In seinem neusten Marktkommentar erklärt Brad Tank, Chief Investment Officer bei Neuberger Berman, welche drei Szenarien eine Rezession hervorrufen könnten – dazu gehört die Entscheidung über den Brexit oder weitere Zinserhöhungen der US-amerikanischen Notenbank. Der gefährlichste Risikofaktor ist aber der Handelskonflikt zwischen den USA und China.

Was könnte 2019 eine Rezession auslösen? 

Brexit

Angesichts der Verfassungskrise in Großbritannien und der Tatsache, dass es nur noch knapp neun Wochen bis zum vereinbarten Austrittsdatum mit der EU sind, ist es nicht überraschend, dass der Brexit ein bekannter Risikofaktor ist.

Nach all den Dramen der letzten Woche kann man durchaus meinen, dass jetzt mehr Klarheit herrscht – solange man es als Klarheit werten möchte, dass Politiker das Problem in Westminster einfach aufschieben.

Für Neuberger Berman ist ein No-Deal-Brexit jetzt sehr viel unwahrscheinlicher geworden. Ein zweites Referendum scheint denkbar. Die britischen Wähler würden sich dann wohl zwischen drei Möglichkeiten entscheiden können: der weiteren Mitgliedschaft in der Europäischen Union, der Zustimmung zum ausgehandelten Austrittsvertrag und einem harten Brexit. Nötig wäre dann aber eine Verlängerung der Frist weit über den 29. März hinaus. Ein sofortiger Brexit drohte dann nicht, und somit auch keine Rezession.

US-amerikanische Notenbank

Die Zinserhöhungen der Fed lösten im letzten Jahr unter den Ökonomen die Angst vor einer möglichen Rezession aus, daher ist die US-amerikanische Notenbank ein weiterer bekannter Risikofaktor. Dennoch gehen wir bei Neuberger Berman schon seit mehreren Wochen davon aus, dass die Federal Reserve keine Gefahr darstellt.

Als wir diese These im Dezember erstmalig äußerten, war sie sehr mutig, denn die Haltung des Vorsitzenden Jerome Powell, die „Dot Plots“ der Fed und die Bilanzsummenverringerung waren besorgniserregend. Es war jedoch anzunehmen, dass es sich dabei nur um die üblichen Startschwierigkeiten eines neuen Fed-Chairman handelte.

Die Stimmungsumkehr seit dem Jahreswechsel ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Märkte nun auch zu dieser Einschätzung gekommen sind.

Krise in China?

Der gefährlichste Risikofaktor ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China – und damit einhergehend der immer stärkere Abschwung der chinesischen Wirtschaft. Wie sich der Konflikt entwickeln wird, ist schwer einzuschätzen, daher steht in den kommenden Monaten viel auf dem Spiel.

Letzte Woche kam es in nur 24 Stunden zu einer Rallye der asiatischen Märkte – nach der guten Nachricht, dass das chinesische Auslandsinvestitionsgesetz geistige Eigentumsrechte schützen soll und einem Rückschlag an den US-Märkten, als Gerüchte über eine baldige Anklage Huaweis vor einem US-Bundesgericht die Runde machten. China hadert noch immer mit der Verhaftung von Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou im Dezember – trotzdem wird Vizepremier Liu He kommende Woche die Handelsgespräche in den USA fortsetzen und seine Reise nicht absagen.

Investoren können mit Indiskretionen und Gerüchten bis zum Verhandlungstermin am 1. März rechnen. Außerdem ist davon auszugehen, dass sich die Fortschritte im Warenhandel wegen des Langfristkonflikts um die geistigen Eigentumsrechte in Grenzen halten werden.

In den letzten zwei Wochen hat China enttäuschende Handels- und Inflationsdaten vorgelegt, sodass die Lage jetzt wieder jener aus dem Jahr 2016 gleicht. Hinzu kommt, dass die chinesischen Automobilverkäufe letztes Jahr erstmals seit den 1990er-Jahren zurückgegangen sind. Doch zugleich gab die Regierung Steuersenkungen für kleinere Unternehmen in Höhe von 600 Milliarden Renminbi bekannt, das entspricht 90 Milliarden US-Dollar. Und die chinesische Notenbank hat an einem einzigen Tag 560 Milliarden Renminbi, also 83 Milliarden US-Dollar Liquidität ins Finanzsystem gepumpt, die größte derartige Intervention aller Zeiten.

China hat letztlich sehr viele Möglichkeiten, etwas gegen eine Rezession zu tun. Laut Peter Ru, unserem Experten für chinesische Anleihen mit Sitz in Shanghai, dürften die Konjunkturmaßnahmen aber frühestens im April oder Mai zu einem echten Aufschwung führen, der sich dann auch in den Einkaufsmanagerindizes zeigt.

 

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