Marktkommentar von Lars Reiner, Gründer und Geschäftsführer des digitalen Vermögensverwalters Ginmon

Angela Merkel reist in die Vereinigten Staaten, um mit Präsident Donald Trump über die wichtigsten Krisen zu sprechen, die uns derzeit bedrohen: der Handelsstreit zwischen den USA und Europa, die Krise in Syrien und der Atomkonflikt im Iran.

Sollte es keine Einigung geben oder – noch schlimmer – sollte die Lage weiter eskalieren, so könnte dies für enorme Unsicherheit sorgen – und die Börsen schnell auf Talfahrt schicken. Häufig reicht ein Auslöser und die Kurse brechen kurzfristig ein, Angst macht sich breit und einige Anleger ziehen panisch die Reißleine.

Börsenweisheiten scheitern an der Umsetzung

Sollte es zu einer Verschärfung der Krisen kommen – was wir nicht hoffen – wie sollte man da als Anleger reagieren?

Häufig werden Anlegern in solchen Situationen die klassischen Börsenweisheiten empfohlen. Eine davon lautet: „Kaufe, wenn die Kanonen donnern.“ Oder wie Warren Buffett es sagte: „Sei ängstlich, wenn die anderen gierig sind, sei gierig wenn die anderen ängstlich sind.“ Mit anderen Worten: Kaufe und verkaufe antizyklisch. Schwimme gegen den Strom.

Das ist jedoch viel leichter gesagt als getan.
Denn gegen antizyklisches Handeln sprechen zwei Dinge: Das Herdenverhalten des Menschen und seine Emotionen. Psychologie des Menschen widerspricht vielen Börsenweisheiten

Wie Robert B. Cialdiani in seinem Buch „Die Psychologie des Überzeugens“ ausführt, richten Menschen ihr Handeln oft an dem Handeln anderer Menschen aus – vor allem in unbekannten Szenarien. Wir alle kennen es, wenn wir in neue Gesellschaften oder Kulturen kommen: Wir ahmen das Verhalten der anderen nach und sind so auf der sicheren Seite.

An der Börse ist dies nicht anders: Vor allem in Krisensituationen und bei Crashs herrscht große Unsicherheit – und gerade dann schauen Anleger wie sich andere Anleger verhalten. Da aber fast alle nicht wirklich wissen, was sie tun, herrscht eine kollektive Unwissenheit, die häufig zu Überreaktionen an der Börse führt.

Dem berühmten Phänomen „Herdentrieb“ kann ein Anleger in solchen Situationen nicht einfach widerstehen – da hilft auch eine Börsenweisheit von Warren Buffett wenig. Egal wie logisch diese auch klingt: der Druck – bei Krisen zu verkaufen – ist häufig stärker.

Emotionen siegen über Verstand

Weiterhin spielen Emotionen in Krisensituationen immer eine Rolle. Die Wenigsten behalten ihre Nerven im Griff und handeln mit einem Pokerface an der Börse. Im Zweifel gibt man der Angst nach und verkauft zyklisch – auch wenn man die Ratschläge der Börsengurus kennt.

Entscheidungen trifft der Mensch nämlich häufig emotional – und begründet sie, wie Cialdini ebenfalls herausgefunden hat, häufig im Nachhinein erst rational. Der erste Impuls ist bei den meisten Anlegern deshalb zu verkaufen, wenn die Kanonen donnern. Ratschlag hin oder her: Am Ende überschatten Emotionen jegliche Börsenweisheit.

Wie man Börsenweisheiten effektiv umsetzen kann

Börsenweisheiten und Ratschläge stoßen häufig auf großen Anklang, doch im Ernstfall scheitert es an der Umsetzung. Denn nur die Wenigsten können psychologische Effekte und Emotionen auf Knopfdruck ausschalten. Das kann nur ein Algorithmus – ein digitaler Vermögensverwalter.

Politische Börsen haben kurze Beine – diese Börsenweisheit kennt mittlerweile jeder Anleger. Trotzdem lassen sich immer noch zu viele Investoren von diesen kurzen Beinen vors Schienbein treten und zum übereifrigen Verkauf verleiten. Eine ruhige Hand ist hier gefragt.

Wie Benjamin Graham schon sagte: „Geduld ist die oberste Tugend eines Investors“. Und in Sachen Geduld sind Maschinen uns Menschen deutlich überlegen.

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