J.P. Morgan leitet Dammbruch ein

 

J.P. Morgan, die größte Bank der USA, kündigte am Donnerstag (14.02.2019) an, mit der Emission eines eigenen Stablecoins in Zukunft auf Blockchain-Abwicklungen zu setzen. Was zunächst nach einer Randnotiz aussieht, wird einmal als Dammbruch gewertet werden. „Damit katapultiert J.P. Morgan die Blockchain ins Zentrum der Finanzindustrie“, sagt Karsten Müller, Geschäftsführer der ChainBerry Asset Management GmbH.

Zum Verständnis: Die Logik der Blockchain ist perfekt geeignet, um etwa den Übertrag des Eigentums an Assets zwischen A und B zu ermöglichen. Ob reale Assets wie Immobilien und Firmenanteile oder Dienstleistungen und Rechte, alles lässt sich via Blockchain sicher transferieren – ohne Umwege und Mittelsmänner und damit auch ohne Banken. So bedeutet eine Transaktion auf der Blockchain, analog zu unserer traditionellen Welt, immer auch einen Tausch zwischen zwei Parteien. Und zwar vorzugsweise einen Tausch zwischen Ware und Geld.

Genau hier steckt die Schwierigkeit. Bei vielen Blockchain-Varianten wurde die Eigenschaft des digitalen Geldes als Tauschmittel mit weiteren Funktionalitäten vermischt. So wird das Tauschmittel „Bitcoin“ unter anderem auch eingesetzt, um Systemdienstleister wie die Miner zu entlohnen. Außerdem sind viele dieser Tauschmittel so strukturiert, dass sie zur Spekulation auf Wertsteigerungen anstacheln. Dennoch sollen diese Verrechnungseinheiten eine stabile Geldfunktion erfüllen. Das ist in vielen Fällen kontraproduktiv. Kein Mensch käme auf die Idee, mit einer Siemens-Aktie zum Bäcker zu gehen und zu bezahlen. Kein Unternehmen würde zu Spekulationszwecken genutzte Verrechnungseinheiten für das eigene Basisgeschäft nutzen, solange die Gehälter in Euro gezahlt werden müssen.

Hier kommen Stablecoins ins Spiel, technisch maßgeschneiderte Verrechnungseinheiten für die Blockchain, deren Umtauschverhältnisse fest an traditionelle Währungen geknüpft sind. Sie sind gewissermaßen die Verbindung zwischen der realen und der digitalen Welt. Sie sind das Scharnier zwischen Gegenwart und Zukunft.

Die Schöpfung von Stablecoins setzt allerdings die Unterlegung der Coins mit Euro, Dollar oder Yen voraus und hier liegt ein ideologisches oder gar philosophisches Problem, widerspricht doch eine Bindung an traditionelle Währungen dem libertären Gedanken der ehemaligen Technologie-Schöpfer. Und ja: Da steckt noch viel mehr Sprengstoff dahinter. Allein die Diskussion, inwieweit der dezentrale Grundgedanke der Blockchain bei solchen Vorhaben noch erhalten bleibt, könnte Bibliotheken füllen.

Doch der Pragmatismus wird siegen. J.P. Morgan wird seinen Stablecoin einführen und sehr viele Adressen werden sich daran orientieren. Sie werden auf dieser Grundlage ihr Geschäft auf die Blockchain abstellen. Der Damm ist gebrochen, Blockchain erobert die Welt.

Um Konflikten vorzubeugen, sollte durchaus die jeweilige Entstehungsgeschichte der Lager beleuchtet werden. Blockchain-Pioniere revolutionieren seit etwa zehn Jahren unsere Welt. Aus dieser Szene sind zahlreiche unerschrockene Gründer hervorgegangen. Viele große Unternehmen der Zukunft werden hier ihren Ursprung haben. Wer sich mit den Anfangsjahren von J.P. Morgan auseinandersetzt, wird viele Parallelen finden: Mutig, revolutionär und unerschrocken, das sind Eigenschaften, die für beide Fraktionen stehen. Vielleicht schreiben ja doch in Zukunft beide Parteien gemeinsame Geschichte.

 

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