Konjunkturelle Eintrübung sorgt für Abwärtsdruck der Renditen

 

Die konjunkturelle Abschwächung sorgt für Sorgenfalten bei den Notenbankern. „Die Notenbanken werden versuchen, sich der Abkühlung der Konjunktur entgegenstemmen: die Fed mit Zinssenkungen, die EZB durch Stillhalten“, sagt Sascha Werner, Portfoliomanager bei Moventum AM. In jedem Fall sei mit sinkenden Renditen zu rechnen. Je nach Situation kann eine Erhöhung der Duration für Anleger sinnvoll sein.

„Lange gingen die Märkte davon aus, dass die US-Notenbank 2019 noch mindestens einmal, wenn nicht sogar zweimal die Zinsen anheben würde“, sagt Werner. „Diese Erwartung hat sich gedreht.“ Mittlerweile sei sogar eine Senkung des Leitzinses in den USA nicht mehr auszuschließen. „Eine solche könnte gegen Ende 2019 anstehen und im kommenden Jahr könnten dann noch weitere Zinssenkungen folgen“, so Werner. Die EZB hat weniger Handlungsspielraum, Zinssenkungen sind in Europa nicht wirklich vorstellbar. Sicher sei, dass es zumindest nicht zu Zinserhöhungen komme, denkbar seien aber auch andere expansive Maßnahmen wie ein neues Rückkaufprogramm oder ähnliches.

„Für den Rentenmarkt heißt das: Es ist die Wende von der Wende“, sagt Werner. Parallel zu der im vierten Quartal beobachteten Schwäche der Aktienmärkte sind die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen von rund 3,25 Prozent auf bis zu 2,45 Prozent gefallen. Grund hierfür waren neben den Zinssorgen auch die Unsicherheiten um die weitere konjunkturelle Entwicklung.

Für die US-Märkte seien zunächst mehr oder weniger unveränderte Erträge im kurz- und langfristigen Laufzeitenbereich zu erwarten. „Etwas längerfristig gehen wir dann im Rahmen einer ersten US-Zinssenkung davon aus, dass die Zinsstrukturkurve wieder steiler wird“, sagt Werner. Die sinkenden Renditen bei US-Staatsanleihen mit Corporates oder High Yields ausgleichen zu wollen, sei keine gute Idee: „Wir erwarten, dass sowohl Unternehmensanleihen als auch High Yields zunächst seitwärts tendieren. Mittelfristig erachten wir beide als unattraktiv. Die Verschuldungsquoten steigen und die Bonität der Unternehmen dürfte sich im Zuge dessen verschlechtern“, analysiert Werner.

In Europa bietet sich für die Anleihemärkte ebenfalls kein sehr attraktives Umfeld. „In Euroland hat man als Investor die Qual der Wahl“, sagt Werner. „Während die Anleihen der Kernstaaten weiterhin nur sehr niedrige Renditen bieten und mit ihrer Safe-Haven-Funktion Absicherung gegen Stresssituationen bieten, locken die Papiere der Peripheriestaaten mit immer noch relativ attraktiven Renditen – wenn man bereit ist, die damit verbundenen Risiken zu tragen.“ Da aber weder der Brexit noch die Italien-Frage geklärt sind, erwarten wir nicht nur keine steigenden Renditen, sondern im Gegenteil sogar weiter rückläufige Renditen – insbesondere bei guten Bonitäten.

Interessanter dürften Emerging-Market-Anleihen sein: „Die Entwicklung von Schwellenlandanleihen wird zu einem großen Teil von der Entwicklung des US-Dollars und der US-Zinsen beeinflusst“, sagt Werner. „Wenn keine weitere US-Leitzinsanhebung zu erwarten ist und der US-Dollar nicht weiter steigt, sollten hiervon EM-Anleihen profitierten“, so Sascha Werner. „Sowohl aktuell wie längerfristig sehen wir das Segment positiv, insbesondere auch für Anleihen in Lokalwährungen.“

 

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