An den Emerging Markets sorgen eine Reihe externer Faktoren für gedämpfte Stimmung.
Dazu gehören der Handelskrieg zwischen den USA und China, Währungsschocks durch die Aufwertung des US-Dollars sowie das Zurückfahren der lockeren Geldpolitik der Notenbanken. „Die von uns erwartete bevorstehende Eskalation der Zollpolitik zwischen den USA und China wird sich im kommenden Jahr auf den Welthandel niederschlagen“, sagt Irina Topa-Serry von Research & Investment Strategy bei AXA Investment Managers. Hintergrund: Die US-Regierung hat jüngst Zölle auf chinesische Waren im Volumen von 200 Milliarden US-Dollar verhängt. Die US-Zölle betragen bislang zehn Prozent, ab Januar 2019 sollen 25 Prozent erhoben werden. „Dies kann sich auch auf andere Regionen auswirken, da ein wesentlicher Teil der chinesischen Produkte nicht vollständig innerhalb des Landes gefertigt wird. Bis zu 30 Prozent der chinesischen Gesamtexporte entfallen auf die Weiterverarbeitung und Montage von Produkten. Im Zuge der Supply-Chain-Verbindungen könnte sich der Handelskrieg zwischen den beiden Großmächten auf andere Länder ausbreiten“, erläutert die Expertin.
Robuste Binnennachfrage
Dagegen dürfte die Binnennachfrage in den Schwellenländern robust bleiben. Die gesunden Bilanzen der privaten Haushalte, der stabile Arbeitsmarkt sowie der Nachholbedarf in großen Schwellenländern wie Brasilien und Indien sollten den privaten Konsum bis ins Jahr 2019 stützen. Darüber hinaus könne man davon ausgehen, dass die Wirtschaft einiger asiatischer Länder von fiskalischen Impulsen profitiert. Dazu zählten Indien, Indonesien, die Philippinen und Thailand – alles Länder, in denen es 2019 voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte Wahlen geben wird – sowie Korea und Malaysia. Im Gegensatz dazu sei bei Argentinien, Brasilien und der Türkei mit einer restriktiveren Haushaltspolitik zu rechnen.
Abschwung in Asien könnte sich durch Handelskonflikt verschärfen
Trotz dieser internen Impulse geht Irina Topa-Serry davon aus, dass sich der wirtschaftliche Abschwung in Asien auch 2019 fortsetzt. „Dieser Trend wird durch den globalen Handelskonflikt, der vor allem China, Korea, Taiwan, Thailand und Singapur in Mitleidenschaft ziehen könnte, angetrieben“, so die Expertin. Derweil dürften Indien und Indonesien weiterhin ein gesundes Wachstum verzeichnen, nachdem in den beiden Ländern wichtige Reformen umgesetzt wurden.
Ein Sorgenfall bleibe definitiv die Türkei, deren Wirtschaft 2018 brutal zum Stillstand gekommen sei. So äußerten sich die zunehmenden strukturellen Ungleichgewichte und die politischen Spannungen mit den USA in einer deutlichen Abwertung der türkischen Währung. „Die Türkei steuert in den kommenden drei Quartalen auf eine Rezession zu. Wir gehen für 2019 derzeit von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent aus – nach 3,5 Prozent in 2018“, unterstreicht die Expertin. Für Russland werde für 2019 und 2020 ein Wachstum von 1,8 Prozent erwartet. Die Konjunktur werde dort durch höhere Ölpreise und einer Erholung der Binnennachfrage gestützt.
Hoffnungsvoll für Lateinamerika
In Lateinamerika sind laut der Expertin die Volkswirtschaften der Andenländer Chile, Kolumbien und Peru weiterhin stark aufgestellt. „Die dort neu gewählten Regierungen versuchen derzeit, wichtige Reformen durchzusetzen, die sich auf die Förderung des Wirtschaftswachstums und Bekämpfung struktureller Ungleichgewichte konzentriert.“ Und während die mexikanische Wirtschaft 2019 – wie 2018 – um 2,2 Prozent wachsen dürfte, befinde sich Argentinien bereits in der Rezession. Als Gründe dafür sieht Topa-Serry die restriktiven Finanzierungsbedingungen und die im Rahmen der IWF-Kreditvereinbarung vereinbarten Haushaltskonsolidierung. Für Brasilien hingegen erwarte sie, dass das Land nach seiner stärksten Rezession aus seiner Lethargie erwacht. „Für 2019 prognostizieren wir ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, nach 1,5 Prozent 2018. Dies wird durch eine Erholung der Binnennachfrage gestützt.“ Jedoch sei noch eine entscheidende Hürde zu meistern: Der neu gewählte Präsident Jair Bolsonaro wird einen zersplitterten brasilianischen Kongress davon überzeugen müssen, dringende Strukturreformen zu verabschieden, um die Schuldenentwicklung des Landes auf einen nachhaltigen Kurs zu bringen. Der Erfolg dieser politischen Maßnahmen sei von erheblicher Bedeutung für die künftige Wirtschaft Brasiliens.
Wirtschaftswachstum hängt von politischen Entscheidungen ab
Das Ausmaß des globalen wirtschaftlichen Abschwungs werde vor allem in anfälligen Volkswirtschaften von der Qualität der politischen Resonanz abhängen. Andererseits dürfte das schwächere Wirtschaftswachstum eine weniger straffe Geldpolitik erforderlich machen. Zugleich müssen einige Notenbanken dennoch tätig werden, um ihre Währungen zu stabilisieren, insbesondere in der Türkei, Argentinien, Indien, Indonesien und auf den Philippinen. „Wie 2018 dürften sie sich auch 2019 auf Störungen der Märkte in Stressphasen konzentrieren und zugleich ausreichende Reservepuffer bereithalten“, so Topa-Serry.
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