Konjunktur: Eine weiche Landung
- Weiche Landung in den USA und weltweit
Schätzungen zufolge wird das amerikanische BIP-Wachstum 2019 von 3,5 auf etwa 2,0 bis 2,5 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig werden die Risiken durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China werden vermutlich nachlassen. Außerdem ist davon auszugehen, dass die US-Löhne weiter steigen, sodass die Unternehmensgewinne unter Druck geraten. Gegen einen stärkeren Inflationsanstieg sprechen aber die niedrigeren Rohstoffpreise. Alles zusammen könnte die Dollar-Aufwertung des Vorjahres und die moderaten globalen Liquiditätsbedingungen dämpfen und dazu beitragen, dass sich das Wachstum in den USA dem der übrigen Länder wieder annähert.
- Erholung außerhalb der USA
Dass sich die US-Wirtschaft 2018 anders entwickeln würde als die Wirtschaft der übrigen Länder war vorhersehbar. Etwas überraschend war aber der frühe Zeitpunkt, die Intensität und die lange Dauer der Divergenz. Momentan sieht es so aus, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China beruhigt und die chinesischen Konjunkturmaßnahmen Wirkung zeigen. Außerdem dürfte es in Japan, Europa und den Emerging Markets immer mehr Anzeichen für eine Erholung geben. Eine erneute Konvergenz scheint möglich – und kann unsere Einschätzung bestätigen, dass sich viele Volkswirtschaften noch in der Mitte des Konjunkturzyklus befinden, während in den USA bereits die Endphase begonnen hat.
- Die Notenbanken treiben die Bilanzkürzungen voran
Die US-amerikanische Notenbank wird die Zinsen zurückhaltender anheben als erwartet. Bei der Bilanzsteuerung werden aber keine Veränderungen erwartet, sodass die Liquidität weltweit abnehmen dürfte. Auch die Europäische Zentralbank wird wohl nicht erneut zum Quantitative Easing greifen und die Leitzinsen bis nach dem Sommer unverändert lassen.
- Politik und EZB: Europa im Blickpunkt
Im letzten Jahr fanden in den Schwellenländern und den USA wichtige Wahlen statt und der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskalierte. Zweifellos sorgen der Außenhandel, die chinesische Konjunktur und die zu erwartenden neuen Konflikte nach dem Sieg der Demokraten bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus noch immer für Risiken. Der Brexit, die italienischen Haushaltspläne, der Aufstieg der Populisten in Osteuropa, die schwache Regierung in Spanien und das Ende von Mario Draghis Amtszeit bei der EZB sprechen aber dafür, dass Politik und Notenbanken 2019 vor allem in Europa Schlagzeilen produzieren werden.
Anleihen: Eine willkommene Pause
- Die Fed legt im ersten Halbjahr 2019 eine Pause ein
Die Fed dürfte die Leitzinsen zumindest in der ersten Jahreshälfte unverändert lassen. Dennoch bleibt die Versuchung groß, etwas gegen den drohenden Inflationsdruck zu tun. Wenn aber den USA eine weiche Landung gelingt und Investoren mit risikobehafteten Titeln 2019 moderate Erträge erzielen, wird das darauf zurückzuführen sein, dass die Fed ihre Geldpolitik nicht zu stark strafft.
- An den Kreditmärkten dreht sich (erneut) der Wind
Letztes Jahr gingen wir davon aus, dass die Credit Spreads aufgrund der anhaltend niedrigen Ausfallquoten weniger stark auf Fundamentaldaten und stärker auf technische Entwicklungen reagieren würden. Bis Oktober und November 2018 war das auch der Fall. Danach wurde an den Märkten stärker differenziert, sowohl nach Sektoren als auch nach der Kreditwürdigkeit der Emittenten. Auch 2019 ist davon auszugehen, dass die Titelauswahl aufgrund des nachlassenden US-Wachstums ein wichtiges Thema bleibt. Chancenreich sind dann vor allem Titel mit mittlerer Kreditqualität und kurzen bis mittleren Laufzeiten.
Aktien: Wieder attraktive Bewertungen
- Die Entwicklung der Bewertungen sind entscheidend für die US-Aktienerträge
2018 war für US-Aktien das hohe Gewinnwachstum entscheidend, dem allerdings fallende Bewertungen gegenüberstanden. 2019 können Anleger vom Gegenteil ausgehen. Wenn der Konjunkturzyklus fortschreitet, wird die Entwicklung weniger berechenbar. In Neuberger Bermans Basisszenario geraten die Umsätze der Unternehmen wegen des nachlassenden Wachstums in den USA unter Druck, und die Gewinnmargen leiden ein wenig unter der Lohninflation. Zum Ausgleich dürften die zurzeit moderaten Bewertungskennziffern aber steigen.
- Besonders interessant sind vor allem Emerging-Market-Aktien
Die Endphase des Konjunkturzyklus mit moderaten Bewertungen könnte zu einer unerwartet guten Marktentwicklung in den USA führen. Noch besser könnten aber die Aussichten Japans, Chinas und der Emerging Markets sein – wegen ihrer noch günstigeren Bewertungen und weil die Konjunktur hier noch nicht in die Jahre gekommen ist. Erwartet man für 2019 keine weltweite Rezession, scheinen die Schwellenländer die interessanteste Region, da in Europa die politischen Risiken höher sind und die EZB weniger berechenbar.
Alternative Investments: Investoren werden wieder nach etwas Neuem suchen
- Größeres Interesse an unkorrelierten Strategien
Wenn die Marktvolatilität 2019 anhält und die Korrelationen zwischen den Assetklassen so eng bleiben wie im alten Jahr, können Anleger ihr Portfolio mit klassischen Anlagen immer weniger diversifizieren. Viele – wenn auch nicht alle – Hedgefondsstrategien haben ihre Gewinne vom Jahresbeginn 2018 zum Jahresende wieder abgegeben. Angesichts dieser Herausforderung ist es unwahrscheinlich, dass das Interesse an unkorrelierten Strategien und Absolute-Return-Konzepten nachhaltig abnimmt.
- Weniger Interesse an klassischen Private-Equity-Buyouts
Bei Private-Equity-Buyouts sind die Bewertungen – und die Fremdkapitalquoten – jetzt so hoch, dass höhere Bewertungskennzahlen kaum mehr möglich scheinen. Daher werden sich Private-Asset-Investoren jetzt vermutlich zunehmend für Alternativen interessieren und beispielsweise auf Co-Investments und Nischenanlagen wie Verbriefungen von Lizenzgebühren, sogenannten Royalty Streams, setzen. Interessant sind auch Private-Debt-Manager, die an volatilen Leveraged-Credit-Märkten noch Chancen finden.
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