Die Commerzbank hat im zweiten Quartal 2020 trotz deutlich höherer Belastungen aus dem Risikoergebnis einen Operativen Gewinn von 205 Millionen Euro erzielt.

 

Die Bank verzeichnete eine insgesamt stabile Entwicklung im Kundengeschäft. So steigerte das Firmenkundensegment dank eines guten Kapitalmarktgeschäfts die Erträge leicht. Im Segment Privat- und Unternehmerkunden verzeichnete die Bank vor allem über ihre digitalen Angebote weiteres Wachstum bei Kunden sowie Kredit- und Wertpapiervolumen. Insgesamt steigerte die Bank die Erträge im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast 7 %. Hier spiegeln sich ein deutlicher Anstieg des Provisionsergebnisses und Aufholungen bei Bewertungseffekten wider. Letztere hatten das Vorquartal stark belastet und haben sich wie erwartet teilweise erholt. Die Operativen Kosten senkte die Bank um 3,3 %. Dem stand ein mit minus 469 Millionen Euro deutlich höheres Risikoergebnis gegenüber. Es beinhaltet weitere Corona-Effekte von minus 131 Millionen Euro und Belastungen von 175 Millionen Euro aus einem Einzelfall. Obwohl die Bank die neuen regulatorischen Übergangsregeln nicht genutzt hat, verbesserte sich die harte Kernkapitalquote von 13,2 % im Vorquartal auf 13,4 % und liegt damit weiter klar über allen Anforderungen.

„Wir haben im zweiten Quartal trotz Corona ein positives Ergebnis erzielt und konnten unsere Kunden tatkräftig bei der Bewältigung der Pandemiefolgen unterstützen. Das hat in diesen Zeiten oberste Priorität“, sagte Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. „Dabei zahlt sich für uns aus, dass wir die Bank in den vergangenen Jahren viel robuster und digitaler aufgestellt haben.“

Seit Beginn der Corona-Krise hat die Commerzbank rund 21.000 Kreditanfragen mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro erhalten und KfW-Kredite in Höhe von rund 7 Milliarden Euro genehmigt. Damit liegt der Marktanteil der Bank bei KfW-Krediten bis 100 Millionen Euro bei rund 15 %. Darüber hinaus hat die Bank mehr als 33.000 Kredite mit einem Volumen von mehr als 3,4 Milliarden Euro gestundet. Die digitalen Angebote der Bank erhielten einen weiteren Schub. So erreichte die Zahl der aktiven Nutzer von Portal und Banking-App im Juni mit 2,7 Millionen einen neuen Höchststand. Allein die Banking-App der Commerzbank hatte im Juni fast 1,6 Millionen aktive Teilnehmer. Das Angebot hier wird etwa alle zwei Wochen um neue Funktionen erweitert, wie etwa die Möglichkeit, Wertpapiere über die App zu ordern oder Apple-Pay auch ohne Kreditkarte zu nutzen. Die dafür notwendige virtuelle Debit Card wurde nach der Einführung Mitte Juni bereits mehr als 100.000-mal bestellt.

Die Erträge im Konzern stiegen im zweiten Quartal um 6,8 % auf 2.273 Millionen Euro (Q2 2019: 2.129 Millionen Euro). Sie profitierten von einem kräftigen Zuwachs des Provisionsüberschusses um 7 % vor allem dank eines starken Wertpapiergeschäfts. Zum Ertragsplus beigetragen haben auch erste Aufholungen der negativen Bewertungseffekte aus dem ersten Quartal. Einen positiven Beitrag von rund 50 Millionen Euro steuerte der Venture-Capital-Fonds der Commerzbank, Commerz-Ventures, bei. Bereinigt um Sondereffekte wuchsen die Erträge um 184 Millionen Euro auf 2.278 Millionen Euro (Q2 2019: 2.095 Millionen Euro) an.

Die Operativen Kosten sanken trotz IT-Investitionen infolge des anhaltenden Kostenmanagements im zweiten Quartal weiter um 53 Millionen Euro auf 1.526 Millionen Euro (Q2 2019: 1.579 Millionen Euro). Dazu trug auch der fortgesetzte Stellenabbau bei. Per Ende Juni 2020 lag die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern bei rund 39.700, das sind rund 1.000 weniger als ein Jahr zuvor. Den gesenkten Operativen Kosten standen 73 Millionen Euro Pflichtbeiträge gegenüber, die mit einem Plus von 10 Millionen Euro gegenüber dem Vergleichsquartal erneut gestiegen sind (Q2 2019: 63 Millionen Euro).

Das Risikoergebnis erhöhte sich im zweiten Quartal deutlich auf minus 469 Millionen Euro (Q2 2019: minus 178 Millionen Euro). Davon sind allein minus 175 Millionen Euro auf einen großen Einzelfall zurückzuführen. Corona-Effekte belasteten das Risikoergebnis zudem mit insgesamt 131 Millionen Euro. Darin enthalten ist eine vorsorgliche Buchung von 84 Millionen Euro für erwartete künftige potenzielle Auswirkungen im Zusammenhang mit Corona. Insgesamt blieb die Qualität des Kreditbuches dank des massiven Risikoabbaus in den vergangenen Jahren mit einer Quote der Problemkredite von weiterhin niedrigen 0,8 % unverändert gut.

In Summe erzielte die Bank im zweiten Quartal ein Operatives Ergebnis von 205 Millionen Euro (Q2 2019: 309 Millionen Euro). Das Vorsteuerergebnis belief sich auf 211 Millionen Euro (Q2 2019: 329 Millionen Euro). Unter dem Strich erwirtschaftete die Bank damit ein ihren Aktionären zurechenbares Konzernergebnis von 220 Millionen Euro (Q2 2019: 279 Millionen Euro). Darin spiegelt sich auch eine niedrige Steuerquote wider, unter anderem weil sich der Bewertungsgewinn von Commerz-Ventures steuerlich nicht niederschlägt.

Die harte Kernkapitalquote (Common-Equity-Tier-1-Quote/CET-1-Quote) verbesserte sich per Ende Juni auf 13,4 % (Ende März 2020: 13,2 %; Ende Juni 2019: 12,9 %), wobei die Bank neue regulatorische Möglichkeiten und Übergangsregeln nicht angewendet hat. Die gestiegenen risikogewichteten Aktiva wurden vom Kapitalaufbau infolge des positiven Quartalsergebnisses, geringerer regulatorischer Abzüge und positiver Effekte aus der Neubewertungsrücklage überkompensiert. Per 30. Juni 2020 lag die Bank mehr als 300 Basispunkte über der regulatorischen Anforderung an das harte Kernkapital („MDA-Schwelle“), die sie durch die erfolgreiche Emission von AT-1- und Tier-2-Kapitalinstrumenten im zweiten Quartal von 10,8 % auf 10,1 % senken konnte. Die Leverage Ratio lag bei 4,7 % (Juni 2019: 4,5 %) und damit ebenfalls klar über den Anforderungen.

„Wir haben unsere Erträge und unsere Kapitalquote im zweiten Quartal gesteigert, das Operative Ergebnis ist allerdings durch das Risikoergebnis belastet worden“, sagte Bettina Orlopp, Finanzvorständin der Commerzbank. „Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kosten senken, um künftige Belastungen abfedern zu können. Daran arbeiten wir. So haben wir das Kostenziel für dieses Jahr weiter verschärft.“

Entwicklung der Segmente

Das Segment Privat- und Unternehmerkunden (PUK) setzte im zweiten Quartal sein Wachstum fort. Es gewann vor allem über digitale Kanäle netto 103.000 Neukunden in Deutschland hinzu und hat nun rund 11,5 Millionen Kunden. Das Kredit- und Wertpapiervolumen stieg per Ende Juni auf 262 Milliarden Euro (Ende März: 239 Milliarden Euro). Das Volumen der Baufinanzierungen wuchs dank eines starken Neugeschäfts um 7 % auf 84 Milliarden Euro. Das Ratenkreditvolumen spiegelte den gebremsten Konsum in der Corona-Krise und blieb stabil bei 3,8 Milliarden Euro (Ende März 2020: 3,8 Milliarden Euro). Im höheren Wertpapiervolumen spiegeln sich die Erholung an den Aktienmärkten und Nettozuflüsse von 4,2 Milliarden Euro wider. Zu dieser Entwicklung trug insbesondere auch die Comdirect bei, deren rechtliche Verschmelzung mit der Commerzbank sich auf der Zielgeraden befindet und voraussichtlich Anfang des vierten Quartals abgeschlossen wird.

Insgesamt gingen die Erträge des Segments leicht auf 1.194 Millionen Euro (Q2 2019: 1.222 Millionen Euro) zurück. Darin ist eine Erhöhung der Rückstellungen für Rechtsrisiken bei Fremdwährungskrediten der mBank in Höhe von 42 Millionen Euro enthalten. Während dank der hohen Wertpapieraktivitäten und der Erholung an den Börsen das Provisionsergebnis um 9 % stieg, sank der Zinsüberschuss. Das ist neben dem geringeren Konsum im Zuge der Corona-Krise auch auf geringere Zinserträge aus Einlagen zurückzuführen. Zudem wirkte sich bei der mBank die Senkung der Leitzinsen in Polen aus. Die Belastungen aus dem Risikoergebnis des Segments lagen im zweiten Quartal dieses Jahres bei 153 Millionen Euro (Q2 2019: minus 48 Millionen Euro), davon fielen 77 Millionen Euro bei der mBank an. Die Operativen Kosten gingen auf 864 Millionen Euro zurück (Q2 2019: 873 Millionen Euro). Insgesamt sank das Operative Ergebnis des Segments auf 112 Millionen Euro (Q2 2019: 248 Millionen Euro).

Das Segment Firmenkunden steigerte im zweiten Quartal die Erträge leicht auf 791 Millionen Euro (Q2 2019: 776 Millionen Euro). Treiber war der Bereich International Corporates, der von einem starken Kapitalmarktgeschäft bei Fremdkapitalprodukten profitierte. Insbesondere im Geschäft mit Anleiheemissionen verzeichnete die Bank das stärkste Quartalsergebnis der letzten fünf Jahre. Im internationalen Großkundengeschäft wirkte sich vor allem zu Beginn des Quartals die hohe Kreditnachfrage positiv aus. Im Quartalsdurchschnitt lag das Kreditvolumen in der Mittelstandsbank sowie bei Internationalen Großkunden bei 95 Milliarden Euro (Q1 2020: 89 Milliarden Euro). Damit konnte das Segment die Auswirkungen der geringeren wirtschaftlichen Aktivitäten und des gesunkenen internationalen Handels infolge der Corona-Pandemie in den Bereichen Mittelstand und Institutionals mehr als ausgleichen.

Das Risikoergebnis des Firmenkundensegments belief sich hauptsächlich wegen des erwähnten Einzelfalls auf minus 289 Millionen Euro (Q2 2019: minus 127 Millionen Euro). Die Operativen Kosten senkte das Segment um fast 6 % auf 583 Millionen Euro (Q2 2019: 619 Millionen Euro). In Summe belief sich das Operative Ergebnis des Segments damit auf minus 89 Millionen Euro (Q2 2019: 21 Millionen Euro). Vor Risikovorsorge lag das Ergebnis bei 201 Millionen Euro und damit 53 Millionen Euro über dem Vorjahreswert.

Im Bereich Sonstige und Konsolidierung buchte die Commerzbank im zweiten Quartal des laufenden Jahres ein Operatives Ergebnis von 181 Millionen Euro (Q2 2019: 2 Millionen Euro). Hauptgrund hier ist die Aufholung negativer Effekte bei der Bewertung langfristiger Absicherungsgeschäfte für Zins- und Währungsrisiken, die das erste Quartal belastet hatten. Zudem buchte die Bank hier den Bewertungsgewinn von Commerz-Ventures.

Ausblick

Unter den Annahmen, dass es zu keinem zweiten Lockdown kommt, sich die wirtschaftlichen Aktivitäten schrittweise wieder erholen und sich die staatlichen Hilfsprogramme als wirksam erweisen, erwartet die Bank in diesem Jahr weitgehend stabile Erträge im Kundengeschäft des Segments Privat- und Unternehmerkunden, während im Firmenkundensegment mit stärkeren Corona-Effekten zu rechnen ist. Die Bank setzt ihr Kostenmanagement fort und strebt eine Kostenbasis inklusive der IT-Investitionen leicht unter dem Niveau des Geschäftsjahres 2019 an. Beim Risikoergebnis erwartet die Commerzbank Belastungen zwischen 1,3 Milliarden und 1,5 Milliarden Euro. Damit rechnet die Bank unter Berücksichtigung von möglichen Restrukturierungsaufwendungen für dieses Jahr mit einem negativen Konzernergebnis. Das Ziel für die harte Kernkapitalquote liegt weiter bei mindestens 12,5 % und damit im Rahmen der gesenkten regulatorischen Anforderungen.

 

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