Verena Wachnitz, Portfoliomanagerin, Latin America Equity Fund bei T. Rowe Price kommentiert die Situation in Argentinien:
„Obwohl die jüngsten Turbulenzen in der Türkei viele landesspezifische Ursachen haben, haben sie Auswirkungen auf Argentinien, da die Wirtschaft des Landes ähnliche Schwachstellen aufweist: ein Doppeldefizit – ein Haushaltsdefizit bei gleichzeitigem Leistungsbilanzdefizit – und einen hohen externen Finanzierungsbedarf. Entwickelte sich der argentinische Peso im letzten Monat zunächst stabil, litt die Währung jüngst wieder unter der Nervosität der Anleger um die türkische Lira. Dies rief eine schnelle Reaktion der argentinischen Währungsbehörden auf den Plan, die die kurzfristigen Zinsen um 500 Basispunkte auf 45 Prozent erhöhten.
Die argentinische Zentralbank kündigte darüber hinaus einen Plan zum Abbau ihrer kurzfristigen Wertpapiere an (auch bekannt als Lebacs). Diese Instrumente zur Stabilisierung des lokalen Währungsmarktes wurden zu einer zunehmenden Gefahr für die Finanzstabilität, da sie auf 32 Milliarden US-Dollar angewachsen waren, das sind 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wenngleich dies sinnvolle Maßnahmen gegen die derzeitigen Turbulenzen sind, wird Argentinien weiterhin den globalen Finanzmarktbedingungen ausgeliefert sein. Und Präsident Mauricio Macri und sein Team setzen ihren Kampf gegen die wirtschaftlichen Schwachstellen fort. Argentinien muss die Haushaltsanpassungen umsetzen, die mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) während der jüngsten Wirtschaftskrise vereinbart wurden. Auch wenn in diesem Zusammenhang hohe Realzinsen notwendig sein könnten, sind diese ein zweischneidiges Schwert, da sie das Wirtschaftswachstum belasten. Bis wir Anzeichen für eine ausreichende Haushaltskonsolidierung sehen, wird unser Ausblick auf Argentinien verhalten bleiben.
Der „Notebook-Skandal“ in Argentinien, ähnelt in Umfang und Auswirkungen dem brasilianischen Korruptionsskandal „Lava Jato“ um Petrobras. Wir sind aber zuversichtlich, dass dessen Auswirkungen weniger gravierend sein werden als dies in Brasilien der Fall war. Der Skandal betrifft in erster Linie Personen aus der früheren argentinischen Regierung und keine aktiven Amtsträger wie in Brasilien. Diese Entwicklungen verringern die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen politischen Comebacks der ehemaligen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner. Zugleich ist noch nicht absehbar, ob der Skandal die Aussichten des derzeitigen Präsidenten Macri verbessern wird. Für ihn wird der entscheidende Aspekt sein, wie sich die Wirtschaft bis zu den Präsidentschaftswahlen im Oktober 2019 entwickeln wird.“
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