Corona sorgt für kürzeste und zugleich schärfste Rezession, beschleunigt aber auch notwendige Weichenstellungen
Laut den Experten von J.P. Morgan Asset Management hat das erste Halbjahr 2020 die wirtschaftliche, die politische und nicht zuletzt die Investment-Landschaft stärker verändert, als jeder andere Halbjahreszeitraum der modernen Geschichte. „Die massiven Reaktionen der Politik auf die Covid-19-Pandemie, mit fiskal- und geldpolitischen Anreizen in bisher nie gesehenem Umfang, werden die Weltwirtschaft der kommenden Jahre tiefgreifend prägen“, erläutert Jakob Tanzmeister, Investmentspezialist in der Multi-Asset-Solutions-Gruppe von J.P. Morgan Asset Management. Doch mittlerweile scheint es, als hätte die Corona-Krise nicht nur für den massivsten Einbruch der Wirtschaft seit 90 Jahren gesorgt, sondern auch für den kürzesten. So deuten die wichtigsten Wirtschaftsdaten auf eine Erholung der Wirtschaftsaktivitäten und Gewinne im zweiten Halbjahr hin, und die Konjunkturpakete befeuern den ohnehin bestehenden Nachholbedarf. „Wir glauben, dass der Aufschwung bereits Fuß gefasst hat, und sich im zweiten Halbjahr 2020 weiter fortsetzen wird. Natürlich rechnen wir mit weiteren volatilen Phasen, vor allem im Vorfeld der US-Wahlen, doch sind wir auch überzeugt, dass die Wirtschaft gerade aus der Rezession heraustritt und nun in einem neuen frühen Zyklus ist“, betont Tanzmeister.
Virus hat notwendige Weichenstellung beschleunigt
Manchen mag dieses Szenario allzu optimistisch erscheinen, doch aus Asien kommen Hinweise auf einen erheblichen Nachholbedarf. Ein weiteres positives Signal ist, dass das Virus in Regionen wie Europa längst überfällige politische Weichenstellungen erzwungen hat, die den Volkswirtschaften und Anlagemärkten dieser Regionen dauerhafte Vorteile bringen können. „Natürlich bestehen nach wie vor Risiken – sei es eine erneute Infektionswelle oder weitere Spannungen zwischen den USA und China. So werden wir in den kommenden Monaten rasch und flexibel reagieren müssen. Zugleich wissen wir von vergangenen Krisen, dass eine beginnende Erholung Unterstützung für Aktien und Unternehmensanleihen bedeutet“, führt Tanzmeister aus. Und obwohl die Erholung global zu sein scheint – was großteils auf die globale Natur des Virus zurückzuführen ist, das die Rezession erst ausgelöst hat –, wird es Gewinner und Verlierer geben, was Chancen für aktive Anleger eröffnet.
Income-Anleger sollten die mittelfristige Perspektive nicht aus den Augen verlieren
Diese positivere Einschätzung hat dazu geführt, dass die Fondsmanager des Income-Klassikers JPMorgan Investment Fund – Global Income Fund in den letzten Wochen das Risiko im Portfolio moderat erhöht haben. Mit Blick auf die verschiedenen Anlageklassen – als Multi-Asset-Income-Fonds sind im Portfolio des Global Income Fund aktuell 14 Assetklassen zu finden – gehen die Income-Manager Michael Schoenhaut und Eric Bernbaum streng qualitätsorientiert und selektiv vor. Bei Aktien bevorzugen die Manager nach wie vor US-Titel, sind mittlerweile aber auch Europa zugeneigt: so haben sie ihre Aktienallokation in zyklische Werte und Regionen mit höherem Beta umgeschichtet – Folge ist ein erhöhtes Europa-Engagement. Alles in allem bleibt das Portfolio hinsichtlich des Risikos moderat ausgerichtet mit einer Anleihen-Duration von 5,8 Jahren. Mit Blick nach vorne suchen die Income-Manager weiterhin nach Möglichkeiten, um mit den bestehenden Cash-Beständen Chancen zu nutzen. „Auf Ebene des Gesamtportfolios sollten sich attraktive Erträge erzielen lassen, da die jüngsten Marktverwerfungen Gelegenheiten für ertragsorientierte Anleger geschaffen haben. So stiegen in der Mehrzahl der Anlageklassen, in denen der Global Income Fund investiert ist, die Renditen“ und ein Rückgang zu Vor-Corona-Niveaus würde interessante Ertragschancen eröffnen, führt Income-Spezialist Tanzmeister aus.
Wichtig ist laut dem Experten, dass Anleger die mittelfristige Perspektive und den Blick nach vorne nicht aus den Augen verlieren. „Die Historie zeigt zweierlei: zum einen, dass sich die erzielte Gesamtwertentwicklung mit mittelfristigem Anlagehorizont im positiven Bereich stabilisiert und zum anderen, dass die besten Ergebnisse unmittelbar nach Krisen erzielt werden konnten. Kursrückgänge und schwierige Marktphasen können also gute Einstiegszeitpunkte sein und die zu erwartenden Ergebnisse in den nächsten Jahren sollten über den Ergebnissen der jüngeren Vergangenheit liegen“, ist Tanzmeister überzeugt.
Neue Studie von Scope bestätigt die Relevanz von Income-Strategien und langfristig überlegene Ertragskraft
Zwar haben Income-Strategien im ersten Halbjahr deutliche Verluste hinnehmen müssen, aber sie konnten auch von der kräftigen Erholung profitieren, die im April einsetzte. In einer aktuellen Studie untersucht das Research- und Ratinghaus Scope das Aufholpotenzial von Income-Fonds.
Besonders interessant in der Studie ist der Vergleich von zwei bei Anlegern beliebten Multi-Asset- Strategien: Multi Asset Income und Absolute Return bzw. Total Return Funds (AR/TR). Income-Strategien werden auf das Erzielen regelmäßiger Erträge hin gemanagt. Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld haben gerade Privatanleger, aber beispielsweise auch Stiftungen Multi-Asset-Income-Fonds als Ersatz für Sparanlagen oder Staatsanleihen genutzt. Das Segment der AR/TR-Fonds verfolgt als oberstes Ziel den Kapitalerhalt und sollte deshalb in volatilen Zeiten weniger schwanken.
Die Studie untersucht, wie diese beiden Fondssegmente in akuten Krisenphasen wie der Finanzkrise oder der Eurokrise und zuletzt der Corona-Krise reagierten und ermittelt ein Muster: So konnten die AR/TR-Fonds Verluste im Durchschnitt zwar besser begrenzen als Multi-Asset-Income-Fonds, wenn auch sie zwischenzeitliche Verluste meist nicht ganz vermeiden konnten. Allerdings partizipierten diese Fonds in den üblicherweise zügig einsetzenden Erholungsphasen nur in deutlich geringerem Umfang als Multi-Asset-Income-Fonds.
Über den untersuchten Zeitraum von 2008 bis 2019 zeigte sich, dass in 10 der 12 Kalenderjahre Multi-Asset-Income-Fonds im Durchschnitt eine bessere Wertentwicklung erzielten. Bei einer aggregierten Betrachtung der Erträge zeigt sich ein noch überzeugenderes Bild: Von Januar 2008 bis Ende Mai 2020 erzielten Multi-Asset-Income-Fonds im Durchschnitt eine Gesamtrendite nach Kosten von 68 Prozent. Dem gegenüber stehen 19 Prozent für die Vergleichsgruppe der AR/TR-Fonds.
So attestiert Scope dem Segment der Multi-Asset-Income-Fonds weiterhin eine hohe Relevanz im Niedrigzinsumfeld. Essentiell für den langfristigen Anlageerfolg hält Scope es allerdings, auf einen erfahrenen Asset Manager zu setzen, der globale Ressourcen in einer Vielzahl von einkommensorientierten Anlageklassen bietet und über hauseigenes Research verfügt.
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