Geringer Quartalsgewinn aufgrund hoher Corona-Schäden

 

Die humanitären und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie beschäftigen uns alle jeden einzelnen Tag. Wir fühlen mit den Opfern und ihren Angehörigen. Munich Re unternimmt jede Anstrengung, um Kunden, Mitarbeiter und deren Familien zu schützen. Wirtschaftlich kann Munich Re die hohen Schäden durch Covid-19 gut verkraften. Dank unserer starken Bilanz und unseres umsichtigen Risikomanagements sind wir auch in dieser schwierigen Zeit ein verlässlicher Partner für unsere Kunden.

Zusammenfassung der Q1-Zahlen

In Q1 2020 erzielte Munich Re einen Gewinn von 221 (633) Mio. €. Das operative Ergebnis fiel im Vergleich zum Vorjahr auf 397 (771) Mio. €. Das sonstige nicht operative Ergebnis betrug -11 (-18) Mio. €. Das Währungsergebnis lag bei 144 (58) Mio. €, insbesondere aufgrund von Gewinnen aus dem US Dollar. Die Steuerquote belief sich auf 53,5 %, der hohe Wert wird maßgeblich durch steuerlich nicht abzugsfähige Veräußerungsverluste und Abschreibungen auf Aktien verursacht. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 % auf 14.284 Mio. €.

Das Eigenkapital lag mit 29.116 Mio. € unter dem Niveau zu Jahresbeginn (30.576 Mio. €), ursächlich hierfür ist insbesondere der Rückgang der Bewertungsreserven auf Aktien. Die Solvenzquote lag bei 212 % (31.12.2019: 237 %) und damit komfortabel innerhalb des optimalen Bereichs (170 % bis 220 %).

Auf das bilanzielle Eigenkapital wurde in Q1 eine annualisierte Rendite (RoE) von 3,9 % verdient.

Munich Re hat im Rahmen ihres Aktienrückkaufprogramms 2019/2020 insgesamt 4,2 Mio. Münchener-Rück-Aktien im Wert von 1,0 Mrd. € zurückgekauft. Die Durchführung des vorgesehenen, neuen Aktienrückkaufprogramms 2020/2021 wird, wie bereits am 31. März 2020 angekündigt, bis auf Weiteres ausgesetzt, bis mehr Klarheit sowohl über die tatsächlichen Belastungen aus Covid-19 als auch über die sich aus möglichen organischen oder anorganischen Geschäftsopportunitäten ergebenden Kapitalbedarfe besteht.

Rückversicherung: Ergebnis von 149 Mio. €

Das Geschäftsfeld Rückversicherung steuerte in Q1 149 (548) Mio. € zum Konzernergebnis bei. Das operative Ergebnis betrug 298 (633) Mio. €. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen auf 9.235 (8.380) Mio. €.

Das Rückversicherungsgeschäft Leben/Gesundheit erzielte in Q1 einen Gewinn von 8 (180) Mio. €. Die Beitragseinnahmen stiegen auf 3.079 (2.896) Mio. €. Das geringe Quartalsergebnis in diesem Segment beruht insbesondere auf negativen Entwicklungen in Nordamerika, die in keinem Zusammenhang mit der Corona-Pandemie stehen. Ursächlich waren vielmehr eine höher als erwartete Sterblichkeit in den USA, ein Nachholeffekt durch spät gemeldete Schäden und höher als erwartete Prämienrückerstattungen für einzelne ältere Verträge. In Kanada wurden die Schadenreserven nach einem erneuten Zinsrückgang gestärkt. Das Geschäft außerhalb Nordamerikas entwickelte sich insgesamt im Rahmen der Erwartungen, wobei eine negative Schadenerfahrung in Großbritannien durch einen höher als erwarteten Ergebnisbeitrag aus Australien ausgeglichen wurde. Das versicherungstechnische Ergebnis, einschließlich des Ergebnisses aus Geschäft mit nicht signifikantem Risikotransfer, lag bei 56 (112) Mio. €. Munich Re geht trotz des schwachen Jahresstarts in diesem Segment davon aus, das Jahresziel von 550 Mio. € versicherungstechnisches Ergebnis, einschließlich des Ergebnisses aus Geschäft mit nicht signifikantem Risikotransfer, noch erreichen zu können.

Die Schaden-/Unfall-Rückversicherung erzielte in Q1 einen Ergebnisbeitrag von 141 (367) Mio. €. Das Prämienvolumen stieg auf 6.156 (5.484) Mio. €. Die Schaden-Kosten-Quote lag bei 106,0 (97,3) % der verdienten Nettobeiträge.

Die Gesamtbelastung durch Großschäden von je über 10 Mio. € betrug 1.181 (479) Mio. €. Diese Beträge beinhalten Gewinne und Verluste aus der Abwicklung für Großschäden aus vergangenen Jahren. Die Großschadenbelastung entspricht einem Anteil von 21,1 (9,7) % der verdienten Nettobeiträge und lag damit deutlich über dem im langfristigen Mittel erwarteten Wert von 12 %. Die von Menschen verursachten Großschäden lagen bei hohen 973 (283) Mio. €, insbesondere durch Schäden aus der Absage bzw. Verschiebung von Großveranstaltungen im Zuge der Corona-Pandemie. Die Belastung durch Großschäden aus Naturkatastrophen lag bei 208 (195) Mio. €.

In Q1 konnten Rückstellungen für Basisschäden aus Vorjahren in Höhe von rund 224 Mio. € aufgelöst werden; dies entspricht 4,0 % der verdienten Nettobeiträge. Auch weiterhin strebt Munich Re an, Rückstellungen für neu auftretende Schäden insgesamt am oberen Rand angemessener Einschätzungsspielräume festzusetzen, so dass später Gewinne aus der Auflösung eines Teils dieser Rückstellungen möglich sind.

Bei der Erneuerung der Rückversicherungsverträge zum 1. April 2020 konnte Munich Re das gezeichnete Geschäftsvolumen auf 2,1 Mrd. € (+25,7 %) steigern. Wachstumschancen konnten insbesondere in Asien und mit globalen Kunden genutzt werden. Dagegen hat Munich Re weiter gezielt Geschäft aufgegeben, etwa in US Haftpflicht, das nicht mehr den Risiko-/Renditeerwartungen entsprach. Erneuert wurde insbesondere Geschäft in Asien mit Fokus auf Japan und Indien.

Die Preise entwickelten sich in den Teilmärkten heterogen, abhängig von der vorangegangenen Schadenerfahrung. So stiegen die Preise für Rückversicherungsschutz in Regionen und Sparten mit hoher Schadenerfahrung teilweise deutlich, etwa in Japan, wo in den beiden vergangenen Jahren hohe Schäden aus Taifunen zu verzeichnen waren. Dagegen blieben die Preise in Regionen und Sparten mit geringer Schadenerfahrung, etwa in Europa, weitgehend stabil. Insgesamt stieg das Preisniveau für das Portfolio von Munich Re um 3,0%. Diese Angabe zum Preisanstieg ist, wie immer, risikoadjustiert, das heißt, Preiserhöhungen, denen ein gestiegenes Risiko und damit eine erhöhte Schadenerwartung gegenübersteht, werden verrechnet. Ebenso werden Veränderungen in der Zusammensetzung des Spartenmix im Portfolio neutralisiert, um einen validen Vergleich zu ermöglichen.

Munich Re erwartet, dass sich das Marktumfeld in der nächsten Erneuerungsrunde im Juli im Vergleich zum Vorjahr analog zu den vorangegangenen Erneuerungen des laufenden Jahres weiter verbessert.

ERGO: Ergebnis von 72 Mio. €

In Q1 verzeichnete Munich Re im Geschäftsfeld ERGO einen Gewinn von 72 (85) Mio. €. Das operative Ergebnis der ERGO Gruppe betrug 99 (138) Mio. €.

Das Segment ERGO Schaden/Unfall Deutschland erzielte einen Gewinn von 21 (14) Mio. €. Die operativen Verbesserungen konnten im ersten Quartal die Belastungen aus dem volatilen Aktienmarkt mehr als ausgleichen. Das Segment ERGO International steigerte sein Ergebnis auf 46 (8) Mio. €. Hierzu hat neben der weiterhin guten operativen Performance auch der Wegfall der Belastung aus der Portfoliooptimierung beigetragen. Das Segment ERGO Leben/Gesundheit Deutschland erzielte ein Ergebnis von 5 (63) Mio. €. Belastungen aus der Abschreibung von Aktien konnten in diesem Segment nicht vollständig durch die wirksame Hedging-Strategie kompensiert werden.

Die Schaden-Kosten-Quoten sind auf einem sehr guten Niveau. Im Segment Schaden/Unfall Deutschland verbesserte sie sich deutlich gegenüber dem Vorjahr auf 93,4 (98,1) %. Hierzu trugen ein erfreulicher Anstieg der verdienten Beiträge sowie ein positiver Schadenverlauf mit geringerer Großschadenbelastung bei. Im Segment International lag die Quote weiterhin auf gutem Niveau bei 95,2 (95,4) %. Im ersten Quartal sind bisher noch keine wesentlichen Auswirkungen aus Covid-19 in der Versicherungstechnik spürbar.

Die gesamten Beitragseinnahmen über alle Sparten hinweg stiegen leicht um 1,7 % auf 5.253 (5.165) Mio. €; die gebuchten Bruttobeiträge erhöhten sich leicht auf 5.050 (4.995) Mio. €.

Kapitalanlagen: Kapitalanlageergebnis bei 1.920 Mio. €

Das Kapitalanlageergebnis der Gruppe (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) zeigte sich trotz der Turbulenzen an den Kapitalmärkten als robust und stieg in Q1 auf 1.920 (1.757) Mio. €. Der Saldo aus Veräußerungsgewinnen und -verlusten ohne Derivate fiel auf 377 (602) Mio. €. Die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen gingen auf 1.544 (1.611) Mio. € zurück. Das Derivateergebnis betrug 1.600 (-231) Mio. €. Dieses sehr hohe Derivateergebnis resultiert aus den Absicherungen auf Zinsträger und Aktien, die durch die Entwicklung an den Kapitalmärkten deutlich an Wert gewonnen haben. Hierdurch konnten Abschreibungen und Veräußerungsverluste auf Aktien großteils kompensiert werden. Das umsichtige Risikomanagement und die umfangreichen Absicherungsstrategien haben sich unter der Belastungsprobe der Kapitalmarktentwicklungen der vergangenen Wochen bewährt.

Das Kapitalanlageergebnis in Q1 entspricht insgesamt einer Rendite von 3,1 % bezogen auf den durchschnittlichen Marktwert des Portfolios. Die laufende Rendite lag bei 2,5 % und die Wiederanlagerendite bei 1,9 %. Zur Risikobegrenzung hat Munich Re ihre Aktienquote einschließlich aktienbezogener Derivate zum 31.03.2020 auf 3,5 % (31.12.2019: 6,4 %) verringert.

Der Bestand an Kapitalanlagen (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) zum 31.03.2020 fiel im Vergleich zum Jahresende 2019 zu Buchwerten leicht auf 227.949 (228.764) Mio. € (zu Marktwerten: 247.196 Mio. €, Vorjahreswert: 247.310 Mio. €).

Vermögensverwalter der Gruppe ist die MEAG. Sie betreute zum 31.3.2020 neben den konzerneigenen Kapitalanlagen für Dritte ein Volumen von 64,0 (38,2) Mrd. €. Ein neues Mandat eines institutionellen Kunden erklärt einen Großteil des deutlichen Anstiegs im Jahresvergleich.

Ausblick

Am 31. März 2020 hat Munich Re bekanntgegeben, dass aufgrund bereits eingetretener Schäden durch die Absage bzw. Verschiebung von Großveranstaltungen und hoher Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren gesamtwirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen durch Covid-19, Munich Re – unter der Annahme einer ansonsten erwartungsgemäßen Belastung aus menschengemachten und Großschäden aus Naturkatastrophen  – das Gewinnziel von 2,8 Mrd. € für das Gesamtjahr 2020 nicht erreichen wird.

Angesichts der anhaltend bestehenden Unsicherheiten gibt Munich Re aktuell kein neues Gewinnziel für das Gesamtjahr 2020 (vormals: rund 2,8 Mrd. €). Ebenso zurückgezogen wird das Gewinnziel für das Geschäftsfeld Rückversicherung (vormals: rund 2,3 Mrd. €) und die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden/Unfall-Rückversicherung (vormals: rund 97 %).

Die übrigen im Konzerngeschäftsbericht 2019 kommunizierten Teilziele gelten unverändert fort. Angesichts der großen Unsicherheiten hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen besteht jedoch für alle Zielgrößen von Munich Re ein deutlich erhöhtes Risiko der Nichterreichung.

Die Prognosen sind wie immer vorbehaltlich des Großschadenverlaufs und der Gewinn- und Verlustauswirkungen gravierender Währungskurs- oder Kapitalmarktbewegungen, signifikanter Änderungen der steuerlichen Rahmenbedingungen und anderer Sondereffekte.

 

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