsverwalter, die schon vor der Krise auf Nachhaltigkeit gesetzt haben und in der Krise mit Fingerspitzengefühl umschichten, werden ihren Anlegern nach 2021 goldene Zeiten bescheren.” Er gibt ein Beispiel: “Also etwa Digital- und Medizinwerte ins Portfolio aufnehmen und sich dafür von Luftfahrt-, Touristik-, Banken- und Automobilwerten trennen.” Allerdings, räumt der Plansecur-Chef ein, werde es auch weniger gut verwaltete Fonds geben, die sich bestenfalls langfristig aus der Krise wieder nach oben arbeiten werden.
Aktives Management besser als Indexfonds
Johannes Sczepan rät: “In der Krise kommt es weit mehr als zuvor auf die Wahl der richtigen Fonds an. Erfahrene Fondsmanager können Wertverluste ein Stück weit begrenzen und vor allem neue Chancen dynamisch nutzen. Daher sind Fonds, die aktiv gemanagt werden, empfehlenswerter als börsengehandelte Exchange Traded Funds, also ETFs, die blind an Marktindizes gebunden sind.”
Als aktuelles Beispiel verweist der Plansecur-Chef auf Wirecard: “Während viele aktiv gemanagte Fonds die Position Wirecard schon lange vor dem Skandal mit Gewinn veräußert hatten, sitzen die ETFs in solchen Fällen so lange auf dem Investment, wie der Wert im Index bleibt.”
Die Fondsauswahl sollte man den Fachleuten überlassen, empfiehlt Plansecur-Geschäftsführer Johannes Sczepan. Hierbei spielten neben dem “richtigen” Fondsverwalter die gewählten Zielbranchen und die geografische Verteilung der Anlagen eine maßgebliche Rolle. Eine Schlüsselrolle schreibt der Plansecur-Chef dabei der Identifizierung der “Gewinner von morgen” und der im Branchenjargon “Stehaufmännchen” genannten Unternehmen zu. Er sagt: “Die Börsen haben das Jahr 2020 längst abgehakt und konzentrieren sich auf die Zeit danach. In dieser Perspektive ab 2021 liegen auch die derzeit hohen Kurse begründet. Zwar könnte eine Insolvenzwelle in diesem Herbst der Börse noch einmal einen Rücksetzer verpassen, aber das ist eher ein Grund zum Investieren statt zur Panik.” Für viele Anleger ist es sinnvoll, im Rahmen eines Fondssparplans jeden Monat einen Festbetrag zu investieren, um Kursschwankungen auszugleichen, meint Johannes Sczepan.
Spreu und Weizen trennen sich
Johannes Sczepan: “In der Krise trennt sich wie so oft auch bei den Fonds die Spreu vom Weizen. Jetzt kommt es darauf an, in den künftigen Wachstumsfonds investiert zu sein, um von den goldenen Zeiten nach 2021 zu profitieren.”
Der Plansecur-Chef warnt: “Augen zu und durch ist auf keinen Fall eine gute Strategie in der Krise. Es kommt vielmehr darauf an, mit Gelassenheit sein Portfolio auf Schwachstellen zu durchleuchten und es gegebenenfalls auf Chancen umzuschichten.”
Investieren nur bei “Wohlfühlliquidität”
Als Voraussetzung für Investitionen nennt Johannes Sczepan “Wohlfühlliquidität”, also Gelder, die man selbst in der momentanen Krise auf keinen Fall benötigt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr vermutlich noch deutlich verschlechtern wird, bevor es zu einem Aufschwung frühestens ab 2021 kommen kann, meint der Plansecur-Geschäftsführer.
Johannes Sczepan ermahnt: “Es wird in diesem Jahr viele Insolvenzen geben. Menschen werden in wirtschaftliche Not geraten und man kann schneller selbst betroffen sein als man es erwartet. Ein ausreichendes Polster an finanzieller Liquidität ist also auf jeden Fall ratsam. Aber eine darüberhinausgehende größere Geldmenge auf dem Bankkonto zu lassen ist angesichts der Niedrig- bis Minuszinsentwicklung, die sich durch die Coronakrise verschärfen wird, nicht angeraten. Dieser Überschuss lässt sich gut einsetzen, um gelassen den goldenen Zeiten nach 2021 entgegenzusehen.”
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