Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ

 

Das Börsenjahr 2018 war wahrlich alles andere als ein einfaches für Aktionäre. Nach drei kräftigen Kurseinbrüchen, die sich im Frühjahr, Herbst und noch einmal kurz vor Jahresende ereigneten, rutschten die meisten Indizes auf Jahresbasis in ein zweistelliges Minus. Selbst der US-Aktienmarkt, einer der wenigen, der sich unter anderem aufgrund der US-Steuerreform bis ins vierte Quartal stabil gehalten hat, musste schlussendlich ein deutliches Minus hinnehmen. In Summe fegte die Baisse durch nahezu alle Branchen der globalen Aktienmärkte. Der US-amerikanische S&P-500 gab 2018 um rund 6 Prozent nach, während der DAX mit einem Verlust von etwa 18 Prozent das schlechteste Handelsjahr seit 2008 hinter sich hat.

Überraschenderweise schlugen sich die als schwankungsanfällig geltenden Technologietitel deutlich besser als der Gesamtmarkt. Und das nicht nur an der Wall Street, wo die im Frühherbst erreichte Billionenbewertung von Apple und Amazon zwar schon wieder passé ist, die großen Techkonzerne von der US-Westküste aber immer noch den Ton angeben und sich unter Börsianern weiterhin großer Beliebtheit erfreuen. Sondern auch in Frankfurt: Dort verlor der TecDAX von Januar bis Dezember mit gerade einmal 3 Prozent nur ein Sechstel dessen, was der DAX zu verdauen hatte. Damit übertrumpft der seit jeher stiefmütterlich behandelte Auswahlindex der 30 wichtigsten deutschen Technologiefirmen seinen großen Bruder nun sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig. Und unabhängig der allgemeinen Verunsicherung, die seit nunmehr Monaten auf die Stimmung drückt, bleiben die Perspektiven für den Technologiesektor aussichtsreich.

Digitalisierung sorgt für Kursfantasie

Autonomes Fahren, künstliche Intelligenz, Internet of Things, E-Mobilität – das sind nicht nur Schlagworte der vielfach beschworenen Digitalisierung. Es sind die Motoren einer ganz neuen wirtschaftlichen Dynamik. In den nächsten Jahren werden Anwendungen aus diesen Bereichen wohl nach und nach den Massenmarkt erreichen. Möglich machen das in erster Linie Technologieunternehmen – und zwar auch solche, die im TecDAX notiert sind.

So investiert SAP massiv in das Cloud-Geschäft; Infineon, Dialog Semiconductor und Siltronic als Zulieferer stellen die Chips für die smarten Autos und Dinge der Zukunft her und Wirecard profitiert von den veränderten Zahlungsgewohnheiten der Menschen. Hinzu kommen Spezialisten aus der Hochtechnologie, Software und Biotech. Die Potenziale sind enorm. Die deutsche Wirtschaft ist in Sachen Digitalisierung nicht so schlecht aufgestellt, wie es in der Öffentlichkeit den Anschein hat.

Volatil, aber attraktiv

Vorbei sind die Zeiten des Neuen Marktes, als Anleger den Sirenenrufen aus dem World Wide Web erlagen und Unternehmen ohne belastbares Geschäftsmodell ihr Kapital anvertrauten. Die Bewertungen sind nicht mehr astronomisch, befinden sich relativ betrachtet allerdings auf einem ambitionierten Niveau. Ebenso zuträglich ist die Indexumstellung aus dem vergangenen Herbst. Dass der TecDAX nun auch Einzelwerte aus DAX, M- und SDAX enthält, stabilisiert den Kurs zum einen, zum anderen dürfte er damit auch etwas aus dem Schatten der anderen Familienmitglieder treten.

Zwar können die neuen Schwergewichte im TecDAX wie SAP, Infineon oder Deutsche Telekom etwas mehr Ruhe in den Index bringen, allerdings sollten die Schwankungen auch in den nächsten Jahren höher ausfallen als beispielsweise die Bewegungen im DAX. Die attraktiven Renditechancen erkaufen sich Anleger also mit einem größeren Risiko. Um dieses Risiko zu reduzieren, sollten Investments im Technologiesektor als weitere Beimischung in einem breit diversifizierten Portfolio dienen.

 

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