Anna Stupnytska, globale Volkswirtin bei Fidelity International, erläutert mögliche Auswirkungen der US-Midterm-Wahlen auf die Märkte:
Von den bevorstehenden US-Midterm-Wahlen erwarten wir zwar keine drastischen Änderungen der aktuellen US-Politik, aber einige moderate Auswirkungen für die Wirtschaft und die Märkte.
Basisszenario: Gespaltener Kongress
Unser Basisszenario ist ein gespaltener Kongress, also ein demokratisches Repräsentantenhaus und ein republikanischer Senat. Auf kurze Sicht ist die demokratische Kontrolle des Hauses bereits weitgehend von den Märkten eingepreist. Die Reaktionen können jedoch durch die Höhe des erwarteten Siegs der Demokraten beeinflusst werden. Wenn die Demokraten besser abschneiden als erwartet, könnte eine kleine Rallye bei US-Staatsanleihen folgen. Schneiden sie schlechter ab, könnte das einen kurzfristigen Ausverkauf zur Folge haben. Die Auswirkungen für US-Aktien dürften negativ sein, wenn die Demokraten nach oben hin überraschen bzw. positiv, wenn die Demokraten unterdurchschnittlich abschneiden. In beiden Fällen sind die Reaktionen jedoch wahrscheinlich nur von kurzer Dauer.
In unserem Basisszenario rechnen wir damit, dass sich das US-Wachstum abschwächt und unter dem aktuellen Bloomberg-Konsens von 2,5 Prozent 2019 und 1,9 Prozent 2020 liegen wird. Haupttreiber dafür sind der nachlassende fiskalische Stimulus und eine restriktivere Finanzpolitik. Auch der US-Dollar sollte an Stärke verlieren. Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen dürften 2019 bei 3,2 Prozent liegen.
Szenario 2: Die Republikaner behalten ihre Mehrheit
In diesem Fall dürfte die Politik mit Blick auf die Steuerreform 2.0, eine erwartete zweite Kürzungsrunde durch die Regierung Donald Trumps, wachstumsfreundlicher sein. Im Vergleich zu dem Steuerimpuls aus dem Jahr 2018, der sich aus den ersten Steuersenkungen ergab, dürfte das Ausmaß jedoch gering sein.
Die fortgesetzte republikanische Kontrolle beider Kongresskammern würde als marktfreundlich angesehen werden. Wir würden eine positive Reaktion auf Aktien erwarten, da die Möglichkeit einer weiteren Steuersenkungsrunde eingepreist wird, obwohl die Aussicht auf eine höhere Inflation und höhere Zinsen mittelfristig einen gewissen Ausgleich bieten könnte. Die Renditen sollten sich am langen Ende nach oben bewegen. Die Stärke des US-Dollars sollte anhalten.
Szenario 3: Demokraten gewinnen in beiden Kammern
Gewinnen die Demokraten in beiden Kammern, ist es schwieriger, die kurzfristigen Auswirkungen auf Wirtschaft und Märkte abzuschätzen. Der Wachstums- und Inflationsverlauf dürfte sich kaum von unserem Basisszenario unterscheiden, vor allem deshalb, weil Änderungen der Politik, einschließlich der Aufhebung von Steuersenkungen, möglicherweise erst nach 2020 wesentliche Auswirkungen haben werden. Dies wäre ein ungünstiges Szenario für die Märkte, insbesondere für Aktien und den US-Dollar, wohingegen eine Rallye an den Rentenmärkten folgen könnte. Kontrollieren die Demokraten beide Kammern, würde sich das vermutlich positiv auf Risiken auswirken, da Handelskonflikte oder andere Unsicherheiten beseitigt würden.
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