Girokonto bleibt beliebteste Anlage der Deutschen
Sparverhalten von Mietern und Immobilieneigentümern vergrößert Vermögensunterschiede
Trotz der anhaltend niedrigen Zinsen sparen Dreiviertel (74 Prozent) aller Deutschen und bilden so Rücklagen. 2018 legten sogar 76 Prozent der Bundesbürger Geld zur Seite. Damit liegt der Anteil der Sparer an der Gesamtbevölkerung immer noch auf einem unverändert hohen Niveau. Das hat eine repräsentative Kantar-Umfrage im Auftrag der Postbank ergeben. 41 Prozent der Befragten legen regelmäßig jeden Monat Geld beiseite. Im vergangenen Jahr sparten mit 46 Prozent noch mehr Deutsche monatlich. Fast jeder fünfte Befragte (18 Prozent) der aktuellen Umfrage gibt jedoch an, kein Geld zur Seite legen zu können. Im Vorjahr waren es nur 14 Prozent. Besonders sparfreudig scheinen die 30- bis 39-Jährigen zu sein. Sie bilden nicht nur am häufigsten Rücklagen (86 Prozent), sondern über die Hälfte (57 Prozent) spart jeden Monat.
Obwohl die Spar-Bereitschaft unter den Deutschen ähnlich hoch ist wie in den vergangenen Jahren, scheint das Interesse an Erträgen nicht besonders ausgeprägt zu sein. So ist das Girokonto die beliebteste „Anlage“ unter den Befragten. Fast jeder Zweite (49 Prozent) nutzt das Girokonto zum Sparen, gefolgt vom klassischen Sparkonto (32 Prozent).
Obwohl die konservativen, niedrigverzinsten Anlageformen immer noch zu den beliebtesten gehören, legen immer mehr Deutsche ihr Geld auch in Fonds und Aktien an. Für diese Anlage entschieden sich bei der aktuellen Umfrage 30 Prozent – knapp zehn Prozentpunkte mehr als 2018 (21 Prozent). Vor allem bei den 30- bis 39-jährigen sind Fonds und Aktien beliebt. 41 Prozent Befragte dieser Altersgruppe investieren auch in Wertpapiere. Dem Girokonto als beliebte Anlageform bleiben aber auch sie treu: 53 Prozent nutzen es als Anlage.
Erstaunlich: Mehr als jeder dritter 16- bis 29-Jährige (36 Prozent) verwahrt sein Gespartes zu Hause. Auch in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen erscheint der Gang zur Bank vielen als überflüssig. Hier hebt ebenfalls knapp jeder Dritte (32 Prozent) sein Geld zu Hause auf. Die Nachteile: Das Geld verliert nicht nur jeden Tag durch Inflation an Wert, sondern ist auch unwiederbringlich verloren, sollte es gestohlen werden.
Rekord-Rendite oder Spar-Illusion?
Die Höhe ihrer Zinserträge schätzen allerdings viele Sparer falsch ein. Während der derzeitige Zinssatz Richtung null Prozent tendiert, glauben vor allem junge Menschen trotzdem eine ansehnliche Rendite zu bekommen. Jeder siebte der 16- bis 29-Jährigen (15 Prozent) und jeder siebte der 30- bis 39-Jährigen (14 Prozent) rechnet mit einem Zinsertrag von mehr als zehn Prozent ¬ und das, obwohl zwei von drei der 16- bis 19-Jährigen (64 Prozent; Durchschnitt: 49 Prozent) ihr Geld auf Girokonten anlegen und jeder zweite (49 Prozent; Durchschnitt: 32 Prozent) in klassischen Sparkonten. Mit diesen Anlagen ist selbst eine Rendite, die einen Inflationsausgleich erreicht, kaum zu erzielen.
Jeder dritte deutsche Sparer (32 Prozent) hat keinerlei Vorstellung, wie hoch seine Rendite ist und nur jeder vierte Sparer (28 Prozent) ist sich bewusst, dass er mit seinem Geld keine Gewinne erzielt.
Von Nord nach Süd: So viel haben die Bürger auf dem Sparbuch
Während die Zinsen immer noch auf historischen Tiefstständen verharren, steigen die Guthaben auf den Sparkonten der Deutschen tendenziell. Statistisch gesehen, hatte jeder Deutsche Ende 2018 25.042 Euro in Sparprodukten angelegt. Das sind knapp 1.100 Euro mehr als noch Ende 2017. Das haben die Volkswirte der Postbank auf Basis von Zahlen der Bundesbank errechnet.
Hessen ist auch dieses Jahr das Bundesland mit den höchsten Einlagen auf Sparkonten. Das Einlagevolumen stieg von 49.439 Euro im Jahr 2017 auf 51.370 Euro im Jahr 2018. Der zweite Platz geht in diesem Jahr nach Berlin. Mit 29.751 Euro auf dem Sparkonto überholen die Berliner die Hamburger, die auf dem dritten Platz liegen. Statistisch gesehen hat damit jeder Hamburger 29.650 auf dem Sparkonto. Auf den hinteren drei Rängen liegen die ostdeutschen Bundesländer. Brandenburg (13.909 Euro) hat Sachsen-Anhalt (13.884 Euro) überholt und knapp dahinter, auf dem letzten Platz, liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 13.878 Euro Einlagen in klassischen Sparprodukten.
Der Zuwachs der Guthaben ist vor allem dem Sparfleiß der Bürger geschuldet. Dies zeigen auch die Ergebnisse der bereits oben im Text genannten Kantar-Umfrage im Auftrag der Postbank. 78 Prozent der Bürger in Nordrhein-Westfalen legen Geld zur Seite und mehr als die Hälfte (51 Prozent) von ihnen spart sogar regelmäßig jeden Monat.
Mieter und Immobilienbesitzer: vergleichbarer Spareifer, unterschiedliches Anlageverhalten
Mieter und Immobilienbesitzer mögen sich in vielen Punkten unterscheiden, doch nicht was die Sparfreude angeht. Laut Kantar-Umfrage sparen 72 Prozent der Mieter. Bei den Eigentümern sind es lediglich vier Prozentpunkte mehr. Doch die von den Immobilienbesitzern gewählten Anlagen sind nachhaltiger und tragen stärker zur Vermögensbildung bei, als die von Mietern gewählten. Während jeder dritte Eigentümer in Fonds und Aktien (34 Prozent) oder in Bausparverträge (30 Prozent) investiert, lässt jeder zweite Mieter sein Geld auf dem Girokonto (52 Prozent) stehen. 48 Prozent der Eigentümer sparen mit dem Ziel, Wohneigentum zu modernisieren und zu renovieren. Sie legen ihre Mittel so zielgerichtet an und steigern damit den Wert ihrer Immobilie nachhaltig, während 61 Prozent der Mieter vorrangig für unvorhergesehene Ausgaben spart.
Sparen aufs Eigenheim
Durch alle Einkommensschichten hinweg sparen die Deutschen am häufigsten für unvorhersehbare Ausgaben (52 Prozent) und die Altersvorsorge (44 Prozent). 35 Prozent der Befragen sparen, um „sich etwas zu gönnen“ (35 Prozent). Von den jungen Menschen sparen 40 Prozent nach der Bildung von Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben auch für Wohneigentum. Mit steigendem Alter wird die Instandhaltung von Haus oder Wohnung immer wichtiger. Während nur jeder fünfte (20 Prozent) der 30- bis 39-Jährigen Geld für Renovierung und Modernisierung zurücklegt, ist es bei den über 60-jährigen schon mehr als jeder dritte (36 Prozent).
Information zur Kantar-Studie:
In einer telefonischen, repräsentativen Mehrthemenbefragung im Juli 2019 interviewte Kantar im Auftrag der Postbank 1.002 Befragte ab 16 Jahren. Die Ergebnisse sind auf ganze Zahlen gerundet. Abweichungen in den Summen lassen sich durch Rundungsdifferenzen und Mehrfachantwortoptionen erklären.
Information zur Höhe der Spareinlagen in den Bundesländern:
Postbank Berechnungen auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank. Als Sparguthaben werden bei dieser Berechnung Sichteinlagen, Spareinlagen, Termingelder und Sparbriefe gezählt. Einlagen pro Kopf in Euro ohne langfristige Termineinlagen und Bausparguthaben.
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