Anleihen keine Renditealternativen zu Aktien

 

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Handelskrieges bleiben für Frank Fischer, Chief Investment Officer der Shareholder Value Management AG, der bestimmende Faktor an den Märkten. Aufgrund mangelnder Alternativen im Anleihebereich und der Aussicht auf weitere Unterstützung durch die Notenbanken sieht er aber Chancen für eine starke Marktentwicklung im zweiten Halbjahr.

Das monatliche BofA Merrill Lynch Global Fund Manager Survey zeigt, dass viele Fondsmanager im Handelskrieg derzeit das größte Tail Risk sehen. Die Auswirkungen des Streits zwischen China und den USA sind in der globalen Konjunktur mittlerweile nicht mehr zu übersehen. So ist der Welthandel seit 2018 ähnlich stark eingebrochen wie in vergangenen Rezessionen. Die globalen Einkaufsmanagerindizes im verarbeitenden Gewerbe sind deutlich zurückgegangen. In China zeigen die Sentimentdaten ein Einknicken der Konjunktur an, dies macht sich nachfrageseitig auch in Europa bemerkbar. Ohne eine Einigung im Handelsstreit dürfte sich das globale Wirtschaftswachstum weiter abschwächen. Den Unternehmen droht damit eine Umsatz- und Gewinn-Rezession. „Das anstehende Treffen Donald Trumps und Xi Jinpings am Rande des G-20-Gipfels in Osaka wird deshalb schon allein wegen der Bilder wichtig,“ meint Fischer. „Die Märkte suchen nach Zeichen für eine Entspannung  – oder aber für eine weitere Eskalation.“

In Europa kommen politische Brennpunkte hinzu. Der sich abzeichnende Erfolg von Boris Johnson bei den Abstimmungsrunden der britischen Konservativen lässt das Szenario eines harten Brexit wahrscheinlicher werden. Gleichzeitig droht Italien mit der Einführung einer Parallelwährung zum Euro. Es gibt also auch für den neuen, noch zu bestimmenden, EU-Kommissionspräsidenten und auch für den Nachfolger von EZB-Chef Mario Draghi einiges zu tun.

In diesem Umfeld erwartet Frank Fischer weitere Impulse von den Notenbanken. So hat die US-Notenbank Fed ihre Bilanzverkürzung von geplanten 50 Milliarden US-Dollar auf 25 Milliarden US-Dollar reduziert und die EZB ihr TLTRO-Programm verlängert. „Die Notenbanken, allen voran die Fed und die EZB, reagieren angstgetrieben und werden auch weiter unkonventionelle Maßnahmen bereithalten, damit die Wirtschaft nicht völlig untergeht. Die Richtung ist klar: Zinsen runter und Liquidität weiter rauf. Für die Börsen ist das gut.“ Entscheidend ist seiner Meinung nach, dass Aktien unter Renditeaspekten nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt haben. „Wir haben bei den zehnjährigen Bundesanleihen eine Rendite von -0,3 Prozent. Demgegenüber liegt die Dividendenrendite im Dax bei rund 6,5 Prozent. Wenn hier noch eine moderate Erholung hinzukommt liegt das Potenzial bei rund acht Prozent. Damit haben wir einen Aspekt der Aktienrendite den viele Leute ignorieren, weil sie die Risiken des kurzfristigen Kapitalverlustes nicht tragen wollen.“

Als langfristig orientierter Value-Investor begrüßt Fischer die Volatilität an den Märkten, denn sie bietet die Gelegenheit, attraktive Unternehmen günstig zu kaufen. Er findet Chancen in Bereichen, die derzeit nicht populär sind, z.B. in Großbritannien. Hier sind viele Titel angesichts möglicher Brexit-Gefahren unterbewertet. Mit Ryanair hat Fischer den Kostenführer aus der Luftfahrtindustrie gefunden. Das Geschäftsmodell der Fluggesellschaft ist durch und durch auf Effizienz angelegt. „Gleichzeitig kann Ryanair aufgrund der modernen Flugzeuge und der engen Bestuhlung eine vergleichsweise niedrige CO2-Belastung pro Passagier aufweisen“, hebt Frank Fischer mit Blick auf seine nachhaltigen Investmentkriterien hervor. Mit dem Direktversicherer Admiral Group PLC hält Fischer ein weiteres britisches Unternehmen im Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Auch hier macht er sich wegen des Brexits keine großen Sorgen: „Die Admiral Group ist Kostenführer bei KfZ-Versicherungen in Großbritannien. Dieser Bereich dürfte von den wirtschaftlichen Konsequenzen eines harten Brexit relativ unberührt bleiben.“ Ein wichtiges positives Merkmal der Admiral Group sei auch die Eigentümerstruktur. Fast 70 Prozent aller Mitarbeiter sind Aktionäre, der Gründer Henry Engelhardt selbst hält weiterhin 11 Prozent der Aktien.

 

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