Viele Immobilienfinanzierer haben Schwierigkeiten / Geschäftsmodell wird riskanter

 

Die Bausparkassen haben ihren einst milliardenschweren Notfallfonds im vergangenen Jahr um gut die Hälfte geleert. Das hat das Wirtschaftsmagazin ‘Capital’ (Ausgabe 10/2018, EVT. 20. September) auf der Basis der Geschäftsberichte errechnet. Demnach sanken die Finanzpolster in den Fonds zur “bauspartechnischen Absicherung” im Jahr 2017 von anfangs 1,34 Milliarden Euro auf 637 Millionen Euro. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, wären die meisten Reserven Ende dieses Jahres aufgebraucht.

Die Kapital-Erosion zeigt die Probleme vieler Bausparkassen, die unter den niedrigen Zinsen leiden, zugleich aber hohe Zinszusagen aus alten Verträgen erfüllen müssen. Die Notfall-Fonds waren Anfang der 90er Jahre eingerichtet worden, damit die Kunden ihre Darlehen stets schnell ausgezahlt bekommen. Seit 2015 dürfen die Bausparkassen diese Reserven aber auch einsetzen, um Engpässe im laufenden Geschäft abzufedern, die die Niedrigzinsen verursacht haben. Der Verband der privaten Bausparkassen bezeichnet die Entnahmen als Beitrag “zur weiteren Stabilisierung” des Geschäfts.

Laut ‘Capital’ hat die Bauspar-Tochter des Versicherers Debeka ihren Notfall-Fonds inzwischen komplett geleert. Zudem richtet sich die Debeka darauf ein, ihrer Bausparkasse 2019 Kapital nachzuschießen. Auch bei der Postbank-Tochter BHW Bausparkasse, der Aachener Bausparkasse, der Signal-Iduna Bauspar und der Deutscher Ring Bausparkasse sind diese Reserven ganz bzw. fast aufgebraucht, teils sind mit den Notfonds die Erträge aufgebessert worden. Viele Kassen nutzten die Fonds aber auch dafür, ihr Eigenkapital aufzustocken. So buchte etwa Schwäbisch Hall 425 Millionen Euro aus der Reserve um.

Das zeigt den grundsätzlichen Wandel der Branche, denn: Mit höherem Eigenkapital können die Kassen mehr Geld über gewöhnliche Immobilien-Kredite vergeben, um halbwegs Geschäft zu machen, während klassische Bauspar-Darlehen derzeit teuer und unbeliebt sind. Wüstenrot etwa hat zwei Milliarden Euro über Bauspar-Darlehen verliehen, aber 17 Milliarden Euro über sogenannte außerkollektive Darlehen. Jedoch sind die gewöhnlichen Immobilien-Kredite riskanter: Sie haben oft ein größeres Volumen als Bauspar-Darlehen, bei denen es häufig nur um einige zehntausend Euro geht.

 

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