Strukturelle langfristige Investmentchancen bestehen trotz aktueller Volatilität im Handelsstreit zwischen den USA und China
Nach einigen Monaten der Annäherung hat sich die Rhetorik im Handelsstreit zwischen den USA und China seit einigen Wochen wieder verschärft, was die Märkte verunsichert. Die Experten von J.P. Morgan Asset Management erwarten jedoch keine Wiederholung der heftigen Verluste, die Risikoanlagen im vierten Quartal 2018 hinnehmen mussten. „Die damaligen Wachstumssorgen konnten inzwischen in vielen Bereichen zerstreut werden, da beispielsweise in China die Stimulierungsmaßnahmen Wirkung gezeigt haben, die Zentralbanken ihren unterstützenden Kurs fortsetzten und der US-Dollar nicht wieder stärker geworden ist“, so Ayaz Ebrahim, Portfolio Manager und Co-Head des Asia Pacific Regional Teams bei J.P. Morgan Asset Management. Auch wenn der Handelsstreit weiterhin eine große Unsicherheit darstellt, der weiter für Volatilität an den Märkten sorgt, dürfen Anleger das enorme langfristige Wachstumspotenzial der Asien-Pazifik-Region, das in den nächsten fünf Jahren gegenüber dem breiten Index deutlich höher ausfallen sollte, seiner Meinung nach nicht aus den Augen verlieren.
Strukturelle Veränderungen führen zu überproportionalen Wertsteigerungen
„Bereits in den letzten zehn Jahren übertraf die Wertsteigerung asiatischer Aktien jede andere Region der Welt. Dieses Wachstum beruht auf den strukturellen Veränderungen in ganz Asien und führte zu neuen, interessanten Geschäftsmodellen, die in anderen Teilen der Welt noch unbekannt sind und beeindruckende Anlagechancen bieten“, betont der Experte. So sprechen zahlreiche Fakten für die zunehmende Bedeutung Asiens auf der Weltbühne: Der Anteil der Region am MSCI All Country World Index wuchs in den letzten 20 Jahren von 5 Prozent im Jahr 1999 auf heute 16 Prozent. Dies ist auf die starke Wertentwicklung, aber auch zahlreiche Börsengänge von Unternehmen zurückzuführen. Asiens Anteil am Umsatz innerhalb des MSCI All Country World Index erhöhte sich in dieser Zeit von 4 Prozent auf 30 Prozent. Der Gewinnanteil stieg von 3 Prozent auf 33 Prozent.[1] Doch es sind nicht nur Umsätze und Erträge schneller gewachsen als in der übrigen Welt. Auch die Margen der Unternehmen haben sich deutlich verbessert, wie die Differenz zwischen Gewinn- und Umsatzwachstum zeigt. „Die aktuelle Gewichtung von Asien in den marktkapitalisierten Indizes wird dieser Dynamik bei weitem nicht gerecht. Bewertungen, die den positiven Wandel besser widerspiegeln, sowie weiteres herausragendes Ertragswachstum sollten zukünftig noch stärkere Anlagechancen zeigen“, unterstreicht Ebrahim.
Neue Sektoren rücken in den Fokus
Mit dem Wachstum des Anlageuniversums hat sich laut dem Experten die Sektorzusammensetzung in Asien erheblich verändert: Insbesondere die immer bedeutendere Rolle Asiens als Technologieführer gestaltet die Märkte der Region neu. Sektoren wie Versorgungsunternehmen und Finanzdienstleister verlieren an Bedeutung, wohingegen Segmente wie Konsumgüter, Kommunikationsdienstleistungen und Informationstechnologie in den Vordergrund gerückt sind. Durch die Konsumfreude der wachsenden Mittelschicht profitieren einerseits Online-Händler, andererseits Unternehmen mit Premium-Marken. Bei den Kommunikationsdienstleistungen gibt es starkes Wachstum in den Sektoren Medien, Software undTelekommunikation.
Auf Länderebene ist die Veränderung sogar noch stärker wahrnehmbar. Während der prozentuale Anteil der ehemaligen Platzhirsche Hongkong und Singapur zurückgeht, ist die Bedeutung Indiens gestiegen und China ist inzwischen das größte Land im Index. „Insgesamt haben die asiatischen Stadtstaaten gegenüber Märkten wie Indien und China, die nach wie vor weniger wohlhabend, aber umso größer sind, an Bedeutung verloren. Dadurch haben sich die Anlagechancen nicht nur verschoben, sondern auch deutlich erweitert – und dieser Trend wird weiter anhalten“, erläutert der Experte.
Konsum als Treiber
Die konsumfreudigen asiatischen Verbraucher treiben mit zunehmendem Wohlstand Veränderungen voran, die unabhängig von Marktzyklen für Wachstum sorgen. So profitiert beispielsweise der Finanzsektor von der steigenden Verbreitung von Hypotheken, Versicherungen und Anlageprodukten. Auch im Mobile Banking sind Institute der Region führend. Ein besonderer Trend in China: Wohlhabendere Familien geben viel Geld für eine gute Ausbildung ihrer Kinder aus. So hat sich eine eigene Bildungsindustrie entwickelt – die Umsätze in diesem Segment liegen bei über 60 Milliarden US-Dollar. Dass mit dem steigenden Wohlstand die Bevölkerung immer älter wird, gleichwohl aber auch auch Wohlstandskrankheiten Einzug halten, fördert wiederum den Gesundheitssektor.
Mit wachsender Kaufkraft lässt sich zudem eine „Premiumisierung“ des Konsums feststellen, also eine Verlagerung hin zu anspruchsvolleren Waren und Dienstleistungen. In Vietnam und China beispielsweise expandieren Molkereibetriebe in höherwertigere Produktsegmente. Auch die Freizeitindustrie bietet für die zunehmend anspruchsvolle Zielgruppe neue Angebote mit luxuriösen Resorts, Hotels und Freizeitparks. Das Segment der Videospiele verzeichnet in allen Altersgruppen Zuwächse. Die Nutzer verbringen einerseits immer mehr Zeit spielend und verlagern dies zunehmend auf Online-Games. Lokale Unternehmen spielen nicht zuletzt bei den technologischen Veränderungen, die sich in Asien und darüber hinaus vollziehen – zu nennen sind Innovationen in Bereichen wie Netzwerke, elektrische und autonome Fahrzeuge, alternative Intelligenz und Fertigungsautomatisierung –, eine zentrale Rolle.
Besserer Marktzugang für Anleger
„Auch wenn Chinas wirtschaftlicher Wandel bislang eine der prägenden Entwicklungen im 21. Jahrhundert ist, hat sich diese bisher nicht unbedingt an seinen Aktienmärkten widergespiegelt“, erläutert Ayaz Ebrahim. Waren die ersten chinesischen börsennotierten Unternehmen, die für Ausländer investierbar waren, doch auch Staatsfirmen, die nicht immer die Interessen ihrer Minderheitsaktionäre in den Mittelpunkt stellten. Nach und nach wurden immer vielfältigere und spannendere Unternehmen investierbar – bislang dominierten allerdings Technologie- und Finanzwerte.
Durch die Öffnung des heimischen Markts für A-Aktien bietet sich heute für ausländische Investoren ein deutlich breiteres Spektrum an Möglichkeiten. „Der Markt der A-Shares ist nach Sektoren breit diversifiziert, sehr liquide und ermöglicht den Zugang zu mittelständischen und kleinen qualitativ hochwertigen Unternehmen, die langfristige Wachstumstrends der Region abbilden“, erklärt Ebrahim. Zudem entwickeln sich chinesische Unternehmen auf der Technologiekurve immer weiter nach oben, von margenschwachen Standardprodukten in höherwertige Bereiche wie Handybauteile und Softwaredienstleistungen. In einigen Segmenten verfolgen chinesische Unternehmen innovative eigene Geschäftsmodelle, etwa bei Bezahlsystemen, in Gaming-Bereichen und bei Finanztechnologien. „Aufgrund seiner Struktur hat der A-Aktienmarkt eine niedrige Korrelation mit chinesischen Auslandsaktien und anderen wichtigen globalen Anlageklassen – damit eignet er sich sehr gut zur Diversifikation. Während der Markt zu Beginn mit einem deutlichen Aufschlag gegenüber chinesischen Auslandsaktien gehandelt wurde, haben sich die Bewertungen inzwischen normalisiert“, führt der Experte aus.
Laut Ayaz Ebrahim spricht für Anleger, die vom Wachstumspotenzial der Region profitieren wollen, vieles für ein aktives Management. Anlageteams mit den richtigen Ressourcen vor Ort und robuster langfristiger Analysedisziplin haben gute Chancen, die Kursineffizienzen eines immer noch von Privatanlegern dominierten Marktes zu nutzen. Die stärkere Einbeziehung von A-Aktien in die MSCI-Indizes und Aufnahme in den Financial Times Stock Exchange Russell Index ab Juni 2019 ist wichtig, da China als zweitgrößter Aktienmarkt der Welt spätestens zu diesem Zeitupunkt noch stärker in den Fokus rückt.
„Auch wenn aktuell wieder die Augen der Welt auf China gerichtet sind, beschränken sich die Anlagemöglichkeiten in Asien nicht nur hierauf. Die ganze Asien-Pazifik-Region bietet ein vielfältiges Anlageuniversum“, so Ebrahim. Laut dem Bloomberg Innovation Index 2019 ist beispielsweise Südkorea das innovativste Land der Welt. Neben Schwergewicht Samsung Electronics, dessen schöpferische Vielfalt sich auf Lieferanten und die breitere Wirtschaft abfärbt, fördert das regulatorische Umfeld die Gründung von Start-ups. Die zehn südostasiatischen ASEAN-Staaten, zu denen unter anderem Länder wie Indonesien, Thailand, Malaysia und die Philippinen gehören, bilden zusammen einen der vielfältigsten Märkte der Welt, in dem vor allem auf fundamentale Analysen fokussierte Anleger interessante Chancen finden. Und auch wenn die Herausforderungen Indiens weithin bekannt sind, notieren dort viele erstklassige, aktionärsfreundlich geführte Unternehmen, die gut positioniert sind, um von den spannenden langfristigen Wachstumsaussichten des Landes zu profitieren. „Die Asien-Pazifik-Region zeichnet sich auf lange Sicht durch hohes Wachstumspotenzial aus. Doch es sind intensive Kenntnisse der Marktgegebenheiten verbunden mit lokalen Ressourcen vor Ort nötig, um die richtigen Unternehmen zu identifizieren und die Chancen der Region auch in tatsächlichen Ertrag umzusetzen“, unterstreicht Ayaz Ebrahim die Vorteile eines aktiven Anlageansatzes.
Langjährige Expertise vor Ort
Bereits seit 1970 ist J.P. Morgan Asset Management in der Region aktiv: Zunächst mit einer Niederlassung in Hongkong als ein Joint Venture zwischen der früheren Jardine Matheson und der ehemaligen Fleming Group (Jardine Fleming). Mitte der 1980er Jahre folgte ein eigenes Onshore-Fondsgeschäft in Taiwan und eine Niederlassung in Tokio, Mitte der 1990er Jahre in Singapur. Neben der Etablierung des Fondsgeschäfts in Australien war 2010 ein weiterer Meilenstein die Zulassung für den ersten China-A-Share-Fonds zum Vertrieb an in Hongkong ansässige Retailanleger. Und vor rund drei Jahren wurde die erste ausschließlich in ausländischem Besitz befindliche Asset-Management-Gesellschaft in China gegründet. Heute gibt es Niederlassungen in sieben Ländern Asiens, in denen knapp 1.500 Mitarbeiter tätig sind, darunter über 150 Investmentprofis. „Um von den Wachstumschancen der Transformation in Asien profitieren zu können, ist eine intensive Kenntnis der Marktgegebenheiten notwendig: Schließlich sind Corporate Governance und Transparenz des Managements in vielen Unternehmen noch nicht so etabliert wie in den entwickelten Märkten – und das gilt insbesondere für den interessanten Bereich der kleineren, lokal agierenden Unternehmen. Die lokale Präsenz ist für einen Asset Manager deshalb umso wichtiger: Nur vor Ort können sie sich von der Qualität des Unternehmens und des Managements überzeugen, welche Unternehmen tatsächlich attraktiv bewertet und dazu auch noch liquide genug für ein Fondsinvestment sind“, betont Christoph Bergweiler, Leiter von J.P. Morgan Asset Management in Deutschland, Österreich, Zentral- und Osteuropa sowie Griechenland.
Nachhaltigkeit im Fokus
In den letzten Jahren ist nachhaltiges Investieren unter dem Schlagwort „ESG“ (Environment Social Governance) für viele Anlegergruppen stärker in den Fokus gerückt. Tatsächlich lassen sich bessere Ergebnisse erzielen, wenn der Nachhaltigkeit gegenüber kurzfristigen Erträgen der Vorzug gegeben wird. „Da wir frühzeitig erkannt haben, dass dies für einen langfristigen Anlageansatz unerlässlich ist, haben wir unserem Research-Konzept in den Schwellenländern bereits vor einigen Jahren explizitere ESG-Elemente hinzugefügt. Auch haben wir als eine der ersten aller unterzeichnenden Gesellschaften in 2007 die 6 UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren (Principles for Responsible Investment, PRI) unterzeichnet“, führt Bergweiler aus. „Wir berücksichtigen ökologische und soziale Kriterien sowie die Unternehmensführung in unserem Research-Prozess, auchwerdenunsere Portfolios in Schwellenländern nicht ausdrücklich als ESG-Portfolios bezeichnet werden. Wir arbeiten jedoch kontinuierlich daran, wie wir unseren Research-Prozess verbessern und verantwortungsvoll investieren können.“ So führt die Fundamentalanalyse bereits heute zu Anlagen, die bei ESG-Faktoren gut abschneiden und externe Agenturen haben die Schwellenländer-Portfolios in dieser Hinsicht überdurchschnittlich bewertet.
[1] Alle Daten für den MSCI Asia ex Japan Index als Teil des MSCI All Country World Index; Stand: 31.12.2018.
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