Hauspreis-Index: Die Preise für Eigentumswohnungen steigen am stärksten und überholen die Neubauten.
Trotz des sich immer stärker ausbreitenden Coronaviruses und den weitreichenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Maßnahmen dagegen, steigen die Hauspreise stetig weiter. Für eine Überraschung sorgte im Monat Februar allerdings das Segment der Eigentumswohnungen, das erstmals seit Beginn der Berechnung des Europace Hauspreis-Indexes die Neubauten überholte.
Mit 179,59 Punkten und einem daraus resultierenden Anstieg von 1,39 Prozent zum Vormonat schoben sich die Eigentumswohnungen an die Spitze der drei Segmente und ließen die sonst sehr stark anwachsenden Neubauten hinter sich. Interessant ist, dass nach aktueller Auswertung die Neubauten im bundesweiten Durchschnitt im Vergleich zum Vormonat um gerade einmal 0,08 Prozent angestiegen sind. Eine solch geringe Preisentwicklung verzeichneten die Neubauten zuletzt im Januar 2019. Seitdem haben sich die Hauspreise für Neubauten um 8,87 Prozent auf 179,03 Punkte gesteigert und kamen so im Jahresvergleich auf die geringste Preiserhöhung. Ganz anders wiederum die Eigentumswohnungen, die mit dem letzten Schub auf einen Indexwert knapp unter 180 Punkten mittlerweile bei einer Steigerung von 14,85% seit Februar 2019 liegen. Auch die Bestandshäuser weisen bereits zum dritten Mal Steigerungen im zweistelligen Bereich im Vergleich zum Vorjahr auf. So stieg der Indexwert im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar um satte 13,21 Prozent, im direkten Vergleich mit den anderen Segmenten bilden die Bestandshäuser in der Preisentwicklung aber immer noch das Rücklicht, gefolgt von nun erstmals dem Segment der Neubauten.
Europace-Vorstand und Co-CEO Stefan Kennerknecht ordnet die überraschende Preisentwicklung der Neubauten folgendermaßen ein: „Man muss vorsichtig darin sein, einzelnen Ausreißern nach unten oder nach oben sofort und nur einen konkreten Grund zuordnen zu wollen. Corona oder Covid-19 als Ursache können wir hier erstmal ausschließen, denn wenn das Virus eine Auswirkung auf die Hauspreise haben sollte, dann sicherlich nicht nur auf einzelne Segmente. Diesbezüglich werden wir wohl erst in den kommenden Monaten klarer erkennen können, ob und wie sich die Auswirkungen auch auf dem Immobilienmarkt niederschlagen.
Für den geringen Preisanstieg eines einzelnen Segments können zahlreiche Parameter verantwortlich sein. Bei den Zahlen zum Hauspreis-Index der Neubauten im Februar reicht unter Umständen schon eine Strukturveränderung im Bestand einer Großinvestition. Wenn im vorherigen Zeitraum beispielsweise Objekte eines prestigeträchtigen Neubaugebiets direkt am Stadtrand veräußert wurden und im Zeitraum danach mehrere Objekte eines Neubaugebietes im ländlichen Speckgürtel, schlägt sich dies bereits im Index nieder. Außerdem profitieren Neubauprojekte ab einer gewissen Größenordnung natürlich auch von Skaleneffekten, ein weiterer Faktor also, der den Preis stark beeinflussen kann. Wichtig ist daher immer, Ausschläge über einen längeren Zeitraum zu verfolgen, um tatsächliche Trendwenden ablesen und einordnen zu können.”
Finanz- und Immobiliensektor-Ökonom Hans-Joachim Dübel, ausgebildeter Ökonometriker und Fachberater der Europace AG, erläutert die Komplexität der Interpretation von Immobiliendaten am Markt und gibt einen Ausblick auf zukünftige Lösungsmodelle aus dem Haus.
„Der Staat sammelt in Deutschland keine Immobilienpreisdaten in der notwendigen Datentiefe. Transaktionsdaten sind knapper als Angebotsdaten, z.B. von Maklerportalen, die oft überhöht und für Immobilienpreisschätzungen nur sehr eingeschränkt zu gebrauchen sind. Damit müssen in vielen Fällen Regionen zusammengefasst werden, was die Interpretation erschwert. Wir begegnen dem, indem wir die notwendigen Zusammenfassungen von Regionen minimieren bzw. im Sinne möglichst großer immobilienwirtschaftlicher Homogenität optimieren. In den letzten Jahren haben sich Transaktionsvolumen und Marktanteil von Europace so gut entwickelt, dass wir zuversichtlich sind, in den kommenden Jahren weitere an unserem langfristigen Ziel eines ‚bottom-up‘-Preisindexes auf Bundesebene machen sowie weitere Preisindizes auf regionaler Ebene in ausreichender Genauigkeit anbieten zu können.“
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