Anzeichen für Übersterblichkeit im Zusammenhang mit Corona-Pandemie
Nach vorläufigen Ergebnissen liegen die Sterbefallzahlen in Deutschland seit der 13. Kalenderwoche (22. bis 29. März 2020) über dem Durchschnitt der jeweiligen Kalenderwochen der Jahre 2016 bis 2019. In der 13. Kalenderwoche sind mindestens 19 385 Menschen gestorben, in der 14. Kalenderwoche (30. März bis 5. April) mindestens 20 207 und in der 15. Kalenderwoche (6. bis 12. April) mindestens 19 872. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, war die Abweichung der Sterbefallzahlen nach oben in der 15. Kalenderwoche mit knapp 2 000 Fällen beziehungsweise 11 % über dem vierjährigen Durchschnitt am größten. Im Vergleich zu den einzelnen Jahren liegen die Sterbefallzahlen dieser Woche in einer Spannweite von 18 % über den Zahlen von 2017 und 4 % über denen von 2018. Die aktuelle Entwicklung ist auffällig, weil die Sterbefallzahlen in dieser Jahreszeit aufgrund der ausklingenden Grippewelle üblicherweise von Woche zu Woche abnehmen. Dies deutet auf eine Übersterblichkeit im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie hin.
Eine Übersterblichkeit nach der hier verwendeten Definition liegt dann vor, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahresverlauf mehr Menschen sterben als nach der Sterblichkeit in den vergangenen Jahren (hier der Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019) zu erwarten gewesen wären.
Überdurchschnittliche hohe Sterbefallzahlen auch in anderen Staaten Die gesamten Sterbefallzahlen werden derzeit in vielen Ländern herangezogen, um zu bewerten, ob es im Zusammenhang mit der Pandemie eine erhöhte Sterblichkeit gibt. Zu einer solchen Entwicklung können gemeldete und nicht gemeldete COVID-19 Todesfälle beitragen, aber auch Todesfälle, die nur indirekt oder in gar keinem Zusammenhang mit der Pandemie stehen. Im europäischen Vergleich ist der Umfang der Übersterblichkeit in Deutschland bislang gering. Beispielsweise weisen gegenwärtig die nationalen Statistischen Ämter Belgiens, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens, der Niederlande, Österreichs, Schwedens, der Schweiz und Spaniens zum Teil wesentlich höhere Sterbezahlen im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre aus. Dagegen werden etwa für Norwegen und Tschechien keine auffälligen Veränderungen aufgezeigt. Die Angaben dieser Staaten beruhen auf den jeweiligen nationalen Methoden und zeitlichen Abgrenzungen der Daten. Zum Teil beziehen sie sich auf das Meldedatum und nicht auf den tatsächlichen Todestag. Auch die Anteile fehlender Meldungen sind unterschiedlich.
Methodische Hinweise zu den Angaben für Deutschland:
Eigene Auswertungen zum Jahresverlauf der Sterbefallzahlen sind auf Basis der Sonderauswertung “Sterbefälle – Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen und Bundesländern für Deutschland 2016 bis 2020” möglich. Für die Jahre 2019 und 2020 werden erste vorläufige Daten dargestellt. Ein Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 beinhaltet folglich sowohl endgültige als auch vorläufige Daten. Bei den vorläufigen Daten handelt es sich um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Die Angaben beziehen sich auf den Todestag und nicht auf das Meldedatum.
Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind aktuelle Aussagen zur Zahl der Sterbefälle mit einem Verzug von etwa vier Wochen möglich. Durch die verzögerten Meldungen können sich die ersten Ergebnisse für das Jahr 2020 noch leicht erhöhen. Die Sonderauswertung wird ab sofort wöchentlich aktualisiert. Eine neue Veröffentlichung mit aktualisierten Fallzahlen und ersten Daten für die 16. Kalenderwoche (13. bis 19. April 2020) wird am 15. Mai 2020 vorliegen.
Verantwortlich für den Inhalt:
Statistisches Bundesamt, Gustav-Stresemann-Ring 11, 65189 Wiesbaden, Tel: +49 611-75 34 44, www.destatis.de