Die schwächelnde Weltwirtschaft und die aktuelle Krise in der Automobilbranche belasten zunehmend das Geschäft der verarbeitenden Industrie in Deutschland. Prognosen zufolge sinkt die industrielle Fertigung hierzulande in diesem Jahr um mehr als 3 % gegenüber 2018.

 

Für die Lieferanten und Dienstleister der Unternehmen erhöht sich in der Folge das Risiko von Zahlungsausfällen und -verzögerungen, wie der internationale Kreditversicherer Atradius in einer aktuellen Analyse herausstellt. Besonders nehmen die Unsicherheiten derzeit bei Geschäften mit stark vom Export abhängigen Unternehmen aus der deutschen Metall-, Stahl- und Maschinenbaubranche zu.

“Nach der Automobilbranche ist das erhöhte Zahlungsrisiko nun auch in den vorgelagerten Wirtschaftszweigen deutlich spürbar”, sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central, North, East Europe & Russia/CIS von Atradius. “Ursachen hierfür sind unter anderem die Herausforderungen im Zusammenhang mit den neuen Abgasnormen für Dieselfahrzeuge sowie der sich abschwächende Welthandel infolge der US-Handelspolitik. Die verarbeitende Industrie in Deutschland ist diesen zwei Faktoren in besonderem Maße ausgesetzt. Infolge der aktuellen Entwicklungen hat sich die Zahl der Abnehmer in der deutschen Metall-, Stahl- und Maschinenbauwirtschaft, die wir als kritisch und sehr anfällig für Zahlungsausfälle einstufen, seit 2018 verdoppelt. Für das Jahr 2020 rechnen wir mit zunehmenden Forderungsausfällen und steigenden Insolvenzzahlen in diesen Branchen um 2 bis 3 % gegenüber 2019.”

Viele deutsche Maschinenbauer hängen am Tropf der Automobilindustrie

Mit der Automobilindustrie ist in diesem Jahr eine der Hauptabnehmerbranchen des Maschinenbaus ins Schlingern geraten. Beeinträchtigt wird das Geschäft der deutschen Maschinenbauer dabei nicht nur vom Rückgang der Nachfrage nach Automobilen – diese liegt 2019 bei voraussichtlich -5 % gegenüber dem Vorjahr -, sondern auch vom strukturellen Wandel in der Automobilbranche. So herrscht bei zahlreichen Lieferanten eine große Ungewissheit, welche Komponenten bei den Autos der Zukunft benötigt werden und in welche technischen Neuentwicklungen nachhaltig investiert werden soll.

Darüber hinaus hängen die deutschen Maschinenbaufirmen erheblich vom Export ab – mehr als 70 % ihrer Produkte stellen sie für das Auslandsgeschäft her. Dieses wird derzeit jedoch durch geopolitische Risiken und Protektionismus erheblich getrübt. So sind die Auftragseingänge im Zeitraum Januar bis September 2019 um 8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen.

Atradius bewertet das Forderungsrisiko bei Geschäften mit Maschinenbaubetrieben, die an die Bauindustrie liefern, weiter als “gut”. Heruntergestuft hat der Kreditversicherer hingegen seine Bewertung für Unternehmen, die an das produzierende Gewerbe liefern – von vormals “gut” auf nun “durchschnittlich”.

Metall- und Stahlindustrie steht vor großen Herausforderungen

Noch stärker als im Maschinenbau dürfte sich in den kommenden Monaten das Zahlungsrisiko bei Geschäften mit Firmen aus der deutschen Metall- und Stahlbranche erhöhen. Besonders Anbieter, die einen Großteil ihres Umsatzes mit Abnehmern aus der Automobilindustrie erwirtschaften, sehen sich einem erheblichen Nachfragerückgang ausgesetzt – im ersten Halbjahr 2019 gingen ihre Umsätze um bis zu 20 % zurück. Daneben belasten steigende Rohstoffpreise sowie höhere Transport, Personal- und Energiekosten die Unternehmen der Branche.

Nachdem die Insolvenzen in der deutschen Stahl- und Metallindustrie in den vergangenen zwölf Monaten verhältnismäßig gering waren, beobachtet Atradius seit einigen Wochen eine Zunahme des Forderungsrisikos in der Branche. So bewertet der Kreditversicherer das Zahlungsrisiko in allen drei Unterbranchen – Eisen- und Stahlproduzenten, Metallhersteller und Metall Verarbeiter – als erhöht.

Verbesserung der Situation frühestens im zweiten Halbjahr 2020

“Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und steigenden Unsicherheiten schauen wir uns in der Risikoprüfung zunehmend auch die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens an. Diese wiederum hängt von seinem Geschäftsmodell und seinem Abnehmerportfolio ab. Frühestens in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres sehen wir wieder eine Verbesserung des Zahlungsrisikos in der deutschen Metall-, Stahl und Maschinenbaubranche”, sagt Michael Karrenberg.

 

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