Die deutschen Versicherer haben ihre Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark gesteigert. Sie kletterten um 6,7 Prozent auf 216,0 Milliarden Euro. Dabei konnten alle drei Sparten bessere Ergebnisse verbuchen als im Vorjahr.

 

„Insgesamt war 2019 von den Beitragseinnahmen her ein ausgesprochen zufriedenstellendes Jahr. Das ist allerdings kein Grund für Euphorie, denn das Marktumfeld bleibt wegen der niedrigen Zinsen extrem herausfordernd“, sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Wolfgang Weiler, in Berlin.

Für das laufende Jahr erwartet die Branche eine Normalisierung des Beitragswachstums auf 1,5 bis 2,0 Prozent. Für die Lebensversicherung wird dabei 2020 mit einem Zuwachs von gut 1,0 Prozent gerechnet, für die Schaden- und Unfallversicherung mit einem Beitragsplus von 2,5 Prozent. „Neben der schwächeren Konjunktur dämpft das anhaltende, extreme Niedrigzinsumfeld das Wachstum im Versicherungsgeschäft zusätzlich und spürbar“, sagte Weiler.

Überraschend hohes Wachstum in der Lebensversicherung

Die Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds verzeichneten 2019 zusammen ein Beitragsplus von 11,3 Prozent auf 102,5 Milliarden Euro. Davon entfielen 64,3 Milliarden Euro auf das Geschäft gegen laufenden Beitrag (+0,1 Prozent) und 38,2 Milliarden Euro auf Einmalbeiträge (+37,1 Prozent). „Die Beitragsentwicklung ist für unsere Branche ein klarer Vertrauensbeweis der Kunden“, sagte der GDV-Präsident.

Auch die Umstellung auf neue Produkte wird von den Kunden immer besser angenommen. Verträge mit modifizierten Garantien machen in der Lebensversicherung inzwischen 60,3 Prozent am gesamten Neugeschäft aus (Vorjahr: 57,2 Prozent). Ebenfalls erfreulich entwickelte sich die betriebliche Altersversorgung: Die gesamten Brutto-Beiträge wuchsen 2019 um 5,3 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro.

„Gutes Jahr für die Schaden- und Unfallversicherer“

In der Schaden- und Unfallversicherung kletterten die Beitragseinnahmen 2019 laut Hochrechnung um 3,2 Prozent auf 72,9 Milliarden Euro. Die Leistungen erhöhten sich um 1,7 Prozent auf 53,4 Milliarden Euro. Unterm Strich verbuchten die Unternehmen schwarze Zahlen. Der versicherungstechnische Gewinn dürfte bei 4,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,1 Milliarden Euro) liegen. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich auf rund 93 Prozent (Vorjahr: 94,1 Prozent). „2019 war damit ein gutes Jahr für die Schaden- und Unfallversicherer“, sagte Weiler.

In der größten Sparte Kraftfahrtversicherung nahmen die Einnahmen um 2,0 Prozent auf 28,5 Milliarden Euro zu, während die Leistungen um 4,5 Prozent auf 25,0 Milliarden Euro kletterten. Damit stieg die Schaden-Kosten-Quote von 96,1 auf 98,0 Prozent. Die Zahl der Verträge in der gesamten Kfz-Versicherung erhöhte sich um 2,0 Prozent auf 121 Millionen.

Private Krankenversicherung wächst ebenfalls

Die Beitragseinnahmen der privaten Krankenversicherer verbesserten sich 2019 um 2,3 Prozent auf 40,7 Milliarden Euro. Davon entfielen 38,0 Milliarden Euro auf die Krankenversicherung (+2,1 Prozent) und 2,7 Milliarden auf die Pflegeversicherung (+5,2 Prozent). Die ausgezahlten Versicherungsleistungen stiegen um 4,5 Prozent auf 29,9 Milliarden Euro (Krankenversicherung: 28,4 Milliarden Euro; Pflegeversicherung: 1,5 Milliarden Euro). Der Bestand aus Voll- und Zusatzversicherungen nahm um 1,2 Prozent auf 35,2 Millionen zu.

Drei große Themen für 2020: Klimawandel, Riester und EZB-Geldpolitik

Für den GDV-Präsidenten dürfte 2020 aus Branchensicht von drei großen Themenbereichen geprägt werden: der Diskussion um den Klimawandel, der Notwendigkeit einer tiefgreifenden Reform der privaten Altersvorsorge und der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Bei der Bekämpfung des Klimawandels unterstützen die Versicherer den „Green Deal“ der EU-Kommission. „Wir sehen uns hier als idealen Partner für den Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit“, sagte Weiler.

Mit Blick auf die Zukunft der privaten Altersvorsorge lehnt Weiler Staatsfonds-Lösungen ab und plädiert stattdessen für eine tiefgreifende Reform der geförderten Privatvorsorge. Die gemeinsam mit anderen Verbänden vorgelegten Vorschläge wiesen dafür den Weg.

Die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde forderte Weiler auf, eine Trendwende einzuleiten, um die Folgen der Niedrigzinsen für Sparer und Sparklima einzudämmen. Die von der EZB angekündigte Überprüfung der geldpolitischen Strategie werde von der Versicherungswirtschaft als große Chance ausdrücklich begrüßt.

 

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