Stiftungsfonds begrenzen das Risiko, können Verluste aber nicht verhindern

 

Das Coronavirus hat die Welt fest im Griff und bestimmt immer mehr das öffentliche Leben. Nach anfänglichem Zögern greifen die Regierungen weltweit zu drastischen Maßnahmen, um die Ausbreitung zu verlangsamen. Dieses Ziel hat für die Regierungen höchste Priorität, daher werden auch wirtschaftliche Einschnitte bis hin zu einer Rezession in Kauf genommen. Da die Folgen nur schwer abzuschätzen sind, sorgt die Unsicherheit an den Finanzmärkten für panikartige Verkäufe und für deutliche Verluste an den globalen Börsenplätzen. Der DAX hat international gesehen die höchsten Verluste in den vergangenen drei Wochen hinnehmen müssen und verlor in diesem Zeitraum -32 Prozent. Welche Auswirkung dies auf die defensiven Stiftungsfonds hat und ob dem Sicherheitsanspruch der Zielgruppe genüge getan wurde, analysieren die Experten der MMD.

Ein abschreckendes Beispiel für das, was eintreten kann, wenn sich das Coronavirus ausbreitet, ist die aktuelle Situation in Italien. Die dortige medizinische Versorgung der Coronafälle stößt an ihre Grenzen und es mussten bereits Maßnahmen zur Klassifizierung von Patienten nach deren Heilungschancen erfolgen, weil die Anzahl der Notfälle nicht zu schaffen sei. Das Hauptproblem dabei ist die rasante Zunahme an Coronainfizierten, die sich kaum noch eindämmen lässt sobald größere Teile der Bevölkerung betroffen sind. Um solche drastischen Situationen zu vermeiden, haben die vom Coronavirus betroffenen Länder den Kampf gegen die Ausbreitung mit höchster Priorität aufgenommen. Die getroffenen Maßnahmen, wie beispielsweise Schul- und Grenzschließungen, das Verbot von Versammlungen sowie das Gebot, soziale Kontakte zu vermeiden, helfen – es kommt aber auch zu weitreichenden Konsequenzen für die Wirtschaft. Welcher Schaden dadurch für die Unternehmen entsteht, lässt sich aufgrund der Unsicherheit über den weiteren Verlauf beziehungsweise die Dauer noch nicht beziffern.

Was sich hingegen gut beobachten lässt sind die Einbrüche an den Börsen, die die Angst der Anleger und die gefühlte Unsicherheit wiedergeben. Die großen Aktienindizes befinden sich seit Wochen im freien Fall und haben im Zeitraum vom 24.02.20 bis zum 15.03.20 deutliche Verluste hinnehmen müssen. Der DAX und der Eurostoxx 50P verloren jeweils ungefähr -32%, der S&P 500 lag bei -19% und der MSCI World GRTR musste Verluste in Höhe von -23% verbuchen. Auch an den Vermögensverwaltenden (VV-)Fonds ging die Coronakrise bisher nicht spurlos vorbei und sorgte auch dort für Korrekturen. Im Betrachtungszeitraum konnten die defensiv ausgerichteten VV-Fonds, gemessen am MMD-Index Defensiv und MMD-Index Stiftung, die Verluste im einstelligen Bereich bei circa -8% begrenzen. Die VV-Fonds mit höheren Aktienquoten verloren hingegen zweistellig und lagen in dem beobachteten Zeitraum bei den ausgewogenen Strategien bei -13%, bei den flexiblen Strategien bei -16% und bei den offensiven bei -18%.

Können Stiftungsfonds ihr Versprechen halten?

Insbesondere die defensiven Stiftungsfonds sollen aufgrund ihrer Konstruktion und der verfolgten sicherheitsorientierten Strategie in unruhigen Zeiten dem Anleger einen Mehrwert bieten. In den vergangenen Jahren ließ sich diese Kernkompetenz der Stiftungsfonds nur selten über einen längeren Zeitraum hinweg überprüfen, da die Märkte meist nur die Richtung nach oben kannten. Doch durch das Coronavirus kam es in kürzester Zeit zu einem Richtungswechsel, der auch die defensiven Stiftungsfonds vor enorme Herausforderungen stellt.

Die defensiven Stiftungsfonds konnten die Verluste der Aktienmärkte flächendeckend abfedern. Dennoch gab es innerhalb dieser Peergroup gravierende Unterschiede. So lagen die Performancewerte zwischen -1,3% und -13,7% bei einem Median von -8,4%. Dieser spezielle Mittelwert, der die Messwerte „in der Mitte“ teilt (50% der Fonds haben eine höhere Wertentwicklung und 50% eine niedrigere Wertentwicklung), bietet gegenüber herkömmlichen Mittelwerten den Vorteil, dass die absoluten Werte von Ausreißern nicht bei der Berechnung ins Gewicht fallen. Dadurch ist die Aussagekraft dieses Mittelwertes robuster.

Ein Verlust von über 8% im Mittel wird für viele Stiftungen sicher ein böses Erwachen aus dem langjährigen Aufwärtstrend sein. Als Alternative zu negativ verzinsten Staatsanleihen erhalten die Stiftungsfonds dadurch einen empfindlichen Dämpfer. Auch das Argument, dass in den letzten Jahren regelmäßig positive Erträge (mit Ausnahme von 2018) generiert wurden, ist zwar richtig, aber in der Summe mit den aktuellen Verlusten sind die Gewinne aus den letzten Jahren schnell ins Negative umgekehrt worden. Nur wenige defensive Stiftungsfonds weisen aktuell auf Ein-, Drei- und Fünfjahressicht eine positive Performance aus.

Hervorzuheben sind dabei der Rheinische Kirchenfonds und der Warburg Pax Substanz Fonds. Beide defensiven Stiftungsfonds schafften es, die bisherigen Verluste in der Coronakrise zu begrenzen und zusätzlich in den vergangenen drei Jahren positive Erträge zu generieren. Ein weiteres Indiz für deren Leistungen liefert das MMD-Ranking. Beide gehören im Hinblick auf das drei Jahresranking zu dem Top-Quintil in diesem Segment. „Bei dem MMD-Ranking fließen neben den Performanceleistungen auch Risikokomponenten zu 50% mit in die Bewertung ein.“ erklärt Nicolai Bräutigam von der MMD Analyse & Advisory GmbH. „So kann mit einem Blick erfasst werden, welche Stiftungsfonds ein angemessenes Chance-Risiko-Profil aufweisen. Und vor allem kann man auch abgleichen, ob Kursgewinne, die kurzfristig erzielt wurden, auch auf lange Sicht bestätigt werden.“

Die beste Performance über fünf Jahre und ebenfalls fünf Sterne im MMD-Ranking hat der BKC Treuhand Portfolio I. Dieser lag mit -6,7% im Zeitraum 24.02.-15.03.2020 ebenfalls über dem Durchschnitt. Auf Fünfjahressicht konnte der BKC Treuhand Portfolio I Fonds +6,7% und auf Zehnjahressicht +35,51% erzielen. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von 3,1% in den vergangenen zehn Jahren (inkl. verrechneter Ausschüttungen).

Neben der Wertentwicklung spielen für Stiftungen auch die regelmäßigen Ausschüttungen eine wichtige Rolle. Da diese in der Regel aus den ordentlichen Erträgen (Einnahmen aus Zins- und Dividendenzahlung) generiert werden, bleibt abzuwarten, ob die Fondsgesellschaften die Ausschüttungen stabil halten können. Bernhard Matthes, Portfoliomanager des BKC Treuhand Portfolios ist dabei wichtig den Grundsatz beizubehalten, „dass Ausschüttungen nur aus ordentlichen Nettoerträgen und niemals aus der Substanz heraus generiert werden. Daran ändert auch die aktuelle Situation nichts. Zudem ist das BKC Treuhand Portfolio durch die langfristige Ausrichtung des Rentenportfolios mit positiver Verzinsung und krisenbewährter Aktientitel gut für eine länger andauernde Baisse aufgestellt.“

Wichtig für die Kontinuität kann darüber hinaus sein, dass in den erfolgreichen vergangenen Jahren Gewinnrücklagen gebildet wurden, welche Einnahmeeinbußen in schwächeren Jahren ausgleichen können. Dadurch kann der Stiftungszweck weiterhin – trotz fallender Kurse – erfüllt werden.

Diese Kontinuität hat sich das Portfoliomanagement des Warburg Pax Substanz Fonds auf die Fahne geschrieben. So erläutert der Geschäftsführer und Portfoliomanager Matthias Mansel: „Bereits seit Auflage des Fonds verfolgen wir die Maxime “Ausschüttungskontinuität hat Priorität vor Ausschüttungsmaximierung”. Dieser Prämisse folgend haben wir Vorsorge getroffen, die in den vergangenen Jahren gezeigten Ausschüttungen auch in den folgenden Jahren aufrechterhalten zu können. Dies wird insbesondere durch eine kluge Rücklagenpolitik und gute Ertragsprojektion gewährleistet. Substanzverzehr ist hierbei nicht vorgesehen.“ Dank dieser Vorsorge kann Matthias Mansel auch schon einen Ausblick auf die kommenden Ausschüttungen geben: „Dies vorausgeschickt können wir bereits heute für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Ausschüttung mindestens auf Vorjahreshöhe in Aussicht stellen. Trotz Corona-Krise erwarten wir diese Ergebnisse auch für das laufende Geschäftsjahr.“

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Krisen und daraus resultierende Kursverluste an den Aktienmärkten keine Seltenheit sind und diese nach dem Ende der jeweiligen Krise meist wieder aufgeholt wurden. Dementsprechend könnte ein Verkauf der defensiven Stiftungsfonds die Chancen verbauen, an steigenden Kursen zu partizipieren. Dennoch können Stiftungen in der aktuellen Situation die Leistung der defensiven Stiftungsfonds in deren „Paradedisziplin“ genauer unter die Lupe nehmen, um dadurch die Besten unter diesen zu finden. Dabei wird es auch darauf ankommen, wer die von den Stiftungen zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigten Ausschüttungen weiterhin erfüllen kann. Für tiefergehende Informationen, wie beispielsweise die Höhe der letzten Ausschüttung und die Bewertung der Stiftungsfonds im MMD-Ranking, empfehlen wir Ihnen den Asset Standard Stiftungsreport, der Ihnen nach Anmeldung kostenlos im monatlichen Zyklus zur Verfügung steht.

 

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