Von Jürgen Moll, Vorstand der A.S.I. Wirtschaftsberatung AG
Die bereits sichtbaren, aber auch die zu erwartenden wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Corona-Krise verunsichern viele Privatkunden und Freiberufler. Sie fragen sich, wie sie mit ihrer Finanz- und Vorsorgeplanung umgehen sollen. Nach den massiven Kursverlusten zeigen die Börsen erste Erholungstendenzen, aber weiterhin eine hohe Volatilität. Mittlerweile werden auch längerfristige Auswirkungen sichtbar. So rechnet der Sachverständigenrat mit einem massiven Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal – aber auch mit einer raschen Erholung. Für das Gesamtjahr prognostiziert er im zurzeit aufgrund der Faktenlage wahrscheinlichsten „Basisszenario“ ein Minus von 2,8 Prozent mit starken Aufholeffekten im kommenden Jahr.
Was bedeutet das für die Vorsorge- und Finanzplanung? Wir raten zu einer „ruhigen Hand“. Langfristige Ziele sollten auch weiterhin die Entscheidungen bestimmen.
Altersvorsorge:
Altersvorsorge ist langfristig angelegt und sollte kurzfristige Marktschwankungen ausblenden. Falls es dennoch nötig ist, bieten viele Versicherungstarife flexible Möglichkeiten von Beitragspausen, ermöglichen aber auch Zuzahlungen, um die aktuell günstigen Einstiegskurse für fondsgebundene Versicherungen zu nutzen. Zudem ist bei fondsgebundenen Versicherungen mit laufender Beitragszahlung der „Cost-average-Effekt“ zu berücksichtigen: Bei hohen Kursen werden wenige Anteile erworben, bei niedrigen Kursen viele. Wer Einzahlungen in einer Niedrigkursphase wie jetzt unterbricht, konterkariert diesen Effekt.
Finanzen:
Niemand weiß, wie die Börsenentwicklung der nächsten Wochen aussehen wird. Ist die Bodenbildung bereits erfolgt, oder drohen noch weitere Verluste? Was wir aber wissen, ist, dass Aktieninvestments in der Vergangenheit über lange Anlageperioden von zehn bis 15 Jahren immer positive Performance gezeigt haben. Erhebliche Börsenschwankungen gab es in der jüngeren Vergangenheit 2000 (Platzen der Dotcom-Blase, der DAX verlor in der Folge bis 2003 73 Prozent!) und 2008 (Lehman-Pleite, Finanz- und Weltwirtschaftskrise, DAX -40 Prozent!). So gesehen ist das bisherige Marktverhalten in der Corona-Krise noch fast moderat (gemessen am DAX mit dem bisherigen Maximalverlust von 28 Prozent in 2020). An den Börsen wird immer langfristig gedacht, Verluste sind auf lange Sicht immer aufgeholt worden, wenn man die nötige Zeit hat. Wer also schon in guten Zeiten nicht spekuliert, sollte auch jetzt die Finger von hektischen Maßnahmen lassen.
Immobilien:
Bei den Immobilienmärkten gilt es, genauer zu differenzieren, zumal die Immobilienbranche tendenziell eher ein konjunktureller „Nachläufer“ ist. Wirtschaftliche Verwerfungen wirken sich hier erst mit Verzögerung aus. Deutliche Effekte der Corona-Krise sind wohl im Bereich der Hotel- und Einzelhandelsimmobilien (außerhalb des Lebensmittelbereichs) zu erwarten. Demgegenüber dürfte es bei Wohnimmobilien stabiler zugehen, die Wohnungsknappheit an sich ist ja unverändert vorhanden. Vielleicht steigen hier die Preise nicht mehr so stark wie in den letzten Jahren, was sicherlich zu einer Marktberuhigung beitragen würde und von daher zu begrüßen wäre. Der Büromarkt ist aktuell sehr schwer einzuschätzen. Ähnlich wie im Einzelhandel dürfte es auf den konkreten Mietermix ankommen.
Freiberufler:
Für Freiberufler, zum Beispiel niedergelassene Ärzte, stellt sich möglicherweise die Frage, wie bei einer etwaigen Betriebsschließung bestimmte Absicherungen der Praxistätigkeit greifen. Hinzu kommt der Umgang mit aktuellen Fördermaßnahmen und steuerlichen Hilfen. Aber auch die persönliche Absicherung – etwa im Krankheitsfall – ist zu prüfen. Diese sehr individuellen Themen erfordern definitiv eine geeignete Beratung durch den Fachmann. Allgemeine Hinweise, wie sie derzeit vielfach zu finden sind, können schnell auch zu Fehleinschätzungen führen.
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