Die Deutsche Börse AG ändert wichtige Kriterien führender Aktienindizes.
Eine entscheidende Neuerung ist das Ende des TecDAX als eigenständiger Aktienindex für Technologiewerte. Die Änderungen haben Auswirkung auf viele Anlegerdepots. Börsianer sollte deshalb ihre Strategie prüfen.
Haben Sie Aktienwerte wie Deutsche Telekom, SAP oder Infineon in Ihrem Depot? Oder sind Sie in einen ETF auf den TecDAX investiert? Dann sollten Sie die zum 24. September 2018 anstehenden Änderungen am deutschen Aktienmarkt unbedingt beachten. Denn an diesem Tag treten Änderungen für die Aufnahme von Unternehmen in die Indizes MDAX, SDAX und TecDAX in Kraft.
Aktien können in mehreren Indizes gelistet sein
Neu ist die Aufhebung der bisherigen Trennung nach den Segmenten Technologie-Aktien und Klassik-Aktien. „Künftig können sich die Segmente mischen und Unternehmen gleichzeitig in mehreren Aktien-Indizes gelistet sein“, erklärt Tom Friess, Geschäftsführer des VZ VermögensZentzrums. Das heißt, Gesellschaften des Technologie-Sektors finden nunmehr auch Aufnahme in den Sektor der mittelgroßen Aktien, MDAX, sowie den Index für kleinere Unternehmen, SDAX. Andererseits können DAX-Unternehmen, die dem Technologie-Sektor zugeordnet sind, auch im TecDAX gelistet sein.
Simulationen zeigen, dass nach aktuellem Stand 13 im TecDAX geführte Unternehmen in den MDAX wechseln werden, zum Beispiel Quiagen, United Internet und Healtineers. Andersherum rücken die DAX-Werte SAP, Infineon und Deutsche Telekom zugleich in den TecDAX ein.
MDAX und SDAX werden größer
Eine weitere Änderung zeigt sich bei den Indexgrößen. Die Deutsche Börse AG stockt die Anzahl der Aktienwerte in den Indizes MDAX und SDAX auf: Der MDAX steigt von 50 auf 60 Unternehmen, der SDAX von 50 auf 70. Durch die Aufstockung sollen die Indizes repräsentativer werden und zugleich die hohe Liquidität und Handelbarkeit der Indizes sichergestellt sein. DAX und TecDAX bestehen weiterhin aus 30 Unternehmen.
Was bedeuten die Änderungen für Anleger?
Der TecDAX bekommt künftig eine neue Rolle als Mischindex. Unternehmen, die dem Technologiesektor zugeordnet werden, sind nicht mehr exklusiv in diesem Index vertreten, sondern nur noch zusätzlich. Tech-Werte können nun auch im DAX, MDAX oder SDAX gelistet sein. „Die Änderungen haben zur Folge, dass der TecDAX künftig von Börsenschwergewichten aus dem DAX und MDAX dominiert werden wird, kleine, innovative Tech-Unternehmen werden es schwerer haben, Eingang in den Technologie-Index finden“, sagt Friess.
Die Anpassungen haben auch Auswirkung auf die Volatilität der Indizes. Durch die Aufnahme der Technologie-Werte ist zum Beispiel eine höhere Volatilität im MDAX zu erwarten, andererseits sollte sich durch den Einzug von Börsen-Schwergewichten wie der Deutschen Telekom die Schwankungsintensität des TecDAX verringern. Gemeinsam mit Wirecard und Qiagen werden die Aktien-Schwergewichte künftig fast die Hälfte der Indexentwicklung des TecDAX bestimmen.
Depotprüfung zeigt möglichen Handlungsbedarf
Anleger, die in diese Indizes investiert sind, sollten in den kommenden Wochen die Entwicklung der Indizes beobachten und prüfen, ob die Umstellungen reibungslos über die Bühne gehen. Zugleich weist Friess darauf hin, dass die Indexneuerungen Auswirkungen auf die Diversifikationsmöglichkeiten haben werden. „Wer Technologie-Aktien oder ETFs auf den TecDAX in seinem Depot hat, kann mit diesen Titeln künftig nur noch eingeschränkt seine Investitionsbandbreite erhöhen, da sich die Diversifikationseffekte gegenüber den klassischen Aktien-Indizes verringern.“
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