Aktuelle Befragung der Anbieter von Cyber-Versicherungen

 

Die Mehrheit der Anbieter von Cyber-Versicherungen in Deutschland (68 Prozent) bewerten die aktuelle Marktlage noch als schwach. Mittelfristig aber erwarten 86 Prozent eine starke oder sehr starke Marktentwicklung. Dies ist ein Ergebnis einer gemeinsamen Studie des Rating- und Analysehauses Assekurata und der Strategie- und Kommunikationsberatung Instinctif Partners bei aktuell 38 Anbietern von Cyber-Deckungen. 85 Prozent der Anbieter sehen die Wettbewerbssituation als intensiv. Dabei wird der Kampf über das Bedingungswerk als noch etwas stärker als der Prämienwettbewerb angesehen.

Nachfragetreiber Assistance-Leistungen – Chance für Ökosysteme Die Marktentwicklung wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Wichtigster Nachfragetreiber sind konkrete Schadenerfahrungen (63 Prozent), dicht gefolgt vom Bedarf an Assistance-Leistungen bei Cyber-Vorfällen, also technischer und rechtlicher Unterstützung sowie Krisenmanagement und -kommunikation (56 Prozent). „Das Thema Cyber bietet Versicherern die große Chance, sich als Lotse zu positionieren, der verschiedene Leistungen koordiniert“, sagt Dr. Hubert Becker, Managing Partner bei Instinctif Partners und dort verantwortlich für das Thema Cyber-Resilience. „Das reicht von der Risikobewertung über die Prävention bis zur Schadenbewältigung. Anders als in vielen Bereichen, in denen Ökosysteme rund um Kundenbedürfnisse entstehen, ist im Bereich Cyber bislang kein ‚Key-Player‘ erkennbar, der als natürlicher Integrator auftreten könnte.“

Niedriges Sicherheitsniveau – hoher Bedarf Die befragten Experten halten das Niveau der Sicherheitsmaßnahmen von Privat- und Firmenkunden derzeit noch für zu gering. Im Privatkundenbereich sehen alle Befragten ein niedriges Sicherheitsniveau, aber auch im Bereich KMU/Gewerbe schätzen 93 Prozent der Befragten den Eigenschutz der Unternehmen als niedrig oder eher niedrig ein. Lediglich im Industriesegment sieht es gut aus: 52 Prozent konstatieren ein eher hohes Sicherheitsniveau, 30 Prozent sogar ein hohes.

„Cyber-Versicherungen treffen bei den verschiedenen Zielgruppen auf einen sehr heterogenen Bedarf. Dies betrifft sowohl den Grad der IT-Affinität des Geschäftsmodells als auch den Grad der bereits vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen und schließlich den Bedarf an Unterstützungsleistungen, um im Schadenfall professionell agieren zu können“, erklärt Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Rating-Agentur. „All diese Faktoren sprechen für ein hochdifferenziertes Angebot. Versicherer sollten daher sehr genau prüfen, welche Zielgruppen sie adressieren, welche Leistungen dafür relevant sind und wie sie diese im Vertrieb adressieren können.“

Schwäche im Vertrieb erfordert Aufklärung und Know-how-Aufbau Auch im Vertrieb gibt es Herausforderungen: Drei Viertel der Teilnehmer sind der Meinung, dass sich Cyber-Versicherungen am besten über spezialisierte Vertriebspartner platzieren lassen. Zugleich sind 63 Prozent überzeugt, dass die bestehenden Standardvertriebswege nicht über ausreichendes Know-how für den Vertrieb von Cyber-Deckungen verfügen. „Die erfolgreiche Platzierung von Cyber durch den Vertrieb erfordert verstärkte Aufklärung und Know-how-Aufbau“, sagt Becker. „Die Versicherungsanbieter müssen den Vertrieb kommunikativ stärken und die richtigen Narrative liefern, damit die Kunden ihren Bedarf und den Lösungsansatz verstehen.“

Silent-Cyber macht Druck

In Bezug auf den Reifegrad des Cyber-Marktes ist noch einiges in Bewegung. 74 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass konventionelle Sach- und Haftpflichtdeckungen erhebliche Silent-Cyber-Risiken beinhalten. 44 Prozent meinen, dass diese Risiken neu kalkuliert werden müssten. Sogar 78 Prozent sagen, dass eine Bedingungsklarstellung nötig sei.

„Trotz einer Vielzahl von Studien besteht Unklarheit über die tatsächliche Bedrohungslage durch Cyber-Attacken“, sagt Will. „Widersprüchliche Erhebungsergebnisse über die Zahl der Unternehmen, die Opfer eines Angriffs wurden, erlauben keinen konkreten Überblick. Derzeit noch geringe Schadenquoten erwecken den Eindruck, dass sich der Großteil der Schäden auf niedrigem Niveau abspielt. Die Branche sollte deshalb Standards setzen, die eine strukturierte Bewertung der Schadenentwicklung im Cyber-Umfeld erlauben. Eine ‚Richter-Skala‘ für Cyber-Schäden wäre ein erster Schritt.“

Hohe Beteiligung der Experten

Für die Studie wurden im Zeitraum Mai bis Juli 2019 alle 38 zu diesem Zeitpunkt bekannten Anbieter von Cyber-Policen auf dem deutschen Markt (Erst- und Rückversicherer) sowie sieben Groß- bzw. Spezialmakler befragt. Insgesamt lagen 24 vollständig beantwortete Fragebögen vor. Weitere neun Unternehmen lieferten Teile der Antworten. Die Detailergebnisse werden nun mit den Anbietern diskutiert.

 

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