Kommentar von Dr. Nathan Sheets, Chief Economist and Head of Global Macroeconomic Research bei PGIM Fixed Inxome, über die weiter eskalierenden Handelsbeziehungen zwischen China und den USA:

 

Bezüglich des Handelsdisputs zwischen den Vereinigten Staaten und China, ist es wichtig, die jüngsten Entwicklungen genau zu analysieren und mit dem eigenen aktuellen Kenntnisstand abzugleichen:

–              Noch dauert es einige Wochen, bis die neuen Zölle bindend sind, da die derzeit beförderten Güter nicht einbezogen wurden. Dieses Zeitfenster bietet die Möglichkeit für einen Deal – sofern beide Parteien daran interessiert sind.

–              Gestern gab China seine Reaktion auf die jüngsten Zollerhöhungen durch die Vereinigten Staaten bekannt. Zwar prüfen wir noch die Details, unser erster Eindruck ist jedoch, dass diese als „moderat“ einzustufen sind. Zwar ist der Umfang Chinas nicht mit dem der Vereinigten Staaten zu vergleichen, wir erachten diesen dennoch als sinnvoll und beachtlich. Die Schlüsselfrage ist weiterhin offen; wie wird US-Präsident Trump reagieren? Bevor China entsprechende Gegenmaßnahmen angekündigte, deutete einer seiner vielen Tweets weitere Vergeltungsmaßnahmen an. Zumindest könnten seine Drohungen eskalierend wirken, wie beispielsweise ein Erheben von Zöllen auf die restlichen 300 Milliarden US-Dollar. Die zurückhaltende Reaktion Chinas sollte den USA jedoch etwas Zeit einräumen, um den nächsten Schritt zu beurteilen. Man darf sich jedoch momentan durchaus die Frage stellen, ob die chinesischen Behörden, in Anbetracht der besseren Wirtschaftslage, derzeit überhaupt motiviert sind, einen Deal zu erreichen.

–              Importzölle auf die verbleibenden 300 Milliarden US-Dollar aus China zu erheben, könnte für Trump aus politischer Perspektive kostspieliger sein. Diese Zölle würden vor allem auf Mobiltelefone, Laptops und Spielzeug erhoben werden – Waren, die den Verbraucher unmittelbar treffen und somit überall spübar sind. Was jedoch nicht bedeutet, dass der US-Präsident deshalb davon ablassen würde. Es wäre jedoch deutlich kostspieliger und umstrittener im eigenen Land, was dazu führen könnte, dass es ist schwieriger ist, diese auf lange Sicht aufrecht zu erhalten. Die negativen Auswirkungen auf China dürften dennoch größer sein als die inländischen – und „hart gegen China“ zu sein, könnte im Vorfeld der Wahlen im Jahr 2020, eine favorisierte Botschaft sein.

–              Insgesamt wird  binnen der kommenden Wochen ein Deal zwischen den Vereinigten Staaten und China erwartet. Bei einem weiteren verschlechtern der Marktstimmung, erwarten wir für die kommenden Wochen eine erhöhte Volatilität sowie weitere Rückgänge an den Märkten. Darüber hinaus dürften die verschärften Handelsbeziehungen den Renminbi weiter drücken. Ohne eine Intervention der Behörden, könnte dies zu weiteren Spannungen im Handelsstreit führen. Wir vertreten weiterhin die Meinung, dass US-Präsident Trump einen nachhaltigen, starken Rückgang der Aktienmärkte vermeiden will. Zwar mag Trump Zölle, aber er liebt jedoch auch einen steigenden Aktienmarkt.

–              Sofern der momentane Zollsatz (25 Prozent auf 250 Milliarden US-Dollar aus China sowie die früheren Stahl- und Aluminiumzölle) beibehalten wird, China substanziell zurückschlägt, und mit Blick auf die makroökonomischen Effekte, erwarten wir derzeit in diesem Jahr einen Rückgang des US-BIP von 0,33 Prozent bis 0,4 Prozent. Andere Schätzungen sind wesentlich höher. Angesichts der stärkeren Abhängigkeit Chinas vom Handel werden die Auswirkungen auf das chinesische BIP nach unserer Ansicht etwa doppelt so hoch sein. Ein Anheben der Importzölle von 10 Prozent auf 25 Prozent, auf auf die 200 Milliarden US-Dollar, dürfte die Kerninflation in diesem Jahr um etwas weniger als 10 Basispunkte erhöhen. Wenn die Importzölle auf die restlichen 300 Milliarden US-Dollar ebenfalls auf 25 Prozent angehoben werden, könnte dies zu weiteren 20+ Basispunkten führen. Diese Schätzungen beinhalten jedoch nicht die Auswirkungen einer weiteren Eskalation des Handelsdisputs auf den Markt.

–              Grundlegend stimmen wir mit Chinas Vizepremier Liu He überein; die im Handelsabkommen dargelegten Ziele für den Kauf von US-Gütern durch China, sollten die tatsächliche Nachfrage des Landes widerspiegeln (für weitere Einzelheiten siehe “Auswirkungen eines Handels zwischen den USA und China: Wer gewinnt? Wer verliert?”).

Wie sehen wir die Dinge?

Nach unserer Einschätzung wollen beide Seiten trotz der jüngsten Eskalation eine Einigung erzielen. China will wahrscheinlich vermeiden, weitere wirtschaftliche Anreize anstoßen zu müssen, und damit verbunden, ein weiters Anhäufen von Schulden und Fremdkapital. Zeitgleich will Präsident Trump eine starke Wirtschaft und einen steigenden Aktienmarkt, um seine Wiederwahl im Jahr 2020 zu unterstützen (er hat überzeugend gezeigt, dass er mit Härte gegen China vorgeht). Es wird jedoch zunehmend schwieriger, von der derzeitigen Pattsituation zu einer konstruktiven Verhandlung zurückzukehren. Eine Möglichkeit den Stillstand zu durchbrechen ist, eine Art persönliche Intervention zwischen Präsident Trump und Präsident Xi. Selbst ein versönliches Telefonat zwischen, würde den Verhandlungen wahrscheinlich den nötigen Raum geben, um wieder auf Kurs zu kommen. Daher erwarten wir, dass die beiden Seiten in den nächsten sechs Wochen eine Vereinbarung treffen – das G20-Treffen Ende Juni in Japan sollte eine gute Gelegenheit dafür sein. Dennoch weisen die Risiken derzeit eindeutig auf längere und umstrittenere Ergebnisse hin.

 

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