Währungsabwertungen in Schwellenländern belasten Performance von Lokalwährungsanleihen

 

Nach stürmischen Zeiten am Markt für in Lokalwährung begebene Schwellenländeranleihen zeichnet sich ein Hoffnungsschimmer ab, zumindest für langfristige Investoren. Davon ist Fran Rodilosso, CFA & Head of Fixed Income ETF Portfolio Management bei VanEck, überzeugt. Denn ausgerechnet die jüngsten Währungsabwertungen, die verantwortlich für die Kursverluste waren, könnten langfristig dazu beitragen, Bedingungen für eine Erholung zu schaffen.

Der jüngste Abverkauf von Lokalwährungsanleihen war für Anleger schmerzhaft: Seit Jahresbeginn haben sie Kursverluste von zehn Prozent hinnehmen müssen, die fast ausschließlich durch Währungsabwertungen verursacht wurden. Rund ein Drittel aller Währungen im JP Morgan GBI-EM Global Core Index haben gegenüber dem US-Dollar mehr als zehn Prozent verloren (Stand: am 21. September 2018).

„Eine schwächelnde Währung kann eine Art selbstheilenden Effekt auf die Auslandskonten eines Landes haben“, sagt Rodilosso. „So können etwa die exportierbaren Güter eines Landes wettbewerbsfähiger gestaltet, die Importkosten erhöht und die Inlandsnachfrage gedämpft werden, was zur Abkühlung einer überhitzten Wirtschaft beitragen kann.“ Damit könne ein Leistungsbilanzdefizit verringert werden, was zu einer ausgewogenen Wirtschaft beitrage. Für ein Land wie die Türkei, das derzeit nicht nachhaltige Wachstumsraten und ein beträchtliches Leistungsbilanzdefizit aufweist, könne die aktuelle Schwäche der Landeswährung laut dem Anleihenexperten erhebliche und rasche Auswirkungen haben.

Währungsabwertungen bergen jedoch auch Risiken

Das heiße jedoch nicht, dass die rapide Währungsabwertung eines Landes alleine ausreichend Unterstützung für eine Erholung biete oder dass sie nicht sogar andere nachteilige Auswirkungen habe. „Das Pendel kann sicherlich auch sehr weit auf die andere Seite ausschlagen“, so Rodilosso. „Wenn sich das Wachstum verlangsamt oder die Wirtschaft sogar schrumpft und die Inflation möglicherweise steigt, muss ein Land wahrscheinlich einen Teil seiner Devisenreserven aufwenden, um die Landeswährung gegen extreme Schwächen zu verteidigen, was die Notwendigkeit für eine kurzfristige Finanzierung und damit seine Anfälligkeit weiter erhöhen kann.“ Aufgrund der Möglichkeit eines Landes, seine eigene Währung nachzudrucken, sei das Ausfallrisiko für Inhaber von Lokalwährungsanleihen jedoch vergleichsweise gering. Höher sei das Kreditrisiko für Inhaber von Hartwährungsanleihen, da die Erfüllung dieser Verbindlichkeiten für die Emittenten entsprechend schwieriger werde. Allgemein könne der rasche Rückgang einer Währung Bedingungen schaffen, die zu voreiligen politischen Entscheidungen und Veränderungen sowie gesellschaftlichen Unruhen beitragen.

Unter der Annahme angemessener politischer Reaktionen von Regierungen und Zentralbanken – und sonst gleichen Bedingungen – können verbesserte Außenbilanzen jedoch die betroffenen Währungen unterstützen. „Vor einigen Jahren erlebte der Markt eine derartige Erholung in verschiedenen Schwellenländern, darunter Südafrika, Indonesien und die Türkei“, erinnert Rodilosso. Die Fundamentaldaten in den Schwellenländern seien im Vergleich zu vergangenen Phasen mit hohen Währungsvolatilitäten generell besser. Daher gäbe es Grund für die Annahme, dass die jüngsten Währungsabwertungen den Grundstein für eine Erholung bilden könnten. „Wie jedoch insbesondere die Türkei gezeigt hat, benötigt es dafür einer Geld- und Finanzpolitik, welche die langfristige Gesundheit der Wirtschaft fördert und nicht nur kurzfristige politische Vorteile bringt“, schließt Rodilosso.

 

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