Globale wirtschaftliche Stagnation, aber keine Rezession

 

Angesichts eines von globaler wirtschaftlicher Stagnation und zunehmenden politischen Unsicherheiten geprägten Niedrigzinsumfelds rät Aberdeen Standard Investments Anlegern, sich mit einem vorsichtigen und diversifizierten Ansatz aus der Komfortzone der konventionellen Assetklassen hinauszuwagen, um bessere risikoadjustierte Renditen zu erzielen.

James McCann, Senior Global Economist bei Aberdeen Standard Investments, erläutert, welche Themen für die Weltwirtschaft und Investments im nächsten Jahr eine wichtige Rolle spielen werden:

„Die Weltwirtschaft wird in den kommenden fünf Jahren wahrscheinlich im Zeichen der Stagnation stehen und von niedrigem Wirtschaftswachstum, schwacher Inflation und niedrigen Zinssätzen geprägt sein. Auch im kommenden Jahr werden politische Unsicherheiten die Industrie, den Handel und die Investitionstätigkeit belasten. Wir haben unsere Wachstumsprognosen für das globale BIP für 2020 und 2021 auf 3,1 % und damit weit unter den Vorkrisen-Durchschnitt herabgesetzt. Eine Rezession könnte sich nächstes Jahr vermeiden lassen, die Risiken sind aber deutlich gestiegen.“

Lockere Zentralbankpolitik hilft Wachstumsverlangsamung abzufedern

„Die Zentralbanken sollten das Wachstum mit geldpolitischen Lockerungen auf niedrigem, aber positivem Niveau halten. Unseres Erachtens wird die US-Federal Reserve in der ersten Hälfte des kommenden Jahres die letzte Zinssenkung ihres Mini-Zyklus vornehmen und die Europäische Zentralbank dürfte weitere Lockerungsschritte umsetzen. Die Zentralbanken von Australien, Kanada, Brasilien, China, Indien und Russland werden unserer Einschätzung nach in den nächsten Monaten ebenfalls weitere Maßnahmen ergreifen und auf politischer Ebene werden im nächsten Jahr im Rahmen von Steuer- und Ausgabeprogrammen weitere fiskalische Anreize gesetzt werden. All diese Maßnahmen sollten dazu beitragen, stärkere Markteinbrüche abzufedern.“

Stimmung trübt sich aufgrund von Risiken in Politik und Handel ein

„Angesichts des sich äußerst schwierig gestaltenden Brexit-Prozesses, des steigenden Protektionismus und der weltweiten Handelskonflikte müssen Anleger sich der zunehmenden geopolitischen Risiken und deren Folgen bewusst sein. Die anhaltende politische Unsicherheit wird auf den globalen Handel, Unternehmensinvestitionen und Dienstleistungen direkt und indirekt über das eingetrübte Geschäftsklima durchschlagen und diese langfristig bremsen. Die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und China werden auch weiterhin ein Hauptrisikofaktor bleiben – wir erwarten hier keine schnelle Lösung. Zwischen Korea und Taiwan könnte es im Technologiesektor zu Handelskonflikten kommen und der Konflikt zwischen Japan und Korea wird zu weiteren Störungen und Unterbrechungen der globalen Lieferketten im Technologiebereich führen.“

Traditionelle Renditen noch stärker unter Druck

„Unseres Erachtens werden die Renditen traditioneller Assetklassen noch weit niedriger ausfallen als in der Vergangenheit. Für einen beträchtlichen Teil der Staatsanleihen liegen die Renditen bereits im negativen Bereich. Die späte Phase des Konjunkturzyklus und der Mangel an Spielraum für eine Erhöhung der Gewinnmargen der Unternehmen lassen vermuten, dass die Aktienrenditen unter ihrem langjährigen Durchschnitt liegen werden. Die klassische Umschichtung von Aktien in Staatsanleihen und Investment-Grade-Anleihen wird in diesem Zyklus nicht mehr angemessen sein.“

Strukturelle Veränderungen schaffen langfristige Chancen

„Im nächsten Jahrzehnt werden strukturelle Themen wie der Klimawandel und technologische Umwälzungen großen Einfluss auf die Entwicklung der Märkte nehmen. Ökologische, soziale und Governance-Faktoren (ESG) – hierzu gehören auch demografische Veränderungen, Trends bei der Unternehmensführung und Umweltrisiken – werden zu immer wichtigeren Treibern langfristiger Anlagerenditen. Wenn innovative Technologien wie 5G und künstliche Intelligenz neue Möglichkeiten eröffnen, wird sich der gegenwärtig schwache Ausblick des Technologiesektors langfristig vielleicht signifikant verbessern.“

Wie sollten Anleger sich in diesem Umfeld positionieren?

James McCann kommentiert:

Diversifikation über eine Vielzahl nur wenig korrelierender Assets

„Im jetzigen Umfeld ist ein vorsichtiger, über die konventionellen Aktien-Anleihe-Allokationen hinausgehender, diversifizierter Ansatz ratsam. Aktien aus Schwellenländern (EM) und Japan scheinen zwar weiterhin attraktiv, aber es sollten andere, weniger bekannte Assetklassen für die Generierung alternativer, risikoadjustierter Renditen hinzugezogen werden. Die langfristigen Aussichten von Lokalwährungsstaatsanleihen aus Schwellenländern sind zum Beispiel außergewöhnlich gut, ihre Renditen sollen fast 6 % erreichen. Steigender Volatilität begegnen wir auch durch Diversifikation mittels einer Übergewichtung inflationsgeschützter US-Anleihen (US Treasury Inflation Protected Securities) und des Yen.“

Renditen mit alternativen Assets steigern

„Für Anleger, die in der Lage sind Illiquiditätsrisiken zu tragen, können die Private Markets mit den Assetklassen Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und Immobilien bestehende Portfolios attraktiv diversifizieren, denn sie korrelieren nicht mit der Volatilität der Aktienmärkte und bieten ein signifikant höheres Renditepotenzial als die öffentlichen Märkte. Wir favorisieren insbesondere das Infrastruktursegment, mit dem dank der Kombination aus relativ hohen Renditen und konjunkturunabhängigen Cash Flows eine gute Diversifikation erzielt werden kann.“

ESG und Technologie im Investmentfokus

„Langfristigere Anlagechancen finden sich bei ESG-orientierten Anlagen und im Zusammenhang mit dem Übergang zu kohlenstoffarmer Energie und technologischen Umbrüchen. Dem Klimawandel kann nur mit massiven Veränderungen bei der Nutzung von Energie begegnet werden. Diese Veränderungen werden sowohl bei der Energiegewinnung als auch in der Industrie, dem Transportsektor, im Bereich Immobilien und in der Landwirtschaft zum Tragen kommen müssen. Wenn die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden sollen, müssen die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien weltweit auf mehr als 700 Mrd. USD verdoppelt werden. Daher müssen ESG-Aspekte ein Kernelement aller Anlagestrategien sein. Darüber hinaus wird die Innovation der künstlichen Intelligenz nicht nur unsere Geschäftspraktiken, sondern auch die Anlagemöglichkeiten transformieren – damit wird es in allen Bereichen der Wirtschaft Gewinner und Verlierer geben.“

Kenneth Akintewe, Head of Asian Sovereign Debt bei Aberdeen Standard Investments, erläutert:

„In einem Niedrigzinsumfeld sind Anleger sehr auf die Erzielung von Renditen fokussiert und übersehen dabei oft, dass eine Investition in Schwellenländeranleihen deutlich vielversprechender sein kann. Die Fundamentaldaten der Schwellenländer verbessern sich weiterhin und diese Länder werden immer mehr zur treibenden Kraft weltwirtschaftlichen Wachstums. Die Gesamtheit aller Schwellenländeranleihemärkte stellt bereits heute eines der größten Anlageuniversen weltweit dar – in den Portfolios der globalen Asset Manager sind diese Anleihen allerdings noch immer unterrepräsentiert.

Die enorme Vielfalt der Schwellenländer und ihrer Märkte bietet beträchtliches Diversifikationspotenzial und vielfältige, sehr werthaltige Chancen. Auf US-Dollar lautende Unternehmensanleihen aus Schwellenländern und aus Asien weisen kontinuierlich einige der besten Risikocharakteristika auf, Grenzmarktanleihen sind tendenziell idiosynkratischer und können sehr werthaltig sein, während die Lokalwährungsmärkte so einzigartige und doch riesige Märkte wie China und Indien sowie Währungen umfassen, die nach historischen Standards unterbewertet sind. In einer immer stärker miteinander vernetzten Niedrigzinswelt, sollte diese Assetklasse bei der Generierung solider, risikoadjustierter Renditen eine wichtige Rolle spielen.“

 

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