Kommentar von Paul Markham, globaler Aktien-Portfoliomanager bei Newton Investment Management und Manager des BNY Mellon Global Equity Fund

 

„Die Märkte stellen die Nerven der Anleger auf eine harte Probe. Sie versuchen, die Auswirkungen des Coronavirus, die Regierungsversprechen zu Konjunkturhilfen, und ein bereits strukturell niedriges Wirtschaftswachstum im Zuge der Finanzkrise 2008-9 zu bepreisen. Mehrere Zentralbanken hatten bereits in den letzten Tagen versucht, die wirtschaftlichen Auswirkungen und die Marktunsicherheit zu mildern. Am Sonntag kündigte eine Gruppe von ihnen unter Führung der Federal Reserve aggressive und konzertierte Maßnahmen an, darunter eine Senkung der US-Zinsen um einen ganzen Prozentpunkt. Die Fed führt die Zinssätze damit auf das Niveau von 2009 zurück und verabreicht Liquiditätsspritzen zur Entspannung der notleidenden Kreditmärkte. Erster Eindruck während ich diese Zeilen schreibe (Montag, 16.3. 2020 Stand 11:00 Uhr): Die Anleger sind nicht beeindruckt, die Börsen in Asien und Europa brechen weiter ein.

Viele Anleger sahen die frühe Phase der aktuellen Marktvolatilität als „gesunde Korrektur“ nach einer Phase des Überschwungs. In den letzten Wochen wuchs jedoch die Angst, dass der wahre Sturm uns erst noch bevorsteht. Der saudisch-russische Ölpreiskrieg, der die Marktturbulenzen beschleunigt hat, hätte den Volkswirtschaften mit billiger Energie neuen Schwung geben können, bringt bislang aber offenbar keine Erleichterung, weil immer mehr Verbraucher krank werden, von zu Hause aus arbeiten oder sich selbst isolieren, um Covid-19 zu entgehen. Das Reiseverbot zwischen den USA und Europa und die strengen landesweiten Sperren haben das Gefühl der Krise noch verstärkt. Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden voraussichtlich erheblich sein. Selbst wenn die Börsen sich im Laufe des Jahres wieder erholen sollten, werden sie nicht unbedingt wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Die schon erwähnten Zinssenkungen sind zwar eine wichtige Hilfe dabei, die erschütterten Märkte zu stabilisieren, aber sie können den Angebotsschock durch die in China unterbrochenen Lieferketten nicht auffangen.

Die Ausschläge der Märkte weltweit in beide Richtungen dürften vorerst extrem bleiben, und vor allem Aktien werden weiterhin volatil sein. Chancen bieten sich jedoch bereits jetzt in finanzstarken Unternehmen mit mehrjährigem Wachstum und differenzierten Geschäftsmodellen. Viele davon sind derzeit zu wesentlich niedrigeren Preisen erhältlich als noch vor einem Monat. Anleger werden starke Nerven brauchen, und die Lage kann sich weiter verfinstern, bevor wir wieder Licht am Ende des Tunnels sehen – aber für langfristig orientierte Anleger zeichnen sich bereits attraktive Einstiegsmöglichkeiten ab.“

 

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