Analyse Policen Direkt: Fast die Hälfte der deutschen Lebensversicherer können gesetzliche Reserven nicht primär bedienen

 

Bei 39 von 84 Lebensversicherern reichen die 2017 (2016: 30) erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht aus, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Knapp die Hälfte der Unternehmen muss sich dafür aus anderen Ertragsquellen wie Verwaltungskosten und Risikogewinnen bedienen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Analyse von Policen Direkt.

Bevor sich die Lage weiter verschärft, hat die Bundesregierung nun doch schon für 2018 die Zinszusatzreserve (ZZR) neu geregelt. „Gerade auch aus unserer Kundensicht ist das wichtig“, erläutert Policen Direkt-Chefaktuar Henning Kühl. „Für viele Versicherer wäre das sonst mittelfristig existenzbedrohend geworden.“ Ohne Neuregelung stünde der zusätzliche Kundennutzen durch die weiteren Reservierungen in keinem Verhältnis zum zusätzlichen Stress für den Versicherer. Kühl: „So hätte sich die Wirkung der ZZR in ihr Gegenteil gedreht.“

Analyse der Ertragslage: Warnsignal für Lebensversicherer und Kunden

Ein Beleg dafür und deutliches Warnsignal ist die Analyse der Ertragslage aus den aktuellen Werten von 2017: „Es zeigt sich, dass die Versicherer zunehmend Schwierigkeiten haben, mit ihren Kapitalanlagen ausreichende Erträge für Garantien inklusive Reserve zu erwirtschaften“, sagt Kühl. „Fast jeder zweite Versicherer zieht deshalb Risikogewinne und Kostengewinne heran oder löst Reserven auf. Diese Erträge führen dann nicht mehr zu zusätzlichen Ausschüttungen oder wie bei Risikoversicherungen zur Reduzierung der Beiträge.“

Die Neuregelung gilt bereits für das Geschäftsjahr 2018. Positive Auswirkungen sind deshalb bereits in diesem Jahr zu erwarten.

Vor der Bekanntgabe der Verzinsung für 2019: Bei den meisten geht es nicht um zusätzliche Überschüsse

Kühl: „Für den Großteil der Versicherer geht es auch mit der geringeren Belastung durch die ZZR darum, die Leistungsversprechen langfristig erfüllen zu können.“ Zum Jahresende geben Lebensversicherer traditionell ihre Überschussbeteiligung für das kommende Jahr bekannt.

Auch wenn für viele zusätzliche Überschüsse kein Thema sind, scheint die Talsohle bei der Verzinsung aber weitgehend durchschritten: „Wir erwarten in der Breite keine weiteren starken Kürzungen bei der Überschussdeklaration. Denn die würden fast nur noch das Neugeschäft betreffen. Die Garantien in den Beständen müssen nämlich ohnehin bedient werden“, erklärt Henning Kühl.

„Besonders finanzstarken Versicherern trauen wir zu, dass sie ihre Überschüsse konstant halten und auch Schlussüberschüsse zahlen.“ Die Solvenzquoten und die Solvenzberichte können hier zur Verdeutlichung herangezogen werden.

Schnell-Check für Verbraucher: Was erwirtschaftet mein Lebensversicherer?

Wie ernst die Lage gerade auch angesichts aktueller Meldungen rund um den Run-off von Versicherungsbeständen ist, zeigt die Analyse der Finanzstärke aus den Transparenzdaten nach Mindestzuführungsverordnung MindZV § 15. Um in Zeiten der Unsicherheit auf die gestiegene Nachfrage der Versicherten nach transparenten Informationen zu reagieren, bietet Policen Direkt auch 2018 den Online-Schnell-Check an. Henning Kühl: „Jeder Versicherte findet hier deutliche Hinweise, wie sein Lebensversicherer wirtschaftet.“

Die Finanzstärke sollte dauerhaft über 100 Prozent liegen. Darunter lohnt sich ein genauer Blick in die weiteren Pflichtangaben des Lebensversicherers und gegebenenfalls in die Solvenzberichte inklusive Solvenzquoten.

Hinweis: Die Garantien sind derzeit bei allen Lebensversicherern sicher. Ein negatives Kapitalergebnis darf mit einer anderen positiven Ergebnisquelle wie zum Beispiel den Risikogewinnen und Gewinnen aus Verwaltungskosten subventioniert werden.

Ertragslage alleine ist kein Grund für vorzeitige Beendigung des Vertrages

Fakt ist: Eine einzelne Kennzahl kann ein umfassendes und qualifiziertes Rating sicherlich nicht ersetzen. Gerade für Gesellschaften, die keine Ratings bestellen, liefert sie aber aufschlussreiche Einblicke. Dies gilt vor allen Dingen für die Kombination der Angaben zu den Ertragsquellen mit weiteren Veröffentlichungspflichten wie den Solvenzberichten inklusive Solvenzquoten und den jährlichen Standmitteilungen. Kühl: „Sämtliche Transparenzpflichten gelten für Erstversicherer wie auch für Run-off-Plattformen und werden weiter an Bedeutung gewinnen.“

Policen Direkt beobachtet, dass viele Kunden aufgrund der Nachrichtenlage eine Kündigung ihrer Police in Betracht ziehen. Eine Verschlechterung der Finanzstärke stellt für sich genommen keinen hinreichenden Grund für die vorzeitige Beendigung des Vertrages dar. „Wenn Lebensumstände es aber erfordern, dann ist in jedem Fall der Verkauf der Police auf dem Zweitmarkt, bei Anbietern wie Policen Direkt, die bessere Alternative“, erklärt Henning Kühl.

Der Online-Schnell-Check von Policen Direkt:

Policen Direkt hat die Übersichtstabellen zur Mindestbeteiligung der Versicherten an den Erträgen zusammengestellt. Sämtliche Lebensversicherer müssen diese Pflichtangaben nach MindZV §15 bis spätestens Ende September des Folgejahres veröffentlichen. Bei Policen Direkt finden Kunden und Makler die Daten der vergangenen vier Jahre und können damit – anders als auf der Website des Versicherers – mögliche Trends im zeitlichen Verlauf erkennen.Die Tabellen stehen auf http://schnellcheck-lv.de zur Verfügung

 

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