Regierungen und Zentralbanken weltweit reagieren „fast and furious“ auf die Pandemie – doch nirgends war die Kehrwende dramatischer als bei der US-Notenbank.
Niemand sollte in schwierigen Zeiten an der Fähigkeit und Bereitschaft der Fed zweifeln, Verwerfungen in den Finanzmärkten zu glätten, sagt Christopher Jeffery, Head of Inflation and Rates Strategy bei Legal & General Investment Management/LGIM :
„Die Mitglieder des Federal Open Market Ausschusses äußerten sich Ende Februar noch bemerkenswert blasiert über die Risiken des Coronavirus. James Bullard, Präsident der Federal Reserve in St. Louis, argumentierte damals, Zinssenkungen seien dann eine Möglichkeit, wenn sich tatsächlich eine globale Pandemie mit gesundheitlichen Auswirkungen in der Größenordnung einer gewöhnlichen Grippe entwickelte, wovon aber aktuell nicht ausgegangen werde.
Die Zeit der Unbeschwertheit ist vorbei
Diese Meinung ist Makulatur. Im zwei Dringlichkeitssitzungen in den vergangenen Wochen sah sich die Fed gezwungen, die Zinssätze um 150 Basispunkte zu senken und ihr Quantitative-Easing-Programm wieder aufzunehmen. Weltweit konnten wir ähnliche, wenn auch weniger dramatische politische Kehrtwendungen beobachten.
Wirklich bemerkenswert sind sowohl Breite als auch Tiefe der Interventionen zur Stabilisierung der Finanzmärkte: Dazu gehören Repo-Geschäfte (Wertpapierleihe der Fed) und neue Mittel zur Unterstützung der Geldmärkte und des Marktes für Unternehmensanleihen. Wir warten noch immer auf Einzelheiten über die „Main Street Lending Facility“, die die Kreditvergabe der Banken unterstützen soll.
Doch selbst die „konventionell unkonventionelle“ Politik des Ankaufs von Staatsanleihen war in ihrem Umfang bemerkenswert. Am 12. März stellte die Fed „höchst ungewöhnliche Störungen auf den Finanzmärkten“ fest, die es zu beheben galt. Dazu gehörten:
- eine enorme Volatilität der Renditen von Staatsanleihen
- ein Zusammenbruch der Liquidität über die gesamte Anleihen-Kurve hinweg (am stärksten jedoch bei langen Laufzeiten)
- ein Preiseinbruch beim „Inflationsausgleich“, der in die Treasury Inflation Protected Securities (TIPS) eingebettet ist
- der sprunghaft ansteigende Zinssatz für Staatsschulden im Vergleich zu Zinsswaps mit gleicher Laufzeit
Rekordankäufe in wenigen Wochen
Die Fed hat auf diese Probleme hin eine massive Intervention eingeleitet. Vom 12. März bis zum 3. April wird die Fed US-Schatzpapiere im Wert von einer Billion Dollar gekauft haben. Während der Finanzkrise fanden die schnellsten Ankäufe in den zwölf Monaten bis August 2011 statt – damals mit 870 Milliarden Dollar pro Jahr.
Das kann man ruhig noch einmal wiederholen: Die Fed hat innerhalb von drei Wochen mehr Treasuries gekauft als in den schlimmsten zwölf Monaten nach der Finanzkrise.
Ein paar Zahlen verdeutlichen den Kontext:
- Ende Februar hielt die Fed knapp über zwei Billionen Dollar an US Treasury notes, treasury bonds und TIPS. Dieser Bestand hat sich innerhalb von zwei Wochen um 50 Prozent erhöht.
- Ende Februar belief sich der Gesamtwert der von der US-Regierung ausgegebenen treasury notes, bonds und TIPS auf 14 Billionen Dollar. Die Fed hielt davon bereits zwei Billionen Dollar. In sehr kurzer Zeit hat sie gerade acht Prozent der restlichen Aktien gekauft.
- Das kürzlich vom Kongress verabschiedete Konjunkturpaket wird in den nächsten zwölf Monaten zu zusätzlichen Ausgaben in Höhe von zwei Billionen Dollar führen. Die Fed hat bereits die Hälfte dieses Betrags in Form von Staatsanleihen aufgekauft.
Was lernen wir daraus?
Ökonomen und Marktstrategen sprechen gerne vom „Doppelmandat“ der Federal Reserve, aber das spiegelt ein schlechtes Verständnis ihrer Rolle wider. Der Federal Reserve Act definiert ihre Rolle ausdrücklich: Sie soll „die Ziele Vollbeschäftigung, Preisstabilität und moderate langfristige Zinssätze wirksam fördern“.
In allen drei Bereichen ihres Mandats ist die Fed aktuell tätig.
Eine berühmte Anlegerregel besagt: „Kämpfe nicht gegen die Fed.“ Wir sind skeptisch, ob die Bemühungen der Fed Zahlungsausfälle und Gewinnwarnungen im Gefolge von Covid -19 wirklich wird verhindern können. Aber in unruhigen Zeiten sollte niemand an der Fähigkeit und Bereitschaft der Fed zweifeln, Verwerfungen im Finanzmarktsatz aufzufangen.“
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