Andrew Milligan, Head of Global Strategy bei Aberdeen Standard Investments, zieht zum bevorstehenden dritten Jahrestag des Brexit-Referendums Bilanz und kommentiert:
„Der 23. Juni 2016 wird als wichtiges Datum in die Geschichtsbücher eingehen. Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die EU zu verlassen, war ein Schock für die politische Elite und die Finanzmärkte. Wenn wir zurückblicken: Was können wir über das sagen, was seit der Brexit-Abstimmung an den Finanzmärkten passiert ist?
Kurz gefasst: In einigen Bereichen mehr Volatilität, in anderen weniger. Das Pfund Sterling rutschte nach dem Referendum stark ab und sank gegenüber dem Euro von etwa 1,30 Euro auf 1,10 Euro. Seitdem wurde es in einem relativ engen Bereich gehandelt, um etwa 1,07 bis 1,20. Die allgemeine Ansicht ist, dass ein ungeordneter Ausstieg dazu führen würde, dass der Sterling seine früheren Tiefststände erneut erreicht.
Die Entwicklung der Aktienkurse spiegelt teilweise politische Bedenken wider, wie sie die jüngsten Ereignisse in Griechenland, Italien oder Großbritannien zeigen. Allerdings ist vor allem die Stärke der heimischen und vor allem der globalen Wirtschaft von Bedeutung. Im Durchschnitt erzielen europäische Unternehmen etwa 40% ihrer Umsätze außerhalb der Region, bestimmte Branchen und Länder sogar deutlich mehr. Für größere FTSE100-Aktien liegt diese Zahl bei bis zu 70%. So ist ein Rückgang des Pfund-Kurses eigentlich sogar gut für die Umrechnung der Gewinne aus Übersee zurück ins Pfund Sterling.
Dies erklärt, warum sich der FTSE All Share Index seit Juni 2016 recht gut entwickelt hat und ein jährliches Wachstum von etwa 7,5% pro Jahr aufweist. Dennoch liegt dies leicht hinter den Renditen europäischer Aktien. Die Schwierigkeit für Investoren aus Großbritannien und der EU besteht darin, dass sich andere globale Märkte deutlich besser entwickelt haben; die USA und ausgewählte asiatische Märkte sind jährlich um mindestens 10% gewachsen. Das Vereinigte Königreich hat seit des Brexit-Referendums unter der Entwicklung hin zu einer langsam wachsenden Wirtschaft gelitten, denn der in seiner Industriestruktur ausgelöste Schock hat dazu geführt, dass sich das Trendwachstum auf etwa 1% pro Jahr verlangsamt hat, was dem Durchschnitt der Eurozone entspricht.
Welchen Einfluss hat dies auf Staatsanleihen? Die Schwierigkeit dabei ist, dass lokale Einflüsse, wie z.B. die Auswirkungen von Währungsbewegungen auf die importierte Inflation, von globalen Faktoren überlagert werden. Da die Handelsspannungen zwischen den USA, China und Europa zunehmen und die US-Notenbank deshalb Zinssenkungen in Betracht zieht, haben auch die globalen Anleiherenditen reagiert. Das Geld ist in sichere Häfen wie deutsche Anleihen geflossen. Im Juni 2016 rentierten britische Anleihen etwas niedriger als spanische Anleihen (1,3% vs. 1,6%), heute rentieren sie etwas höher (0,8% vs. 0,6%). Aber in beiden Märkten war die Richtung hin zu deutlich niedrigeren Renditen sehr klar.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Brexit-Abstimmung im Allgemeinen zu mehr Volatilität in den Märkten geführt hat, doch andere Faktoren sind für Aktien und Märkte in einer global vernetzten Welt immer noch wichtiger.“
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