Marktkommentar von Mark Holman, CEO von TwentyFour Asset Management

Der aktuelle Konjunkturzyklus dauert bereits sehr lange an. Deswegen muss er sich aber nicht zwangsläufig seinem baldigen Ende nähern. Denn tatsächlich sehen die Indikatoren trotz der fortgeschrittenen Phase recht gut aus, wenn wir uns die Daten näher anschauen.

Bei der Bestimmung, wie nahe wir uns am Ende des aktuellen Konjunkturzyklus befinden, können wir uns an der Form der Renditekurve orientieren, die, neben vielen anderen Faktoren, ein populärer Marktindikator ist. Anhand unseres unten beigefügten Ampelsystems möchten wir eine Vorstellung vermitteln, welche weiteren Faktoren für unsere Bewertung eine wichtige Rolle spielen.

Am unteren Ende des Ampelsystems findet sich der Indikator “Surprise or Shock to the
system”, der immer wieder einmal auf gelb oder rot steht. Es braucht jedoch weit mehr, um die wirtschaftliche Gesamtsituation am Rande einer Rezession oder in eine solche übergehen zu sehen. Als Beispiel kann hier das Brexit­ Referendum des Vereinigten Königreiches genannt werden, wo über Nacht die Ampel von grün auf rot umgestellt wurde. Dennoch ist das Vereinigte Königreich nicht in eine Rezession gerutscht. Der Grund dafür liegt in der außerordentlich guten Aufstellung des Bankensystems und der daraus resultierenden Fähigkeit, schlechte Nachrichten aufzufangen. Anders hätte dies dagegen ausgesehen, wenn die Ampel bereits vorher auf gelb oder rot gestanden hätte. In diesem Fall hätte der Brexit wahrscheinlich eine Rezession ausgelöst.

Der Grund der Mitteilung liegt darin, dass wir uns aus aktuellem Anlass dazu gezwungen sehen, unsere für die USA vormals grüne Ampel beim Indikator “Surprise or Shock to the system” auf gelb umzustellen. Diese Umstellung hat zwar nur eine Warnfunktion und ist zudem noch weit von einer weiteren Umstellung auf rot entfernt, aber sie bedeutet auch, nun wachsam sein zu müssen. Als Ursache der Umstellung unseres Ampelsystems von grün auf gelb ist die Möglichkeit eines drohenden Handelskrieges zu nennen. Kurzfristig gesehen wirken protektionistische Maßnahmen ausschließlich inflationär, was an sich auf die Verschärfung der finanziellen Bedingungen einen zusätzlichen Druck ausüben dürfte. Wenn jedoch als Reaktion auf die Einführung der US­Strafzölle die globalen Reaktionen eskalieren und in Folge dessen Gegenzölle erhoben werden, dürfte dies sicherlich das globale Wachstum empfindlich treffen. Welche Auswirkungen dies auf die Weltwirtschaft haben könnte, ist im aktuellen Stadium allerdings schwer zu sagen. Anleger tun jedoch gut daran, die weitere Entwicklung genau zu beobachten.

Die Reaktion auf den überraschenden Rücktritt von Gary Cohn, vormals Wirtschaftsberater von US­Präsident Donald Trump, war bisher überwiegend gedämpft. Allerdings wirft sein Abgang die Möglichkeit auf, dass Trump noch weitere Maßnahmen ergreifen könnte, die der Markt nicht gut verkraften wird. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass Gary Cohn nicht daran interessiert war, Teil eines politischen Fehlers zu sein.

Während für die Märkte im letzten Monat das wichtigste Thema die Reflation gewesen ist, dürfte in diesem Monat mit aller Wahrscheinlichkeit ein drohender Handelskrieg im Mittelpunkt stehen. Aus Investorensicht ist es wünschenswert, dass die Ampel wieder auf grün zurückspringt.

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