Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Die Vorfreude steigt. Denn getreu dem Motto „Alle Jahre wieder“ erreicht die Dividendensaison zwischen Kiel und Konstanz auch 2019 im April und Mai ihren alljährlichen Höhepunkt. Die Stimmung der Aktionäre, die aufgrund der zuletzt recht robusten Aktienmärkte ohnehin schon ein erfreuliches Niveau aufweisen sollte, könnte in den kommenden Wochen und Monaten daher zusätzlich beflügelt werden. Schließlich können sich Anleger hierzulande wohl einmal mehr über Rekorddividenden freuen. So werden alleine die 30 Unternehmen aus dem deutschen Leitindex DAX voraussichtlich rund 38 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausschütten – so viel Geld wie noch nie.
Sicherheit in unsicheren Zeiten
Dividendenstarke Aktien sorgen aber nicht nur für ein erfreuliches Rendite-Zubrot, sondern auch für zusätzliche Stabilität im Depot. Zahlreiche Studien zeigen, dass Unternehmen, die ihren Anteilseignern schon seit vielen Jahre eine konstante oder steigende Dividende bieten, eine vergleichsweise geringere Volatilität aufweisen und darüber hinaus auch konjunkturell herausfordernde Zeiten besser meistern. Vor allem in einem von zahlreichen Unsicherheitsfaktoren geprägten Umfeld wie derzeit, können Dividendenwerte also einen wertvollen Beitrag für den langfristigen Vermögensaufbau liefern. Zumal: Ein verlässlicher Dividendenwert kann Anleger auch vor impulsiven und vorschnellen Verkäufen schützen, die er womöglich später bereuen könnte. Schließlich wird sich ein Anleger zweimal überlegen, ob er sich nur wegen zunehmenden Kursschwankungen von seiner Aktie mit einer Dividendenrendite von beispielsweise 3-4 Prozent trennen soll.
Welch enormen Einfluss Dividenden für den langfristigen Anlageerfolg haben, zeigt beispielsweise ein Vergleich des DAX, der in der Regel als Performanceindex (inklusive Wiederanlage der Dividenden) veröffentlicht wird, und der Kursindex-Variante, bei der die Dividenden nicht berücksichtigt werden. So kommt der DAX-Performanceindex in den vergangenen zehn Jahren auf ein Plus von rund 190 Prozent, während der DAX-Kursindex im selben Zeitraum lediglich eine Rendite von etwa 108 Prozent aufweist.
Wo Chancen locken, lauern auch Gefahren
Doch Vorsicht: Laufen die Geschäfte eines Unternehmens schlechter als erwartet, kann die Dividende auch kräftig gekürzt oder schlimmstenfalls sogar komplett gestrichen werden. Alleine auf Basis der voraussichtlichen Dividendenhöhe sollten Anleger daher keine Anlageentscheidung treffen. Zwar schützen auch die folgenden Tipps nicht vor Enttäuschungen, doch reduzieren sie zumindest die Gefahr, auf den „falschen“ Dividendenwert zu setzen.
- Die Dividende ist nur ein Parameter, den Anleger bei der Aktienauswahl beachten sollten. Die Qualität des Managements, die langfristige Gewinnentwicklung und die Marktstellung des Unternehmens sind weitere wichtige zu analysierende Einflussfaktoren für den langfristigen Anlageerfolg.
- Die Dividende sollte aus dem laufenden Geschäft finanziert werden und nicht aus der Substanz stammen. Im Idealfall sollten bis zu 50 Prozent des Konzerngewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
- Unternehmen, die in der Vergangenheit eine konstante und steigende Dividende gezahlt haben, werden auch künftig alles daran setzen, um diesen Trend zu bestätigen. Mit sogenannten „Dividenden-Aristokraten“ – also Unternehmen, die über mindestens 25 Jahre die Dividende sukzessive erhöht haben – ist die Chance auf eine zumindest stabile Dividende besonders groß.
- Eine hohe Dividendenrendite klingt zwar verlockend, kann aber auch ein Warnzeichen sein – und zwar vor allem dann, wenn sie ausschließlich aufgrund eines Kurseinbruchs in die Höhe geschnellt ist.
- Ein Blick über die Landesgrenze hinweg kann sich lohnen, zählen deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich doch nicht gerade zu den spendabelsten Dividendenzahlern.
Wer die Titelauswahl und fortlaufende Beobachtung nicht selbst übernehmen und dies den Profis überlassen möchte, der kann auf globale Dividendenfonds zurückgreifen.
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